„Gedenken heißt handeln“, sagt Terry Schwarztberg von der Initiative Stolpersteine für München e.V. Mit zahlreichen Helfern setzt er sich dafür ein, dass München seine einstigen jüdischen Nachbarn nicht vergisst, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Sechs neue Stolpersteine wurden dafür jüngst am Wohnhaus in der Volkartstraße 40 verlegt. „Sehr bewegt“ sei er gewesen, sagt Hauseigentümer Christoph Pöppinghaus, als er von den Biographien und Schicksalen der früheren Hausbewohner erfuhr, weswegen er die Erinnerung an sie in Form der Stolpersteine unterstützte. Bei einer feierlichen Zusammenkunft vor dem Haus wurden die Gedenksteine nun freigegeben und mit einem Kaddisch (Gebet im Judentum) an die Verstorbenen gedacht.
Sechs goldene Quadrate am Fuße des Wohnhauses in der Volkartstraße 40 tragen folgende Namen: Maria Aub, (geb. Kupfer), Hedwig Mayer (geb. Kupfer), Alice Steudler (geb. Weinschenk), Cäcilie Zirele Veit (geb. Zinn), Thilde Veit und Hermann Veit. Die sechs Stolpersteine, versehen mit Lebens- und Sterbedaten, erinnern einerseits an die sechs Hausbewohner, die Opfer der Nationalsozialisten wurden und mahnen zugleich gegen das Vergessen. „Es geht um das Leben, um das Weiterleben der Erinnerung“, sagt Initiator
Terry Schwartzberg. „Stolpersteine sind Lebenszeichen“. Der US-Amerikaner, der seit vielen Jahren in München lebt, engagiert sich ausdauernd für das Setzen der Stolpersteine. Mit den sechs Steinen in der Volkartstraße seien nun bereits 286 allein in München verlegt, Hunderte weitere verteilen sich in 31 Ländern weltweit. Mit Freiwilligen macht Terry Schwartzberg sich an die zum Teil mühsame Recherche über jüdische Bürger und deren Wohnorte während der NS-Zeit. Die Initiative schreibt dann die heutigen Hauseigentümer an, deren Erlaubnis für die Verlegung der Stolpersteine Voraussetzung ist. Er sei beharrlich, habe viel „Chutzpe“, wie er schmunzelnd sagt, und bleibt unerbittlich am Thema dran.
Die Hartnäckigkeit von Stolpersteine e.V. erreichte auch Hausbesitzer Christoph Pöppinghaus. Er erhielt einen Brief, in dem von den ehemals im Haus wohnenden jüdischen Mitbürgern berichtet wurde. Zum Beispiel von Familie Veit, die eigentlich aus der Nähe von Koblenz kam und 1940 in der Volkartstraße 40 Zuflucht fand. Die beide Söhne emigrierten in die USA, während ihre Eltern Hermann und Cäcilie sowie Hermanns Schwester Thilde in München blieben und im November 1941 zusammen mit 995 weiteren Münchner Juden nach Kaunas deportiert und dort ermordet wurden. Auch las er von Hedwig, die den Apotheker Richard Mayer geheiratet hatte, der im Erdgeschoss des Hauses die Apotheke führte. Ihre Schwester Maria Aub zog im August 1939 zu ihnen in die Volkartstraße. Im November 1941 begingen die Schwestern, kurz vor ihrer Deportation, gemeinsam Suizid. Alice Steudler, die bei den Schwestern wohnte, wurde 1941 in Kaunas ermordet.
Als Christoph Pöppinhaus vor zwanzig Jahren das Wohnhaus in der Volkartstraße 40 erwarb, hatte er „im Leben nicht daran gedacht“, dass so eine Geschichte damit verbunden sei, wie er erklärt. Künftig wird diese Geschichte nun vom Gehweg aus sichtbar sein, für alle, die in der Volkartstraße 40 vorbeikommen. Finanziert wurden die sechs Steine von Eberhard Wormer, der Stolpersteine e.V. unterstützt. Wolfgang Mahn verlegte die Steine.