Veröffentlicht am 19.09.2024 13:18

Stadtteilhistoriker Walter Demmel setzt sich dafür ein, dass ein altes Allacher Haus unter Denkmalschutz gestellt wird


Von Brigitte Bothen
Stadtteilhistoriker Dr. Walter G. Demmel setzt sich dafür ein, dass das Haus in der Reinhard-von-Frank-Str. 8 unter Denkmalschutz gestellt wird. (Foto: bb)
Stadtteilhistoriker Dr. Walter G. Demmel setzt sich dafür ein, dass das Haus in der Reinhard-von-Frank-Str. 8 unter Denkmalschutz gestellt wird. (Foto: bb)
Stadtteilhistoriker Dr. Walter G. Demmel setzt sich dafür ein, dass das Haus in der Reinhard-von-Frank-Str. 8 unter Denkmalschutz gestellt wird. (Foto: bb)
Stadtteilhistoriker Dr. Walter G. Demmel setzt sich dafür ein, dass das Haus in der Reinhard-von-Frank-Str. 8 unter Denkmalschutz gestellt wird. (Foto: bb)
Stadtteilhistoriker Dr. Walter G. Demmel setzt sich dafür ein, dass das Haus in der Reinhard-von-Frank-Str. 8 unter Denkmalschutz gestellt wird. (Foto: bb)

Das Haus in der Reinhard-von-Frank-Str. 8 steht seit langem leer. Die Fenster sind mit Platten vernagelt und bald werden die Büsche drumherum so hoch sein, dass es kaum mehr zu sehen ist. Einst herrschte in dem Gebäude aber reges Treiben. Franz Nagy, der es 1935 erbauen ließ, machte es zur Wiege und Produktionsstätte des Allacher Porzellans. Nur neun Jahre lang wurde die Marke „Allach” gefertigt und dies auch nicht durchgängig in der Reinhard-von-Frank-Straße, sondern zum Teil in Dachau.

1939 war die Porzellanmanufaktur auf Betreiben zweier einflussreicher Geschäftspartner nämlich von den SS-Wirtschaftsbetrieben Heinrich Himmlers übernommen worden. Angesehene Porzellankünstler entwarfen Stücke, die aus verschiedenen Gründen zum Teil noch heute begehrte Sammlerobjekte sind. Für die Herstellung wurden Gefangene aus dem Konzentrationslager Dachau abgestellt, die in den keramischen Werkstätten in der Reinhard-von-Frank-Straße und im ehemaligen Pulvergebäude des KZs arbeiten mussten.

Porellan und Bonbons

Der gebürtige Ungar Franz Nagy, der 1929 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte, wurde enteignet. Allerdings scheint ihn Himmler geschätzt zu haben, denn er blieb während der gesamten Produktionszeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als technischer Leiter in der Porzellan-Manufaktur tätig. Das Haus und sein großes Grundstück in der Reinhard-von-Frank-Straße 8 (ehemals Lindenstraße) erhielt Nagy auch nach dem Krieg nicht wieder zurück.

In den 50er Jahren zog in das Gebäude eine Süßwarenfabrik ein. Ältere Allacherinnen und Allacher erinnern sich vielleicht noch an den Namen „Kalfany”, unter dem die damaligen Eigentümer Karl und Fanny Berger Bonbons herstellten. Der Firmenname setzte sich aus aus den Vornamen der beiden Gründer zusammen. 1970 zog die Firma nach Müllheim im Schwarzwald um, 2002 wurde Kalfany von der Unternehmensgruppe Zertus erworben. Den Markennamen „Kalfany”gibt es nach wie vor.

Erläuternde Tafel wurde abgelehnt

Stadtteilhistoriker Walter Demmel beschäftigt sich schon seit langem mit der Geschichte des Hauses, das heute einer Immobilienfirma gehört, und insbesondere mit dem Allacher Porzellan. Mehrere Artikel hat er dazu in den vergangenen Jahren in der Allach-Untermenzigner Ausgabe der Münchner Wochenanzeiger veröffentlicht. Über das Allacher Porzellan hat der promovierte Historiker in bayerischer Landesgeschichte gerade auch ein Buch geschrieben, das bis zum Jahresende erscheinen soll.

Bereits vor zwei Jahren hatte sich Walter Demmel aus Gründen der Erinnerungskultur für eine erläuternde Tafel am Zaun des Grundstücks Reinhard-von-Frank-Straße 8 eingesetzt. Die Eigentümer hatten das aber abgelehnt.

Gebäude wird baufällig

Auf der letzten Allach-Untermenzinger Bürgerversammlung stellte er nun den Antrag, das Haus als steinernen Zeitzeugen unter Denkmalschutz zu stellen. Das müsse möglichst schnell geschehen, „weil es sonst zu baufällig wird”, erklärte er. Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger stimmten dem Ansinnen mit großer Mehrheit zu. Ob das geschichtsträchtige Haus denkmalwürdig ist, muss an anderer Stelle entschieden werden. Noch liegt kein Ergebnis vor.

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