Veröffentlicht am 01.12.2009 12:52

Ein Leben vom Weltkrieg bis zum Millenium


Von sk
Mathilde Steitz (r.) mit ihrer Pflegerin Begzada Malkoc (M.) und Stadtrat Reinhard Bauer, der im Namen der Stadt zum 103. Geburtstag gratulierte. (Foto: sk)
Mathilde Steitz (r.) mit ihrer Pflegerin Begzada Malkoc (M.) und Stadtrat Reinhard Bauer, der im Namen der Stadt zum 103. Geburtstag gratulierte. (Foto: sk)
Mathilde Steitz (r.) mit ihrer Pflegerin Begzada Malkoc (M.) und Stadtrat Reinhard Bauer, der im Namen der Stadt zum 103. Geburtstag gratulierte. (Foto: sk)
Mathilde Steitz (r.) mit ihrer Pflegerin Begzada Malkoc (M.) und Stadtrat Reinhard Bauer, der im Namen der Stadt zum 103. Geburtstag gratulierte. (Foto: sk)
Mathilde Steitz (r.) mit ihrer Pflegerin Begzada Malkoc (M.) und Stadtrat Reinhard Bauer, der im Namen der Stadt zum 103. Geburtstag gratulierte. (Foto: sk)

In ihrem Leben spiegelt sich ein ganzes Jahrhundert: Im Alfons-Hoffmann-Haus feierte Mathilde Steitz vergangene Woche ihren 103. Geburtstag. Doch obwohl sie mit einem langen Leben und körperlicher Fitness gesegnet ist, ist Steitz sehr nachdenklich gestimmt: „So alt wollte ich nie werden. Ich habe alle überlebt und bin jetzt ganz allein – das wollte ich nicht.“

„Erst seit zehn Jahren wohne ich hier im Wohnstift“, erzählt die gelernte Schneiderin. Erst nach einem Schenkelhalsbruch mit 90 Jahren hatte sie sich entschlossen, in ein betreutes Wohnheim zu gehen. „Das mit dem Bruch war schlimm. Ich brauchte plötzlich jemanden, der sich um mich kümmern muss – das ist genau das, was ich nie wollte.“Denn ihr Leben lang war Steitz darauf bedacht, niemandem zur Last zu fallen.

Pflegerin Begzada Malkoc ist jedoch glücklich, die Frau im Heim zu haben, und bewundert sie: „Sie möchte immer alles alleine machen. Frau Steitz geht viel durchs Haus und besucht ihre Bekannten hier.“ Die Seniorin kümmert sich viel um die anderen Bewohner und hat einige schon bis zu ihrer letzten Minute begleitet. Selbst ihren eigenen Sohn, der im gleichen Wohnheim war, pflegte sie mit 96 Jahren noch ein Jahr bis zu seinem Tod 2002. Für die Rentnerin ist das immer wieder Loslassen nicht einfach: „Ich verliere jeden. Alle um mich herum sterben – nur ich nicht.”

„Man muss einfach zufrieden sein“

Lichtblicke in ihrem Leben sind ihre Enkelin und ihre Nichte. „Die Hochzeit meiner Enkelin war einer der schönsten Momente in meinem Leben. Ansonsten waren da nicht viele“, seufzt Mathilde Steitz mit glanzlosem Ausdruck in den Augen. Diese Augen haben in 103 Jahren viel Schlimmes gesehen: „Ich habe zwei Weltkriege mitgemacht. Beim Ersten war ich noch ein kleines Mädchen, beim Zweiten bereits eine junge Frau mit einem Kind“, erzählt die Seniorin. Sie habe viel mitgemacht und dadurch, dass die Eltern häufig arbeitslos waren, „musste alles ich verdienen“, so die Tochter eines Schlossers.

Im Alfons-Hoffmann-Haus gefällt es der Jubilarin gut: „Das Essen ist gut und alle sind hier nett zu mir.“ Neben den regelmäßigen Rundgängen und Besuchen bei ihren Mitbewohnern verbringt Mathilde Steitz ihre Zeit mit Puppen nähen und geht regelmäßig zu den Gottesdiensten im Haus. Ihr Fazit nach 103 Lebensjahren: „Man muss einfach zufrieden sein.“

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