Veröffentlicht am 21.12.2009 13:53

„Weg der leeren Hand“

Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler kurz in der Turnhalle ausgetobt haben, sammeln sie sich zum Beginn der Karatestunde mit ihrem Trainer zu einer Konzentrationsübung im Kreis. (Foto: Eva Schraft)
Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler kurz in der Turnhalle ausgetobt haben, sammeln sie sich zum Beginn der Karatestunde mit ihrem Trainer zu einer Konzentrationsübung im Kreis. (Foto: Eva Schraft)
Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler kurz in der Turnhalle ausgetobt haben, sammeln sie sich zum Beginn der Karatestunde mit ihrem Trainer zu einer Konzentrationsübung im Kreis. (Foto: Eva Schraft)
Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler kurz in der Turnhalle ausgetobt haben, sammeln sie sich zum Beginn der Karatestunde mit ihrem Trainer zu einer Konzentrationsübung im Kreis. (Foto: Eva Schraft)
Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler kurz in der Turnhalle ausgetobt haben, sammeln sie sich zum Beginn der Karatestunde mit ihrem Trainer zu einer Konzentrationsübung im Kreis. (Foto: Eva Schraft)

Ziegelsteine mit der bloßen Hand zerschlagen, fünf Gegner gleichzeitig mit verbundenen Augen bekämpfen – das kennen viele aus Eastern-Filmen und verbinden dies mit Karate und ähnlichen asiatischen Kampfsportarten. Weniger bekannt sind ganz andere Fähigkeiten, die im Karate-Do, dem „Weg der leeren Hand“, erworben und geübt werden: Konzentrationsfähigkeit, Beharrlichkeit, Selbstbewusstsein, Offenheit, moralisches Verhalten, Achtung den Mitmenschen gegenüber oder Kenntnis der eigenen Grenzen. Genau diese Inhalte sind es jedoch, neben dem rein sportlichen und bewegungstechnischen Aspekt, die Pädagogen dazu veranlassen, Karate als gern gesehene Ergänzung zum herkömmlichen Schulunterricht anzubieten.

Rhythmisierte Ganztagsklassen

Besonders gut fügt sich Karate in das Gesamtkonzept gebundener bzw. rhythmisierter Ganztagesklassen ein, wie es sie seit dem laufenden Schuljahr auch in der Hauptschule an der Wiesentfelser Straße gibt: Dabei sollen bewusst Inhalte angeboten werden, die über den Standardlehrplan hinausgehen; die Schülerinnen und Schüler können sich unter Anleitung kompetenter Lehrer im künstlerischen Bereich betätigen, Tanz ist im Programm sowie Philosophie und neuerdings eben auch Karate.

Die Möglichkeit, in der fünften Klasse an Karate-Stunden teilzunehmen, verdanken die Kids dem glücklichen Zusammentreffen einer engagierten Schulleitung, die auf der Suche nach weiteren Kooperationspartnern war, mit René Wencelides, Geschäftsstellenleiter des ESV Neuaubing. Letzterer erklärte sich bereit, den Kinder- und Jugendtrainer der Abteilung Karate an die Schule „auszuleihen“ – so verlegte Schwarzgurt Michael Meyer vorerst eine Unterrichtsstunde pro Woche aus den ESV-Trainingsräume in die Turnhalle der Wiesentfelserschule.

Umfassende Vorarbeit

Dem ganzen Unterfangen, das auf den ersten Blick recht einfach aussieht, liegt eine umfassende Vorarbeit deutscher Karate-Verbände zugrunde. Diese haben klare Richtlinien ausgeklügelt, was im Schulkarate wie geübt werden darf und soll. Das ist wichtig, um die pädagogischen Ziele vor den kämpferischen zu betonen, und um Verletzungen sicher zu vermeiden. So sind zum Beispiel Partnerübungen immer nur in der Weise gestattet, dass eine festgelegte und vorher „solo“ eingeübte Technik nach Ansage oder auf Zählen ausgeführt wird.

Die für Karate spezifischen und direkten pädagogischen Ziele fasst Ralf Brünig, Schulsportreferent des Deutschen Karate-Verbands, wie folgt zusammen: Erziehung zu Kontrolle, Selbstdisziplin und Fairness durch Verzicht auf Trefferwirkung und überflüssigen Körperkontakt; Erziehung zu Höflichkeit und Achtung des Partners durch Ausübung von Etikette und Zeremoniell; Erziehung zu Konzentration und Ausgeglichenheit durch Übung und Vertiefung meditativer Elemente; Erziehung zu Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein durch Überwindung von Angst und durch Vertrauen in das eigene Können; Erziehung zu Übernahme von Verantwortung durch Beachtung der eigenen Unversehrtheit und der des Partners sowie Erziehung zum Verzicht auf Gewaltausübung durch Anti-Aggressivitätstraining.

Anti-Aggressivitätstraining

Diszipliniertes Karate-Training ist natürlich nach einem langen Unterrichtsvormittag und kurz nach dem Mittagessen nicht so einfach wie beim Abendtraining im Sportverein. Aber die Kids und ihr Trainer machen das Beste daraus: Erst einmal schreien sie, rasen herum, toben und finden sich dann wieder ein in genügend Konzentration, um ein paar Karatetechniken zu üben. Perfekte Faust- und Fußtechniken sind in der ersten Zeit natürlich nicht zu erwarten, aber einige Ziele werden erreicht: Die Schüler/innen lernen neue Bewegungsmuster, trainieren bisher ungenutzte Muskelgruppen und verbessern ihr Koordinierungsvermögen.

Schließlich haben es die Hirnforscher wissenschaftlich nachgewiesen: Es ist nicht nur so, dass das Gehirn auf den Bewegungsapparat wirkt, sondern Bewegung beeinflusst andererseits unser Denken und unsere Emotionen – das heißt, gute, ausgeklügelte Bewegungsmuster wirken förderlich auf die Intelligenz. Weitere Infos über Karate für Erwachsene, Jugendliche und Kinder gibt es beim ESV Neuaubing (Papinstr. 22) unter Tel. 30904170 sowie bei Abteilungsleiter Andi Maier unter Tel. 0179/2403347 und per E-Mail: andimaier@mac.com .

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