Veröffentlicht am 30.12.2009 11:15

Bleigießen an Silvester


Von ES
Die Räume seien in den bitterkalten Nachkriegswintern 1945/46 nie richtig warm geworden, erzählt Marion Beyerle. (Foto: Eva Schraft)
Die Räume seien in den bitterkalten Nachkriegswintern 1945/46 nie richtig warm geworden, erzählt Marion Beyerle. (Foto: Eva Schraft)
Die Räume seien in den bitterkalten Nachkriegswintern 1945/46 nie richtig warm geworden, erzählt Marion Beyerle. (Foto: Eva Schraft)
Die Räume seien in den bitterkalten Nachkriegswintern 1945/46 nie richtig warm geworden, erzählt Marion Beyerle. (Foto: Eva Schraft)
Die Räume seien in den bitterkalten Nachkriegswintern 1945/46 nie richtig warm geworden, erzählt Marion Beyerle. (Foto: Eva Schraft)

Die 74-jährige Lochhauserin Marion Beyerle, Mutter von vier Kindern, vertritt im Münchner Seniorenbeirat den Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied. Der Vater stammt aus Neuwied am Rhein, die Mutter ist Hamburgerin; gemeinsam mit den drei Geschwistern und den Eltern zog Marion Beyerle aber bereits 1938 nach München. Der Vater wurde bereits zu Kriegsbeginn eingezogen, kehrte aber 1945 unversehrt zurück; die Mutter wurde mit den Kindern evakuiert und erlebte das Ende des Kriegs in Seefeld/Tirol. Gleich nach Kriegsende wurde die Familie wieder vereint und in zwei Zimmern einer Wohnung an der Ecke Gabelsberger-/Richard-Wagner-Straße untergebracht.

„Unwichtig war Silvester nie! Man war froh, dass wieder Frieden herrschte und dachte gerade zu Jahresbeginn: ‚Jetzt muss es doch wieder aufwärts gehen!’. Sehr genau erinnere ich mich noch daran, dass die beiden Nachkriegswinter 45 und 46 bitterkalt waren“, erzählt Frau Beyerle: „Im Raum Fürstenfeldbruck gab es damals einen Schneesturm mit sehr viel Schneebruch, da sind alle Leute hingefahren und haben Holz zum Feuern geholt. Wir hatten ja Kachelöfen und Zimmer, die 2,80 Meter hoch waren – so richtig warm war es in dieser Zeit natürlich nie.“

Feuerwerk und Sekt gab es nicht in den Nachkriegsjahren: „Für Silvester hatte die Mutter einen ganz dunkelroten Johannisbeersaft aufgespart, das war schon köstlich; dazu gab es noch ein paar Platzerl von Weihnachten. Ein Erlebnis war es auch, als im Dom die Glocken wieder aufgehängt wurden, wir konnten das von den Fenstern im Treppenhaus aus beobachten, und als die dann erstmals wieder geläutet wurden, das muss an Silvester 48 gewesen sein, sind alle Leute rausgegangen – das war schon eine besondere Stimmung“, so Marion Beyerle, der dann einfällt: „Meine Brüder sind mit Freunden immer in den Hausruinen rumgeklettert. Die haben dann Bleirohre von alten Wasserleitungen zusammengesammelt, hauptsächlich von den Toilettenspülkästen: So konnten wir an Silvester Bleigießen machen – und das war wirklich hochinteressant!“

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