Albert Bichler, Autor, ehemaliger Rektor der Kleinfeldschule und Kulturpreisträger der Stadt Germering, wurde 1935 in Unterpfaffenhofen geboren und kann sich noch gut an Silvester 1945 und 46 erinnern: „Man war froh, wenn man ein Dach über dem Kopf hatte. Im Ort gab es viele Heimatvertriebene, die in Lagern oder Notunterkünften wohnten. Auch bei uns im ohnehin kleinen Haus, Baujahr 1928, das nur aus Erd- und Dachgeschoss bestand, wurde kurz vor Kriegsende eine Frau mit drei Kindern einquartiert, später kam dann noch ihr Mann dazu, der aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte. Zu Weihnachten und Silvester haben meine Eltern diese Familie dann eingeladen in unsere kleine Wohnküche.“
Dabei ging es der Familie Bichler als „Kleinhäusler“ natürlich lange nicht so gut wie den Bauern. Der Vater war bei der Post; beide Eltern arbeiteten in den Nachkriegsjahren bei verschiedenen Bauern gegen Naturalien mit: „Bis 1948 hat man schauen müssen, dass man was bekommt, um satt zu werden. Zum Essen gab es auch an Silvester nur das, was die Mutter selber machen konnte, also keinen teuren Fisch oder Kaviar.“ Unzufriedenheit habe es in seiner Familie trotzdem nicht gegeben und auch das Teilen sei selbstverständlich gewesen.
Da Albert Bichler jedoch Ministrant in der St. Jakobskirche war, ging es an Silvester erstmal um 18 Uhr zum Jahresabschlussgottesdienst in die Kirche: „Danach sind wir eben nach Hause gegangen, haben uns zusammengesetzt und haben Radio gehört, das hatte damals einen hohen Stellenwert. Üppiges Essen oder Alkoholika waren undenkbar. Erst 1948 mit der Währungsreform wurde die Versorgung besser, ab da haben meine Freunde und ich schon mal ‚a bisserl Rabatz’ gemacht, aber halt nur mit ganz simplen Krachern. 1945/46 war man einfach froh, dass der Krieg vorbei war, da hat man den Jahresbeginn viel intensiver als heute wahrgenommen.“