„Wissen und Phantasie“


Von ES
Auch nach der Vorlesung beantwortete Professor Rolf Heilmann geduldig die Fragen der Kinder. (Foto: Eva Schraft)
Auch nach der Vorlesung beantwortete Professor Rolf Heilmann geduldig die Fragen der Kinder. (Foto: Eva Schraft)
Auch nach der Vorlesung beantwortete Professor Rolf Heilmann geduldig die Fragen der Kinder. (Foto: Eva Schraft)
Auch nach der Vorlesung beantwortete Professor Rolf Heilmann geduldig die Fragen der Kinder. (Foto: Eva Schraft)
Auch nach der Vorlesung beantwortete Professor Rolf Heilmann geduldig die Fragen der Kinder. (Foto: Eva Schraft)

„Man sollte solche Geschichten lesen wie ‚Harry Potter’. Da sind unheimlich viele Dinge drin, die man gerne hätte, gerne können würde“, ermunterte Professor Rolf Heilmann seine jungen Zuhörerinnen und Zuhörer, und sein Fazit anlässlich der Vorlesung „Harry Potter und die Physik – Fliegen wir auch bald auf Besen zur Schule?“ war eindeutig: „Man braucht immer Wissen und Phantasie!“. Denn ohne Menschen die phantasieren und träumen und versuchen, diese Träume zu verwirklichen, gebe es kein neues Wissen. Die dritte und damit für dieses Semester letzte Vorlesung der von der Volkshochschule (VHS) Germering neu angebotenen Kinder-Uni fand am vergangenen Mittwochnachmittag im Max-Born-Gymnsium statt. Kinder, die noch nie dabei waren, können sich jetzt trösten: Im Sommersemester gibt es wieder drei Kinder-Uni-Vorlesungen!

Zur dritten Vorlesung der Germeringer Kinder-Uni waren wieder rund 60 Acht- bis Zwölfjährige mit ihren Studienbüchern und Studentenausweisen gekommen, um durch Professor Rolf Heilmann von der Hochschule für angewandte Wissenschaften München zu erfahren, wie man mit Experimenten und Berechnungen, vor allem aber mit viel Phantasie, Neues in der Physik entdeckt. Zu Beginn seiner rund einstündigen, bestens vorbereiteten und engagiert gehaltenen Vorlesung fasste Heilmann erstmal die drei Punkte zusammen, die geklärt werden sollten: „Wer ist Harry Potter? Was ist Physik? Was hat Harry Potter mit Physik zu tun?“.

Fliegen mit dem „Feuerblitz”

Bei der Frage nach Harry Potter kam heraus, dass diesen nur vermeintlich jeder im Raum kennt: „Wir kennen ihn nicht persönlich!“, stellte Heilmann unter bestätigendem Kopfnicken der Kinder fest: Harry Potter sei eine Figur, eine Phantasiegestalt, die sich jemand ausgedacht habe, in diesem Fall die Schriftstellerin Joanne K. Rowling. Auch der Schauspieler Daniel Radcliffe sei nicht Harry Potter, sondern spiele diesen nur – was er aber anschließend bei der Vorlesung auch durfte: Heilmann zeigte zur Freude der Kinder zweimal zwischendurch kurze Filmausschnitte. Jetzt zu Beginn raste Harry Potter mit seinem neuen „Feuerblitz“, dem schnellsten Besen der Welt, über die Leinwand.

„Das wäre natürlich was, so fliegen zu können“, meinte der Professor und machte die Kinder darauf aufmerksam, dass es bereits früher solche Geschichten gegeben habe. So zum Beispiel „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler, „Der fliegende Koffer“ von Hans Christian Andersen oder noch älter „Der fliegende Teppich“, ein Märchen aus 1001 Nacht. Fliegen zu können sei nun mal ein uralter Traum des Menschen, den es schon seit tausenden von Jahren gebe. Dazu gehörten auch Träume vom „Schnellen-Vorwärts-Kommen“, etwa durch Siebenmeilenstiefel, von großen Kräften, wie sie zum Beispiel Riesen, Geister oder Zauberstäbe haben, davon alles sehen, hören und wissen zu können mittels Glaskugeln oder der „Karte des Rumtreibers“ – und auch der Traum vom unsichtbar sein, etwa mit Hilfe einer Tarnkappe oder eines Tarnumhangs.

Tarnumhang

Viele diese Träume seien bereits Wirklichkeit geworden: Fliegen mit einem Flugzeug, schnelle Autos, starke Maschinen, die Möglichkeit sich per Internet und Handy innerhalb von Sekunden mit der ganzen Welt zu verständigen. Das meiste davon habe man sich vor 30 Jahren noch nicht vorstellen können. „Trotzdem gibt es noch viel zu tun!“, stellte Heilmann fest und zeigte einen weiteren Filmausschnitt, bei dem Harry Potter unsichtbar unter seinem Tarnumhang gegen Draco Malfoy und dessen Freunde kämpft. Heilmanns anschließendem Statement: „Das gibt’s noch nicht. Es wäre aber nicht schlecht, so einen Umhang zu haben“, pflichteten die Kinder begeistert bei.

Anschließend machte Heilmann sich selbst auf der Leinwand unsichtbar, allerdings nicht durch Zauberei und „großes Brimborium“, sondern durch fotografische Tricks, also durch Wissenschaft und Technik: „Wissenschaft schafft Wissen, dadurch kann ich mir Träume erfüllen“. Man müsse neues Wissen schaffen – und dabei helfe die Physik, eine Wissenschaft von den Grundgeheimnissen der Natur. Von der wissenschaftlichen Forschung über die Geheimnisse der Natur komme man auf die Gesetze der Natur und schließlich zur Anwendung, in diesem Falle zur Technik.

Experimente

Nun ging es in die experimentelle Phase der Vorlesung. Auf Heilmanns Frage, wieweit das Licht in einer Sekunde fliege, waren die Antworten der „Studenten“ doch recht unterschiedlich: Genannt wurden 3600 Kilometer und eine Million Kilometer; „300.000 Kilometer, das entspricht siebeneinhalb Mal um die Erde“, lernten die Kinder hier. Dann wurde erst einmal Unsichtbares sichtbar gemacht: Zuerst das Licht einer Infrarot-Lampe mittels Laptop und einfacher Kamera, dann der Strahl einer Infrarot-Fernbedienung mit Hilfe eines Raumsprays. Physikerinnen und Physiker würden jedenfalls auch so arbeiten: Zuerst phantasieren, träumen, Ziele suchen, dann beobachten, im Labor experimentieren, viel rechnen und nachdenken.

Sichtbares unsichtbar zu machen, sei nach dem heutigen Stand der Forschung viel schwieriger. Benötigt werde dazu eine „Tarnschicht“, durch die das Licht um einen Gegenstand herumgeleitet werde. Erstmals 2006 sei solch eine Tarnschicht, wissenschaftlich Metamaterial genannt, entwickelt worden. Auf die Frage eines Jungen, „Was kostet so ein Zeugs?“, musste Professor Heilmann seine jungen Studenten allerdings enttäuschen: „Das gibt es noch nicht zu kaufen. Vorerst ist es mit einem Millardstel Meter auch noch ganz, ganz, ganz klein.“ Einen Trost hatte er allerdings parat: „Wenn ihr in zehn Jahren dann mal bei mir studiert, könnt ihr sicher Vorlesungen über sogenannte Metamaterialien hören.“

Nächste Vorlesungen

Die drei Vorlesungen im nächsten Semester sind wieder für Mädchen und Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren gedacht. Sie finden jeweils freitags von 16 bis 17 Uhr im Max-Born-Gymnasium statt: Die erste am 12. März dreht sich um „Euro, Dollar, Yen, Peseten – Warum brauchen wir Geld?“ und wird von Professor Christoph Kaserer von der TU München gehalten; bei der zweiten am 23. April erklärt Peter Prümm, Pressesprecher des Münchner Flughafens, warum Flugzeuge fliegen und wie ein Flughafen funktioniert; und bei der dritten am 7. Mai erfahren die Kinder von Paläontologe Ernst Rieber viel über Dinosaurier und warum diese ausgestorben sind. Infos gibt es bei der VHS Germering (Therese-Giehse-Platz 6) unter www.vhs-germering.de oer per Tel. 8414146.

north