„Wir möchten einen Mutmach-Abend für die Hauptschule veranstalten“, eröffnete Kathrin Kropf, stellv. CSU-Kreisvorsitzende, eine Podiumsdiskussion zur Zukunft der Hauptschule, die Anfang Februar im Lochhamer Pschorrhof stattfand. CSU-Politiker, Schulpraktiker und Vertreter von örtlichen Handwerksbetrieben stellten sich gemeinsam den Fragen.
Unisono ihre Meinung: Ganz zu unrecht habe die Hauptschule das Stigma einer Restschule, die in die berufliche Sackgasse führt. „Unsere Schule ist durchlässig, wir ebnen jedem Kind den optimalen Weg“, erklärte die Rektorin der Volksschule Lochham, Monika Weikert. „Die Schüler können bei uns genauso gut den mittleren Schulabschluss machen oder auf Wirtschaftschulen oder weiteren Schulen ihr Abitur machen.“
Mit dem Klassenlehrerprinzip und der breiten Berufsorientierung hebe sich die Hauptschule deutlich von anderen Schularten ab. Ab der siebten Klasse stünden Berufe im Mittelpunkt. „Wir sprechen nicht nur theoretisch über Berufe, sondern die Schüler haben durch Praktika und Kooperationen viele Möglichkeiten, sich tatsächlich auszuprobieren“, so Weikert.
„Es bleibt ein ungutes Gefühl, wenn die Hauptschule als Restschule tituliert wird“, argumentierte Bürgermeister Christoph Göbel. „Wir müssen unbedingt ein Qualitätssiegel finden, damit die Hauptschule die Aufwertung erfährt, die sie verdient.“ Gerade im Würmtal sei noch viel Aufklärung nötig, denn die Übertrittsquote auf Gymnasien und Realschulen betrage Jahr für Jahr 75 Prozent, „egal, was für die Kinder gut ist.“
„Es ärgert mich, wie die Hauptschule schlecht geredet wird“, so auch Ursula Kober, CSU-Kreisvorsitzende. Dabei bräuchten praktische Berufe den Praktiker von der Hauptschule. Und Göbel ergänzte: „Wir müssen endlich vom Dogma weg, dass jeder Abitur und Doktortitel braucht, um ein respektabler Mensch zu sein.“
Das Wichtigste sei ohnehin nicht der Schulabschluss sondern die Kompetenzen, die die Schüler mitbrächten, meinte Harald Gerster von der Bayrischen Handwerkskammer. „Hauptschüler haben meist eine klare Vorstellung, was sie für den Beruf können müssen und bleiben dem Betrieb nach der Lehre erhalten, machen den Meister.“ Mit dem Meisterbrief sei sogar ein Studium möglich.
Theoretisch könne ein Hauptschüler mit 19 Jahren seinen Meister machen und anfangen zu studieren. Ein Gymnasiast hätte da gerade sein Abitur. „Keine Frage, welche Arbeitskraft mit Mitte zwanzig gefragter ist“, so Gerster. „Die Betriebe suchen händeringend nach guten Hauptschulabgängern“, bestätigte auch Gertraud Wurm von der Agentur für Arbeit, „das erfahren wir tagtäglich in unserer Vermittlungsarbeit.“
In dem Sinne bräuchte es viele Mutmach-Abende, um die nötige Aufklärung bei Eltern und Schülern voranzubringen. „Ich wünsche der Hauptschule viele solcher Impulse“, schloss Anton Schonlau. Mit dieser Podiumsdiskussion zur Chance der Hauptschule will der Kulturpolitische Arbeitskreis des CSU-Kreisverbands München-Land nun auf weitere Tournee durch den Landkreis gehen.