In München leben rund 650.000 Frauen und Mädchen. Obwohl es je nach Definition, nach Umfang und Auswahl, nach Repräsentanz und Untersuchungsart unterschiedliche Zahlen über das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der Gesellschaft gebe, müsse auch bei großer Vorsicht angenommen werden, dass mindestens 25 bis 30 Prozent der Frauen in ihrer Kindheit und Jugend Opfer dieses Verbrechens würden, erklärt der Verein „Wildwasser München – Initiative gegen sexuellen Missbrauch“. Das bedeute, dass allein im Stadtbereich München zwischen 162.000 und 195.000 betroffene Frauen lebten. „Seit der Gründung arbeitet Wildwasser München fachspezifisch und lösungsorientiert mit den und für die Betroffenen. Im Allgemeinen verknüpfen wir Beratung und Begleitung mit der Ermutigung und Anleitung zur Selbsthilfe zumeist in Gruppen.“ Infos zu Wildwasser München e.V. (Nymphenburgerstr. 147) gibt es unter Tel. 30647918 und per E- Mail: info@wildwasser-muenchen.de .
Hilfe findet man auch im Internet unter www.gegen-missbrauch.de , einer der größten Internet-Plattformen zum Thema, die 2001 von Betroffenen gegründet wurde. Der Verein „gegen-missbrauch“ geht davon aus, dass jedes vierte Mädchen und jeder siebte Junge statistisch gesehen im Laufe ihrer Kindheit/Jugend Opfer eines sexuellen Übergriffs werden. Deshalb bietet der Verein Präventionsprojekte, vermittelt Hilfsangebote vor Ort, unterstützt bei Problemen mit Krankenkassen zwecks Therapieübernahme, begleitet Betroffene vor Ort „zu allem, wo sie hin begleitet werden möchten“ (Ärzte, Beratungsstellen, Behörden, et cetera) und bietet schnelle, individuelle, unkomplizierte Hilfe für Betroffene, zum Beispiel durch Übernahme von Therapiekosten oder zinslose Darlehen.
Auf „Prävention von sexuellem Missbrauch“ liegt der Schwerpunkt des Münchner Instituts AMYNA (Mariahilfplatz 9, 2. Stock), das von der Landeshauptstadt München bezuschusst wird. So fordert AMYNA jetzt in einer Presseerklärung zur aktuellen Situation unter dem Titel „Wenn es der Pfarrer ist…“ einen verstärkten Einsatz zur Prävention bei Missbrauchsfällen in Institutionen: „Missbrauch durch MitarbeiterInnen in pädagogischen Einrichtungen ist ein seit vielen Jahren bekanntes Problem. Durch die in den letzten Wochen gehäuften Berichten von Opfern vor allem aus katholischen Internaten ist die Öffentlichkeit sensibilisiert, bezieht die Vorfälle bedauerlicherweise jedoch fast nur auf die Vergangenheit.“
AMYNA arbeitet seit vielen Jahren mit Institutionen, die sexuellem Missbrauch durch MitarbeiterInnen vorbeugen wollen und hilft bei der Entwicklung und Einführung von strukturellen Präventionselementen in das Konzept und den Alltag von Einrichtungen. Den Mitarbeiterinnen des Instituts sei klar, dass Missbrauch in katholischen Internaten und zahlreichen weiteren pädagogischen Einrichtungen kein Problem der Vergangenheit sei.
„Gut wäre es, wenn jetzt vor allem von Seiten der katholischen Kirche schnell ein Signal ausginge, dass eine Aufdeckung auch durch derzeit Betroffene von sexueller Gewalt erwünscht und gewollt ist“, so Christine Rudolf-Jilg, eine der Mitarbeiterinnen des Instituts. „Es ist ein Irrglaube davon auszugehen, dass es heute nicht auch zahlreiche Fälle in den Einrichtungen gibt. Gerade die aktuell Betroffenen benötigen aber unsere Hilfe und Unterstützung, vor allem auch die Aufmerksamkeit und Ermutigung, dass sie gehört werden und ihnen geglaubt wird.“ Informationen zu AMYNA gibt es unter Tel. 2017001, per E-Mail: info@amyna.de und im Internet unter www.amyna.de .