Sollte die Olympiade 2018 tatsächlich in München und Garmisch-Partenkirchen stattfinden, so wird es allein im Zuge der dafür nötigen Baumaßnahmen fast 1200 neue Wohnungen in Neuhausen geben. Die SPD Neuhausen hatte vergangene Woche Projektleiter Matthias Schöner (Albert Speer & Partner) eingeladen, der rund 50 interessierten Zuhörern das Standortkonzept erläuterte.
Laut Schöner würden, falls der Zuschlag erfolgt, allein am Standort des Bundeswehrverwaltungszentrums an der Dachauer Straße 720 Wohnungen für ca. 3500 Athleten und Offizielle gebaut. Dazu kommt ein Mediendorf mit weiteren 450 Wohnungen, das unweit des Leonrodplatzes an der Schwere-Reiter-Straße errichtet werden soll. Vorgesehen ist eine vier- bis sechsgeschossige Wohnbebauung. Nach den Spielen soll der Wohnraum für die Münchner Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Durch die Bebauung des heute nur locker bestückten Geländes der Bundeswehrverwaltung und des fast unbebauten Areals vor dem Theaterzelt „Das Schloss” würde – trotz der Ankündigung den Olympiapark zu erweitern – eine Verdichtung sprich Versiegelung stattfinden. Die diesbezügliche Kritik einiger SPD-Mitglieder konterte Schöner mit dem Argument, dass man in einer Innenstadtlage wie dieser durchaus zusammenrücken könne. Das Bundeswehrverwaltungszentrum befinde sich auf einem schönen, weitläufigen Gelände, das intensiver genutzt werden könnte. „Der Nutzen wird für viele Menschen höher sein”, meinte er. Auch die Bundeswehr verschlechtere sich dadurch nicht. Die alten Lager würden durch neue Verwaltungsgebäude ersetzt.
Angesichts der Tatsache, dass bis zum Jahr 2025 zwischen 50.000 und 200.000 fehlende Wohnungen in München prognostiziert werden, sollte jede neu gebaute Wohnung willkommen sein. BA-Vorsitzende Ingeborg Staudenmeyer jedenfalls begrüßte das Bauvorhaben für den Stadtteil, bekräftigte aber auch nochmals den Standpunkt des Bezirksausschusses, dass Tollwood und das Theaterzelt „Das Schloss” erhalten bleiben sollen. „Wir wollen für das Schloss-Zelt eine Lösung finden”, erklärte sie. „Der Pachtvertrag läuft 2011 aus.” Das Zelt habe einen besseren Schallschutz als die meisten Wirtschaften und dabei nur drei bis vier wirklich laute Veranstaltungen im Jahr. Zwar liege es nah an der geplanten Wohnbebauung, doch es sei ein Unding, wenn es trotz der Schallschutzmaßnahmen, mit denen es errichtet wurde, weg müsse. Und während der Olympiade bestehe die Möglichkeit, es anderweitig zu nutzen. Auch Matthias Schöner sah ein Aus für das Schloss-Zelt nicht als unabwendbar an. Man könnte es vielleicht hundert Meter versetzen oder die Wohnungen entsprechend ausrichten, meinte er.
Das Tollwood-Festival zumindest scheint auf seinem gewohnten Standort gesichert. Die angedachte Erweiterung des Olympiaparks schließt laut Schöner auch eine multifunktionale Fläche ein. Die Gestaltung beziehe sich nicht nur auf Rasen, sondern auch auf einen vielseitig nutzbaren Bereich, erklärte er. Man müsse die Chance der Erweiterung nutzen, sie bringe viel Grün für die künftigen Bewohner des Quartiers.
Zu den Kosten für Olympia 2018 wollte der Projektleiter noch nicht viel sagen. Die beiden neuen Sportstätten – kleine und große Eishalle – auf dem Olympiagelände veranschlagte er mit rund 50 und 90 Millionen Euro. Für die große Eisschnellaufbahn, die als temporäre Fläche auf dem ZHS-Gelände errichtet werden soll, gab er keine Zahlen an.
Auch zum Verkehrskonzept, das auf der Veranstaltung mehrmals nachgefragt wurde, äußerte sich Matthias Schöner eher zurückhaltend. Die Erreichbarkeit mit U-Bahnen und Trambahn sei hervorragend, sagte er und sprach von Ergänzungen durch mehr Kapazität und Takt-Verdichtung. Münchens hervorragendes Verkehrskonzept müsse man für die Olympischen Spiele an den richtigen Stellen unterstützen aber nicht umkrempeln. Was die Barrierefreiheit betrifft, so stellte der Planer bei einem Zuschlag der Spiele eine neue Qualität in Aussicht. Durch die anschließend ausgetragenen Paralympics müssten Bauten, Trambahnen und Bahnsteige einen hohen Anspruch an die Barrierefreiheit erfüllen. „Das gilt für die ganze Stadt.”
Trotz der Bestrebung die mit dem Auto anreisenden Zuschauer durch Sperrung der Parkharfe im Olympiapark und durch Pkw-Stellflächen in den Stadtrandgebieten auf den öffentlichen Nahverkehr umzuleiten, wird es während der Spiele wohl noch enger als gewöhnlich mit dem Parkraum in Neuhausen. „Während der zweieinhalb Wochen wird es noch schwerer mit Parkplätzen, da will ich Ihnen nichts vormachen”, äußerte Matthias Schöner. Eine letzte Frage zur Verknüpfung einer Untertunnelung der Landshuter Allee mit den Olympischen Spielen beantwortete Grünen-Stadtrat Boris Schwartz, der als Leiter für Umweltangelegenheiten bei der Bewerbungsgesellschaft tätig ist. Die Untersuchungen für den dauerhaften Verkehr sollten wegen der olympischen Bebauung nicht überfrachtet werden, erklärte er. „Die Landshuter Allee ist de facto ein Problem, das gelöst werden muss – auch unabhängig von Olympia.”