In den vergangenen zwei Jahren machte die Jugendwohngemeinschaft in der Neufeldstraße eher mit Querelen auf sich aufmerksam als mit positiven Meldungen. Die fünf ehemaligen Mitarbeiter gingen lange Zeit auf Konfrontation mit dem Träger Jugendhaus München e.V., so dass eine förderliche Arbeit mit den Jugendlichen kaum mehr möglich schien. „Das war keine einfache Zeit für uns“, kommentierte Vorstandsmitglied Marion Saumweber die vergangenen zwei Jahre.
Der Vertrauensverlust sei enorm gewesen. Letztendlich war die Trennung vom gesamten Betreuungsteam unvermeidlich. Nun habe das Jugendhaus mit Michael Alberts einen neuen, engagierten Leiter, der ganz hinter den anthroposophischen Interessen des Vereins stehe und mit seiner eigenen pädagogischen Erfahrung den Jugendlichen den nötigen Halt geben könne, freute sich Saumweber.
„Wir betreuen hier vier Mädchen und vier Jungen im Alter von 15 bis 18 Jahren“, stellte Alberts die jetzige Situation vor. Damit sei die Obergrenze erreicht, denn die Individualisierung der Jugendlichen stehe im Vordergrund. „Das Konfliktpotential minimiert sich damit bei uns.“ Generell würden auch nie Jugendliche mit Gewalt- oder Drogenhintergund aufgenommen. „Das würde unser gesamtes Konzept ändern“, meinte Saumweber.
Drei kommen aus Afghanistan als so genannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF). Die muttersprachliche Betreuerin für sie ist dabei ein großes Glück für das Haus. „Integration heißt ja aus pädagogischer Sicht Vermittlung“, erklärte Alberts. Mit insgesamt 4,2 Vollzeitstellen könne er die Rund-Um-Betreuung der Jugendlichen gewährleisten.
„Koch, Putzfrau oder Hausmeister gibt es bei uns aber nicht. Das müssen wir alle zusammen tragen.“ Schließlich habe das Haus keinen Hotelcharakter. „Wir wollen die Jugendlichen zu einem selbstständigen Handeln befähigen. Wir legen Wert auf den familiären Charakter unserer WG. Die Jugendlichen sollen das Haus als ihr Zuhause begreifen, und das wollen die Jugendliche auch und nehmen unsere Forderungen an sie dankbar an.“ Diese Leitidee hat sich in der 30-jährigen Geschichte der Einrichtung nicht geändert.
Die meisten Jugendlichen schickt das Jugendamt aus schwierigen familiären Verhältnissen in die Neufeldstraße. Das Amt beteiligt sich auch maßgeblich an den Kosten. „Für die Wünsche, wie Musikunterricht oder Sportvereine, reicht es dennoch kaum. Da helfen uns Spenden oder Patenschaften weiter“, dankte Alberts.