Welche Freude - die Lehrerin der 3. Klasse ist schwanger. Leider gibt es Komplikationen. Immer wieder muss sie zu Hause bleiben. Die Klasse wird auf die Parallelklassen aufgeteilt. Endlich übernimmt eine Lehrerin der Mobilen Reserve den Unterricht. In der 4. Klasse wechselt dann wieder die Lehrerin. Die Mobile Reserve hat ihre Zeit abgeleistet und geht zurück an ihre Stammschule. Die neue Klasslehrerin der Vierten bricht sich in den Weihnachtsferien beim Skifahren das Bein und die Schüler sind wieder unversorgt.
„Solche Situationen sind nicht konstruiert, sondern Teil des schulischen Alltags“, erklärt die Vizepräsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Waltraud Lučić. „Sie lösen für alle Beteiligten, die Kinder, die Eltern, aber auch für die Lehrerkräfte Stress, manchmal sogar regelrechte Verzweiflung, aus. Denn: Je jünger die Schüler sind, umso größer ihre emotionale Verbundenheit mit der jeweiligen Lehrerin, dem Lehrer. Da kann es durchaus sein, dass Motivation und Lernfreude leiden. Was mit der einen Lehrerin hervorragend geklappt hat, funktioniert mit der neuen Vertretungskraft gar nicht.“
Vor allem in den vierten Grundschulklassen, so kurz vor dem Übertritt, wird ein Lehrerwechsel als sehr problematisch empfunden. Lučić: „Die Klasse muss sich schließlich wieder eine neue Lehrerin, einen neuen Lehrer, einstellen, auf neue Methoden, auf neue Rituale, auf neue Didaktiken, auf eine neue Stimme und neue Besonderheiten. Gibt es mehr Hausaufgaben? Welches Motivationssystem gibt es? Dürfen sich die Kinder ihre Hausaufgaben im Wochenplan heraussuchen, sich Aufgaben selber stellen, selber konstruieren, im Tagebuch festhalten? Fragen über Fragen.“ Die BLLV- Expertin gibt folgende Tipps, damit alle Beteiligten besser mit der schwierigen Situation fertig werden:
Ruhe bewahren - die Aufregung der Eltern überträgt sich auf die Kinder.
Kurz in sich gehen - sich bewusst machen, dass es für keine Seite leicht ist: weder für die Schulleitung und die Lehrerin, noch für die Schüler und Eltern.
Offen sprechen - den Kindern muss erklärt werden, warum die Lehrerin gehen muss und eine neue kommt und was der Wechsel für die Klasse bedeuten kann.
Sorgen und Ängste ernst nehmen - Kinder verlieren mit der Lehrerin oder dem Lehrer eine wichtige Bezugsperson und müssen sich auf eine neue, für sie fremde Person einstellen.
Den Austausch fördern - Eltern könnten sich mit der neuen Lehrerin, dem neuen Lehrer am Elternabend durchaus auch außerhalb der Schule treffen und sich gegenseitig vorstellen und austauschen. Die neue Lehrkraft kann sagen, wie es ihr mit der neuen Situation geht, die Eltern können die Situation in der Klasse schildern und über Rituale und Vorgehensweisen informieren.
Lösungen finden - im Idealfall erarbeiten Lehrer/in und Eltern eine gemeinsame Struktur, in der die Bedürfnisse der Kinder, aber auch die der neuen Lehrkraft berücksichtigt werden Unterstützung signalisieren - Eltern sollten der Lehrer, dem Lehrer, ihre Hilfe anbieten und konstruktiv mitarbeiten. Ein erster wichtiger Schritt ist schon getan, wenn sich Eltern zu Hause positiv über die neue Lehrkraft äußern.
Gemeinsamkeiten fördern - mit einem „Kennenlernfest“ oder einem gemeinsamen Ausflug kann die Situation entkrampft und für alle Beteiligten leichter werden.