Manchmal werden Kinderträume war. Und – inniges Wünschen hilft mitunter sogar noch heute. Nicht nur „in den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat“, wie es im Märchen vom „Froschkönig“ heißt. Die Jungen und Mädchen des städtischen Hortes an der Ridlerstraße 26 im Westend können es kaum glauben. Ihre gezeichneten Wünsche und Vorschläge, die zeigen, wie sie sich vorstellen, dass der verwilderte Garten ihres Hortes attraktiver zu gestalten sei, sind Wirklichkeit geworden. Johannes Meyer, Leiter des Kinder- und Jugendhortes: „Es war sehr schnell klar, dass das in Richtung Baumhaus ginge.“ Seit Anfang Juli ist nun ein sieben Meter hohes Haus aus Lärchenholz, das den Stamm einer Linde umfasst, der Blickfang in der Ridlerstraße. Heranwachsende und Kinder klettern, balancieren und hangeln sich über eine Seilbrücke zum Hochsitz in den Baumwipfeln. Clou ist das Turmzimmer in der Krone der Linde. In diesen nicht einsehbaren Raum kann sich der Nachwuchs zurückziehen: zum Lesen, Musik hören oder Ratschen. Der Treffpunkt im Baum, der den Blick in den Himmel freigibt, ist zugleich der Einstieg in eine Tunnelrutsche, die zur Erde zurückführt.
Seit dem Jahr 2001 gab es immer wieder Anläufe, die Außenanlage des Hortes – sie war früher von Kindergartenkindern genutzt worden – so zu gestalten, dass sie Heranwachsende anspricht. Das kleine Gelände und fehlende Finanzmittel stellten den Verein „Info Spiel e.V.“ also vor eine schwierige Aufgabe. Denn der war im Frühjahr 2007 vom Schul- und Kultusreferat, abgestimmt mit der Gartenbauabteilung des Baureferats, damit beauftragt worden, ein individuelles Konzept für den Vorgarten des Horts zu entwickeln. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern entwarf der Architekt und Projektleiter Peter Hohenauer im Rahmen des Projektes „Naturerfahrungsräume für Münchner Kindergruppen“ das jetzt fertige Baumhaus. Hohenauer: „Der Wunsch nach einem Baumhaus mit Klettermöglichkeiten kam von den Kindern.“ Er habe versucht, ihre Einfälle umzusetzen. Das sei nicht ganz einfach gewesen. Denn: „Ein Baumhaus muss Zuverlässigkeit und Geborgenheit vermitteln aber gleichfalls Freiheit, Phantasie und Abenteuer spüren lassen.“ Der so entstandene Rückzugsraum biete den Kindern und Jugendlichen dafür die besten Möglichkeiten. Gerade in der schwierigen Zeit der Pubertät könne solch ein individuelles Haus bisweilen sogar Halt geben. Dass der Traum von einem solchen Haus Wirklichkeit werden konnte, sei, so Hohenauer, der „großzügigen Finanzhilfe der „Flori hilft Stiftung“ zu verdanken. Die „Strahlen der Stiftung“, die Sonne in das Leben von Jungen und Alten im Münchner Westen bringen will, schienen bis zum Hort in der Ridlerstraße. Um die Jugend im Münchner Westend, besonders Hortkinder, besser fördern zu können, als das bislang der Fall war, übernahm sie ein Drittel der Kosten für das Baumhaus. Johannes Meyer und Peter Hohenauer loben darüber hinaus das hohe Engagement von Jugendlichen und Eltern, die im Frühjahr dieses Jahres bei den Geländearbeiten tatkräftig anpackten. Durch diese Eigenleistung hätten erhebliche Finanzmittel eingespart werden können.
Das Echo sowohl bei der jüngeren als auch bei der älteren Generation sei sehr positiv, betont Hohenauer. Und Johannes Meyer sagt: „Das Baumhaus kommt gut an. Es setzt optisch ein Zeichen mit seiner beeindruckenden Höhe.“ Mit ihm könne die Jugend den Garten zum ersten Mal richtig nutzen. Die jungen Leute hätten auch mitbestimmen dürfen, welche Pflanzen und Sträucher eingesetzt werden sollten. Meyer legt Wert darauf festzustellen, dass dieser städtische Treffpunkt eine Mischung aus Hort und Freizeitstätte ist. Zurzeit betreut er eine Gruppe von 25 Haupt- und Realschülern. Sie bekommen im Hort ein Mittagessen, machen dort ihre Hausaufgaben und können ihre Freizeit vielfältig gestalten. Die wird bald noch bunter werden: auch die überdachte Loggia im Garten soll demnächst von Jugendlichen auf unterschiedliche Weise genutzt werden können: zum Beispiel zum Tischtennis-Spielen oder zum Feste-Feiern.