Sie wollen Journalist, Grafik-Designer, Lehrerin, Sozialpädagogin, Psychotherapeutin oder Kinderpflegerin werden. Das jedenfalls sind die Wunsch- und Traumberufe von Jugendlichen. Selbstbewusst und zielstrebig informierten sich 700 Schülerinnen und Schüler am vergangenen Donnerstag beim „Berufsfindungstag“ an der Carl-von-Linde-Realschule im Westend über den Schritt ins Berufsleben. Sie haben sehr klare Vorstellungen von dem, was sie einmal werden wollen. Der alljährlich stattfindende „Berufsfindungstag“, zu dem ebenfalls die achten, neunten und zehnten Klassen der Salvator-Realschule eingeladen waren, hilft den jungen Leuten bei dem Bemühen, die richtige Berufswahl zu treffen.
In der Aula der Schule informierten 40 Firmen und Fachschulen über Berufe und den Weg dahin. Neben den Gesprächen an den Ständen in der Aula fanden in den Klassenzimmern Präsentationen der Firmen und Fachschulen statt. Auch die Eltern der Jugendlichen waren eingeladen, sich einen Überblick über die Berufspalette zu verschaffen. Manche von ihnen stellten Interessenten ihre eigenen Berufe vor. Zum Beispiel: Schneidermeister, Hauswirtschafter, Industriemechaniker, Mediengestalter. „Ehemalige“ bereicherten das Angebot mit Informationen über den Übertritt an Gymnasien oder Fachschulen.
„Ich finde es gut, dass es so einen Tag gibt.“ Die 16-jährige Jule möchte sehr gerne Sozialpädagogin werden und nach der Realschule an die Fachoberschule wechseln. Sie bedauert, dass außer dem Bereich Altenpflege bei der Veranstaltung keine weiteren sozialen Berufe vorgestellt wurden. Für die 14-jährige Anna von der Salvator-Realschule kommen zwei Berufe in Betracht: Pharmazeutisch-Technische Assistentin oder Psychotherapeutin. Die Schülerin informierte sich deshalb bei Tanja Schönhofer und bei Petra Hansdorf von der „Berufsfachschule für Pharmazeutisch-Technische-Assistent/in“ (PTA) über die Ausbildung. Es machte der Realschülerin Spaß, im Beisein der beiden PTA-Schülerinnen am Mörser zu üben. „Ich habe schon als kleines Kind gerne die Natur erforscht“, erklärt sie ihre Vorliebe für die Chemie. Sie ist sich sicher: „Die gute und freundliche Beratung hat mir sehr weitergeholfen, mich zu orientieren.“ Jetzt müsse sie allerdings zunächst einmal das vor ihr liegende Schuljahr gut schaffen.
Doch es gab auch Kritik am „Berufsfindungstag“. Er sei allzu langweilig. Genau das gleiche Programm sei schon im Vorjahr von denselben Firmen präsentiert worden, beanstandeten der 15-jährige Daniel und die 16-jährige Marie. Übereinstimmend sagen sie: „Es sind nicht die passenden Berufe für jeden dabei.“ Sie finden, es werde zu wenig über künstlerische Berufslaufbahnen informiert. Das aber liege eher auf ihrer Linie. Daniel will gerne Journalist werden. Marie möchte einen künstlerischen Beruf ergreifen. Sie interessiert sich für Grafik-Design. „Ich zeichne lieber mit der Hand, als am Computer zu arbeiten“, fasst sie zusammen. Eines weiß sie schon jetzt sicher. „Ich möchte meine Ausbildung in Hamburg, der Kreativ-Stadt, absolvieren.“
„Mir ist wichtig, dass sich alle Schülerinnen und Schüler in Ruhe informieren können“, beschreibt Maria Asenbeck, Rektorin der Carl-von-Linde-Realschule, ihren Antrieb für das Angebot des „Berufsfindungstages“. Zur Kritik aus der Schülerschaft meint sie: „Leider sind nicht alle Firmen, die wir gerne hier hätten, bereit zu kommen.“ Die Unternehmen argumentierten sehr häufig damit, sie wollten wegen der Flut von Bewerbungen keine weiteren Interessenten ansprechen. Maria Asenbeck: „Begehrt sind alle technischen Berufe und die Firmen, die eine duale Ausbildung anbieten.“ Die Rektorin bedauert, dass soziale und handwerkliche Berufe bei den Schülern immer noch wenig Anklang finden. Die Rolle der Eltern sei enorm wichtig, betont sie. “Wir brauchen die Unterstützung der Eltern. Die Schule kann das nicht allein leisten, denn es gibt ständig neue Berufsbilder.“ Bewährt haben sich nach den Erfahrungen der Pädagogin das einwöchige Praktikum der Schüler in der neunten Klasse, um sich beruflich zu orientieren sowie das umfassende Bewerbungstraining. Maria Asenbeck: „Die Jugendlichen haben oft falsche Vorstellungen von den Berufen, die sie wählen.“
Zusammenfassend erklärten Mädchen und Jungen sowie Lehrkräfte nach dem Berufsfindungstag: „Das war eine informative Veranstaltung, die ruhig und gelungen verlaufen ist. Einzelne Schülerinnen und Schüler haben gute Aussichten auf eine Praktikumsstelle, für andere sind manche Berufsbilder klarer geworden.“ 140 Schülerinnen und Schüler werden in diesem Jahr von der Carl-von-Linde-Realschule abgehen. Aus den Vorjahren weiß die Schulleiterin: „30 bis 40 Prozent der Jugendlichen werden voraussichtlich an Sprachschulen oder an weiterführende Fachschulen wechseln oder ins Ausland gehen.“ Erfahrungsgemäß erhielten alle übrigen Schulabgänger bis auf wenige Ausnahmen einen Ausbildungsplatz. Maria Asenbeck: „Zum Teil müssen die Schüler schon zwanzig bis dreißig Bewerbungen schreiben, bis sie erfolgreich sind.“