„Grundsätzlich versuchen wir, die Schüler mit sinnvollen Aufgaben zu versorgen und sie nicht einfach die Zeit ‚absitzen‘ zu lassen“, erklärt eine Lehrkraft, die für den Vertretungsplan eines Gymnasiums im Münchner Westen zuständig ist und ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Sind Kollegen ‚vorhersehbar‘ nicht da, das heißt auf Fortbildung, Studienfahrten, Unterrichtsgängen oder ähnlichem, versorgen sie ihre Klassen mit Aufgaben aus ihrem Fach, so dass sie ausgefallenen Unterricht zum Teil kompensieren und so den folgenden Unterricht entlasten, das heißt bestimmtes Wissen bereits in den Vertretungen angeeignet werden oder neu gelernte Strukturen einüben.
Ist eine Lehrkraft am Morgen krank und kann Aufgaben zur Verfügung stellen, dann tut sie das auch; ist dies nicht möglich, werden sinnvolle Aufgaben von Lehrkräften, die die Klasse unterrichten, gestellt, oder diese Kollegen gehen direkt in die Klasse zum Unterricht in ihrem Fach. Dadurch kann auch entfallender Unterricht durch zusätzliche Stunden wieder aufgeholt werden. Ab Jahrgangsstufe 10 wird keine spezielle Vertretungslehrkraft eingesetzt; die Schüler bekommen allerdings ebenso Aufgaben, die sie selbständig erledigen, da sie in der Folgestunde ja nachgeprüft werden und nicht nur als Beschäftigung gegeben werden. Ist eine Lehrkraft längere Zeit nicht dienstfähig, wird der Unterricht entweder durch den Rest des Fachkollegiums aufgefangen, oder – bei langfristiger Krankheit – wenn möglich durch eine Ersatzlehrkraft gehalten. Vollständiger Entfall von Stunden gibt es nur als große Ausnahme in einzelnen Stunden am Ende des Tages, so dass in Einzelfällen Schüler eine Stunde früher nach Hause kommen. Dies geschieht allerdings in der Regel erst ab Jahrgangsstufe 10.“
Zudem verweist die Lehrkraft auf eine Sache, die ihrer Ansicht nach nur sehr selten erwähnt wird: „Jede Lehrkraft hat eine gewisse Fortbildungspflicht, die nur zu Zeiten möglich ist, zu der diese Fortbildungen angeboten werden. Dies ist in der Regel während der Schulzeit. Es gibt verschiedene Angebote, die Pflichtveranstaltungen sind, so dass man sich diesen Fortbildungen nicht entziehen kann. Somit ist Stundenausfall vorprogrammiert. Das Zweite, das vor allem auch Schulen attraktiv macht, sind Angebote wie Austauschprogramme mit Partnerschulen, Skifreizeiten, praktisches Arbeiten außerhalb der Schule usw. All diese Dinge bringen Unterrichtsausfall für die betroffenen Klassen, was nicht als Ausfall gesehen wird – und nicht betroffene Klassen, was sehr wohl so gesehen wird, mit sich. Wenn diese Aktivitäten wegfallen, sind oft die Eltern diejenigen, die zu wenige Angebote bemängeln. Damit wären wir wieder am Anfang…“