„Moortauchen” ist eine der traditionellen Herbst-Aktionen der Sollner Pfadfinder vom Stamm Albatros (BdP) und ihres Förderkreises. Der Aktionsname ist nicht ganz wörtlich zu nehmen, er beschreibt nur das über und über mit Moor verschmierte Aussehen besonders der jüngeren Albatrosse zum Ende des Aktionstages. Sie sehen aus, als hätten sie ein Moor durchtaucht. Dahinter steht die seit vielen Jahren tätige Mithilfe bei der Renaturierung eines trockengelegten Hochmoores bei Peiting, die von Teresa Krebs, Vorstandsmitglied der Albatrosse und Forstingenieurin, neben den anderen ökologischen Stammesprojekten engagiert organisiert wird.
Am Hohenpeißenberg wurden die Albatrosse und ihre Freunde vom Pfadfinderstamm Nemeta aus Wörth bei Erding vom Moorexperten Helmut Herrmann erwartet. Der Biologe kümmert sich seit über 20 Jahren um die Renaturierung eines Hochmoores hier. Das Moor wurde einst als Torfstich genutzt und dafür mit vielen Wassergräben trockengelegt. An einigen versteckten feuchten Stellen konnte aber die arktische Zwergbirke überleben, ein Relikt aus der Eiszeit, das in Mitteleuropa sonst nirgendwo mehr vorkommt. Ihr und anderen inzwischen seltenen Pflanzen und Tieren ein Überleben in einer oft monotonen Umwelt zu ermöglichen, dient diese Renaturierung.
Aber auch darüber hinaus ist es wichtig, Moore zu erhalten oder wieder zu beleben. Im nassen Moorboden ist seit Jahrtausenden CO2 in enormen Mengen gespeichert. Werden Moore trockengelegt, um Torf für z.B. „lockere” Gartenerde zu gewinnen oder weitere landwirtschaftliche oder industrielle Nutzflächen zu bekommen, entweicht das CO2 aus dem Boden in die Atmosphäre. Die Trockenlegung von Mooren ist inzwischen weltweit die bedeutendste Ursache für den Anstieg des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre und damit für die Erwärmung der Erde und den damit verbundenen Klimawandel. Beim Kauf von Gartenerde kann man unmittelbar mitentscheiden über das Klima, indem man auf Torfbeimischung verzichtet, erfahren die Pfadfinder.
Die Albatrosse und Nemetas sahen im Moor staunend, wie sich die Landschaft in kurzer Zeit geändert hat. Eine Vielzahl von Dämmen in den alten Entwässerungsgräben staut das Wasser auf, bildet allmählich verlandende Tümpel und durchfeuchtet den Boden. Fichtenmonokulturen sterben überall ab und eine moortypische gemischte Pflanzenwelt siedelt sich wieder an. Die Tierwelt folgt.
Im Spirkendickicht zwischen absterbenden Fichten legen die Pfadfinder diesmal einen weiteren alten Entwässerungsgraben still. Zwei Meter lange Fichtenpfähle werden wie Palisaden in den Moorboden getrieben, bis nur noch etwa 50 cm aus dem Wasser ragen. Die jüngeren Albatrosse stechen Torf ab und wühlen sich mit Spaten, Schaufeln und den bloßen Händen tief in die feuchte schwarze Masse hinein, echte „Moortaucher” eben. Andere häufen den Torf an den Außenwänden der Pfahlreihen vom Grabengrund bis zum Ende der Pfähle als schiefen Wall an, treten ihn immer wieder fest, bis alles Holz bedeckt ist und kaum mehr Wasser durchsickert. Mit Eimern wird das Wasser zwischen den Pallisaden ausgeschöpft und auf den Grabengrund schnell trockener Torf aufgetragen. Am Schluss kommen die Grassoden des kleinen Torfstiches oben drauf. Fertig ist der Damm.
Langsam füllt sich der Graben mit stehendem Wasser, wird zu einem Tümpel, der in etwa 100 Jahren verlandet sein wird. Solange muss der Damm halten.
Schmutzig und müde, aber sehr zufrieden, eine sinnvolle Arbeit im Kreis der Freunde und auch mit viel Spaß dabei zusammen geleistet zu haben, fuhren die Albatrosse und Nemetas wieder nach Hause. Eine ihrer Pfadfinderregeln lautet „Ich will die Natur kennenlernen und helfen, sie zu erhalten“. Das haben sie bestens gelebt.