Veröffentlicht am 23.02.2009 10:04

„Wir sind keine Gruftis”

Kämpferische Töne gab es  bei der Kandidatenvorstellung im ASZ-Westend (v.l.): Isolde Roßgoderer, Josef Thurner und Eleonore Engel. (Foto: tg)
Kämpferische Töne gab es bei der Kandidatenvorstellung im ASZ-Westend (v.l.): Isolde Roßgoderer, Josef Thurner und Eleonore Engel. (Foto: tg)
Kämpferische Töne gab es bei der Kandidatenvorstellung im ASZ-Westend (v.l.): Isolde Roßgoderer, Josef Thurner und Eleonore Engel. (Foto: tg)
Kämpferische Töne gab es bei der Kandidatenvorstellung im ASZ-Westend (v.l.): Isolde Roßgoderer, Josef Thurner und Eleonore Engel. (Foto: tg)
Kämpferische Töne gab es bei der Kandidatenvorstellung im ASZ-Westend (v.l.): Isolde Roßgoderer, Josef Thurner und Eleonore Engel. (Foto: tg)

„Über sechzig ... und kein bisschen leise!“ Das Motto für die Wahl zur Münchner Seniorenvertretung passte auf die Vorstellungsrunde der Kandidaten, die vergangene Woche im Alten- und Servicezentrum Westend in der Tulbeckstraße stattfand. Die 73-jährige Isolde Roßgoderer, eine ehemalige Heimleiterin, schlug kämpferisch laute Töne an: „Wir sind keine Gruftis, wir sind keine Verwesi, wir sind Menschen, die im Leben etwas geleistet haben“, erregte sie sich. Die 73-Jährige verwahrt sich dagegen, dass alte Leute nur noch als „Randgruppe“ wahrgenommen werden. Sie kritisierte den mangelnden Informationsfluss im Zusammenhang mit der Wahl zur Seniorenvertretung. Viele potentielle Wählerinnen und Wähler hätten die Unterlagen für die Briefwahl, erst an dem Tag bekommen, an dem die Kandidaten im ASZ vorgestellt wurden.

Auch das erkläre, weshalb nur wenig Betroffene den Termin wahrnähmen. Das Publikum pflichtete ihr bei. Die meisten Anwesenden hatten durch Zufall von der Präsentation der Kandidaten erfahren. Andere hörten zum ersten Mal, dass es in München eine Seniorenvertretung – bestehend aus Seniorenbeirat und Delegiertenversammlung – gibt. Und – dass dieses Gremium, die Interessen von Menschen vertritt, die älter sind als 60 Jahre. Im Westend kandidieren neben Isolde Roßgoderer, Ingrid Pfaue, Mitglied des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8) – sie war aus gesundheitlichen Gründen nicht erschienen – , die Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt im Ortsverein Laim/Schwanthalerhöhe, Eleonore Engel und Josef Thurner, der erst im vorigen Jahr nach über 40-jähriger Zugehörigkeit zum BA aus Altersgründen aus dem Lokalparlament ausgeschieden ist.

800 Plakate

Ronny Blaubach vom Sozialreferat räumte ein, der Vorstellungstermin sei unglücklich gewählt worden. Er verwies allerdings auf den Bezirksausschuss, der habe diesen Zeitpunkt benannt, wohl wissend, dass die Stimmunterlagen noch nicht bei allen Wahlberechtigten eingegangen sein konnten. Blaubach: „Wir haben 800 Plakate aufgehängt und 60 000 Faltblätter verteilt.“ Aus Sicht des Referates sind sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft worden. Evi Weininger vom Sozialreferat informierte die Anwesenden über Details zur Wahl: „Sie haben in diesem Stadtbezirk bei 4570 Senioren vier mögliche Sitze zu vergeben.” Die vier Kandidaten seien deswegen bereits als gewählt anzusehen. Wer die meisten Stimmen auf sich vereinige, werde für den Stadtteil in den Seniorenbeirat entsandt. Die anderen Seniorenvertreter unterstützten als Delegierte den Beirat. Der werde für jeweils vier Jahre per Briefwahl gewählt. Die Wahlunterlagen, so Weininger, müssten spätestens bis 17. März im Kreisverwaltungsreferat eingegangen sein: „Erzählen sie es Ihren Nachbarn und Bekannten, erinnern Sie die daran, in ihrem eigenen Interesse zu wählen.“

25 Prozent ältere Bürgerinnen und Bürger

„Wir können viel bewegen“, berichtete Eleonore Engel. Sie kandidiert bereits zum zweiten Mal für die Seniorenvertretung. So habe sich das Gremium für Aufzüge an der U-Bahn, für gut gestreute Wege im Viertel oder für eine neue Ampel bei „Aldi“ eingesetzt. Sie ermutigte die Anwesenden: „Sprechen Sie an, was Ihnen nicht passt, nur wenn wir wissen, wo der Schuh drückt, können wir es abstellen.“ Zu viert – „wir sind keine Konkurrenten“ – sei vieles machbar. Sie wolle besonders als AWO-Vorsitzende etwas für Senioren tun.

Josef Thurner kennt die Arbeit im Seniorenbeirat. Er wirkte bereits zwölf Jahre in dem Gremium, bevor er aus gesundheitlichen Gründen ausschied. Nun will er es noch einmal wagen. „Ich glaube, ich sollte meine Erfahrungen – so lange ich dazu gesundheitlich in der Lage bin, in den Dienst der Senioren stellen.“ In München, so Thurner, gebe es 25 Prozent ältere Bürgerinnen und Bürger. „Dieses Potenzial hat ein Recht darauf, dass seine Interessen und Probleme bei der Stadt und auch in der Politik gehört werden.“

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