Es gibt wohl keinen anderen Tunnel in Deutschland, dessen Höhenkontrolle bereits zwei Kilometer vorher angekündigt wird. Doch auf der A96 scheint das notwendig zu sein. Immer wieder kommt es gerade hier zu längeren Wartezeiten, weil die Höhenkontrolle ausgelöst wurde. Für Tausende von Autofahrern in den letzten Monaten ein wahres Horror-Szenario, schien es doch schon zu einer gewissen Regelmäßigkeit zu werden.
Schnell wurden die Stimmen laut: die Kontrolle werde immer wieder durch Vögel ausgelöst oder es bestehe ein Defekt. Stimme alles nicht, wie uns Josef Seebacher von der Autobahndirektion Südbayern in einem persönlichen Gespräch nun erklärte.
Die Vorschriften für jeden Auto- beziehungsweise Lkw-Fahrer sind in ganz Deutschland einheitlich. Ein Fahrzeug darf einfach nicht höher sein als 4 Meter. Nicht 4,05 Meter und auch nicht 4,10 Meter. Doch es gibt immer wieder Brummi-Lenker, die sich einfach nicht an diese Vorschriften halten. „Sei es wegen Zeitdrucks oder einfach wegen Faulheit. Einen genauen Grund konnten wir bisher nicht ermitteln”, sagt Seebacher. Sicher ist nur, die Höhenkontrolle im Etterschlager Tunnel funktioniert einwandfrei.
Trotzdem kommt es in letzter Zeit immer wieder zum Alarm. „Wir haben im Dezember 2016, als die Höhenkontrolle scharf geschalten wurde, sogar persönlich bei rund 80 Speditionen in der näheren Umgebung angerufen und sie darauf hingewiesen, dass sie bitte auf die exakte Höhe ihrer Fahrzeuge achten sollen”, sagt Seebacher. Das Problem auf der A96 ist folgendes: wenn sich vor dem Etterschlager Tunnel ein Stau bildet, zieht sich dieser innerhalb kürzester Zeit bis nach München und auf die A99.
Wenn die Kontrolle ausgelöst hat, bleibt nicht viel Zeit. „Meistens ist einer unserer Mitarbeiter immer vor Ort”, sagt Johann Rohrmoser, Mitarbeiter der Autobahnmeisterei. Sein Kollege Markus Sailer und er versuchen dann so schnell wie möglich bis zum Verursacher vorzudringen, „was aber nicht immer ganz einfach ist”, erklärt Rohrmoser. „Da wir in unseren Fahrzeugen keine Frontblitzer mehr verbaut haben, glauben uns die Autofahrer, die im Stau stehen, meist nicht, dass wir bis nach vorne müssen.” Das mit der Rettungsgasse zählt zwar offiziell nur für Polizei und Feuerwehr, würde aber den Herren von der Autobahnmeisterei ein ums andere Mal die Arbeit sehr erleichtern. Schließlich versuchen sie ja nur, den Verkehr wieder zum Laufen zu bringen. Doch offizielle Anweisungen darf eben nur die Polizei geben.
Was sie allerdings hier schon erlebt haben, ist oft mehr als unverschämt. Die Polizei braucht rund 7 bis 10 Minuten, bis sie vor Ort ist. Oft haben Lkw-Fahrer, die die Höhenkontrolle mit ihrem Fahrzeug ausgelöst haben, bis dahin ihr Gefährt bereits abgesenkt. Die Polizei kann meist nur noch die vorgeschriebene Höhe feststellen. Zwar werden die „Täter” auf der Kamera festgehalten, allerdings dürfen diese Informationen aus Datenschutzgründen nicht verwendet werden. In welche Gefahr sich die Lkw-Fahrer oft begeben, ist ihnen womöglich gar nicht klar: gerade der Standstreifen vor dem Tunnel ist besonders schmal gehalten. „Den Lkw hier abzustellen und auszusteigen setzt schon fast das Betreten einer Fahrspur voraus”, erklärt Markus Sailer. Somit besteht hier einfach Lebensgefahr. Einig sei man sich unter den Mitarbeitern der Autbahndirektion und -meisterei, dass die Strafen für dieses unverantwortliche Handeln einfach viel zu gering seien.
Der Tunnel hier in Etterschlag wurde nach den „ Richtlinien für die Ausstattung und den Bereich von Straßentunneln” - kurz RABT gebaut. Diese wurden beispielsweise nach dem Unglück im Gotthardtunnel 2001 überarbeitet. Jeder Tunnel in Deutschland ist oder wird bereits nach diesen Vorschriften umgerüstet. „Das bringt einen gewissen Wartungsaufwand mit sich”, erklärt Josef Seebacher. Rund um die Uhr muss jemand zur Verfügung stehen und im Notfall innerhalb kürzester Zeit vor Ort sein. So bekommt jeder Tunnel einen eigenen Manager. Er kennt sich aus, wird in alles eingewiesen und kann dann auf kurzem Wege entscheiden, wie in gewissen Situationen vorgegangen wird.
Der Etterschlager sowie auch der Echinger Tunnel befinden sich auf dem neuesten Stand der Technik. Fertiggestellt wurde diese bereits 1998. Die Notausgänge und die Sicherheitstechnik werde stetig verbessert. Doch genau hier liegt auch die Schwierigkeit: Die heutige Computertechnik ist besonders kurzlebig und „so gibt es nach etwa 15 Jahren keine Ersatzteile mehr für die Anlagen”, sagt Seebacher, „was die Wartung noch ein Stück aufwendiger macht”.
Immer wieder hieß es, ein Vogel habe die Höhenkontrolle im Etterschlager Tunnel ausgelöst. Das sei unmöglich, wie uns Josef Seebacher bestätigt. Selbst wenn ein Vogel durch die Sensoren fliegt, erfolgt innerhalb von Millisekunden eine weitere Messung in der Straße. Dort nämlich sind sogenannte Kontaktschleifen installiert, die eben nur dann auslösen, wenn beide Messungen ein Fahrzeug auf der Straße erkennen.
Fakt ist auf der A96 vor dem Tunnel Etterschlag: Hat die Höhenkontrolle ausgelöst und stehen die Ampeln auf rot, dann war definitiv wieder ein Fahrzeug zu hoch. Ärgerlich gerade für die Pendler. Viele haben sich oft für einen Wohnort „weiter draußen” entschieden, weil doch die Anbindung an München so optimal sei. In einer halben Stunde könnte man den Weg bis in die Landeshauptstadt schaffen. Wenn da nicht die Tunnel wären.