Ein Festival im Kösk – schon war das Wort „Köskival” geboren. Seit mehr als zwei Jahren ist in der ehemaligen Stadtbibliothek in der Schrenkstraße 8 bereits Platz für junge Kunst, für Ausstellungen, Konzerte und Feste. Vom 20. Mai bis 14. Juni läuft nun erstmals eine Veranstaltungsreihe über einen längeren Zeitraum: ein inklusives Festival. Es ist gleichzeitig Werkschau für die inklusive Kunst- und Kulturszene sowie ein offenes Angebot für alle, die weit und bunt denken.
Wirklich jeder kann dabei sein: ob mit oder ohne Behinderung. Das Köskival geht über alle Grenzen hinweg: der Sparten, der körperlich, geistig oder seelischen Verfasstheiten, der Generationen, der Kulturen. Schon am Eröffnungsabend treffen sich Musik, Ausstellung, Installation und Kochprojekt. Danach laden zahlreiche Veranstaltungen zum Zuschauen und zum Mitmachen ein: Literatursalon und Schreibwerkstatt, man kann singen, jodeln, musizieren oder auch am Fahrrad schrauben.
Los geht es am Samstag, 20. Mai, um 19 Uhr. Suzie Diamonds und Käptn Wheelchair, alias die Kabarettisten Susanne Plassmann und Maximilian Dorner eröffnen mit den Künstlern und weiteren Gästen das Köskival. Der Liedermacher Zoltan Sloboda singt in seinen Gitarrenliedern von Liebe und Einsamkeit, Glück und den heiteren Augenblicken in seinem Leben. Die vier Musiker von Dunghill erzählen mit Gitarre, Cajon/ Percussion, Kontrabass, Mandoline, Knopfakkordeon, Banjo und zwei Stimmen vom Alltäglichen, Träumen und Abenteuern. Tuna Trio and the Ghosts präsentiert nicht nur Songs rund um das Donauwasser, sondern auch Lieder von fernen Küsten und klaren Gebirgsbächen. Es kocht das internationale Kochprojekt „Culture Kitchen”.
Gleichzeitig eröffnet die Köskival-Ausstellung. Unter dem Titel „Avatar als Prothese“ forscht die Medienkünstlerin Gretta Louw nach Möglichkeiten, die sich durch Avatare für kollaborative Projekte im Bereich Kunst und Inklusion ergeben. Julia Opitz präsentiert eine Klanginstallation. Die Künstlergruppe „Du, du und du“ (Sabine Schlunk, Florina Goberge, Axel Bittner, Gennaro Raino), die von Anja Verbeek gegründete Inklusionsgruppe „Sesam öffne Dich“ und die Künstlergruppe „St. Bonifatius 18“ (Sabine Mayer, Fabian Stem Bertler, Florian Wyrtki, Paul Rietzl), Nikita Knikta (Maler) und Julia Schwarz (Malerin) zeigen in der Gemeinschaftsausstellung ihre Werke. Der Eintritt zum Eröffnungsabend ist frei, Spenden für die Künstler sind willkommen. Die Köskival-Ausstellung ist vom 20. Mai bis 4. Juni im Kösk zu sehen und täglich von 16 bis 20 Uhr geöffnet.
Die Künstlergruppe „Sesam öffne Dich” entstand nach einem Workshop für Menschen ohne und mit Behinderung, den die Künstlerin Anja Verbeek von Loewis an der Sommerakademie Dachau geleitet hatte. Anja Verbeek war überrascht, welches Potenzial in einer solchen Gruppe steckt: „Unvorhergesehen war für mich, dass die ,Behinderten' schöpferisch die ,Gesunden' beflügeln. Die fast kindliche Direktheit und innere Sicherheit, ihr ,Inbild' zu malen, künstlerisch klare Zeichen zu setzen, ohne Angst vor Fehlern oder Versagen, bringt eine stark unterstützende Dynamik für die sich oft intellektuell anspruchsvoll fordernden ,Gesunden'. Unterschiede werden zu einer Bereicherung. Die Kunst der Gruppe ,Sesam öffne Dich' macht erlebbar, wie Inklusion ein sehr konstruktives Potenzial bietet. Sowohl im künstlerischen Ausdruck, als auch für das Gelingen eines sozial und gesellschaftlich-politisch fairen Miteinander Seins.”
Weiter geht das Köskival am Sonntag, 21. Mai, um 12 Uhr mit einem Mitmach-Literatursalon: Jeder kann sein Lieblingsbuch mitbringen und fünf Minuten lang daraus vorlesen oder den Zuhörern erzählen, warum das Buch unbedingt lesenswert ist. Am Sonntag um 19 Uhr feiert dann „ANTI.GO.NE.VOLK” Premiere, ein inklusives Performanceprojekt des Kollektivs „im endeffekt”. Am Montag, 22. Mai, beginnt um 15.30 Uhr ein transkulturelles Mitmachkonzert mit Andrea Pancur für Menschen ab 3 Jahren mit Münchner Kinderliedern. Um 17 Uhr schließt sich ein Jodel-Workshop an für alle, die gern mit ihrer Stimme experimentieren. Ab 20 Uhr lesen drei Künstler aus dem Kreativ Labor der Pfennigparade selbst erarbeitete Texte.
Zu einem kreativen Schreibworkshop lädt Fabienne Pakleppa am Donnerstag, 25. Mai, von 14.30 bis 16.30 Uhr ein: Impulse von der Gruppe bekommen, Themen finden, Blockaden überwinden, Träume, Erinnerungen, Gefühle und Gedanken in Worte fassen und staunen, was dabei herauskommt, wenn die Worte zu fließen beginnen. Mitzubringen sind Papier und Stifte.
„Bikekitchen” bietet auf dem Köskival eine kleine mobile Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt an. Jeder kann hier sein Fahrrad mit oder ohne Hilfe reparieren. Der Schraubnachmittag findet am Sonntag, 28. Mai, von 14 bis 18 Uhr statt.
Neben zahlreichen weiteren Veranstaltungen beginnt dann am 6. Juni das Projekt „Ortswechsel”: Künstler mit und ohne Behinderungen verlegen ihr Atelier für knapp zwei Wochen ins Kösk.
Mit dem Köskival wird fortgeführt, was mit der Programmreihe „Was geht? Kunst und Inklusion“ 2015 begann. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kösk/Kreisjugendring und des Kulturreferates der Landeshauptstadt München. Das komplette Programm ist unter www.koeskival.de im Internet zu finden.