Veröffentlicht am 19.09.2017 07:22

Menschlichkeit in schwierigen Zeiten

Die Gemeinde Machtlfing setzt dem Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer und den Machtlfinger Familien, die ihn beschützten, ein Denkmal für Zivilcourage. (Foto: Eisinger)
Die Gemeinde Machtlfing setzt dem Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer und den Machtlfinger Familien, die ihn beschützten, ein Denkmal für Zivilcourage. (Foto: Eisinger)
Die Gemeinde Machtlfing setzt dem Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer und den Machtlfinger Familien, die ihn beschützten, ein Denkmal für Zivilcourage. (Foto: Eisinger)
Die Gemeinde Machtlfing setzt dem Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer und den Machtlfinger Familien, die ihn beschützten, ein Denkmal für Zivilcourage. (Foto: Eisinger)
Die Gemeinde Machtlfing setzt dem Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer und den Machtlfinger Familien, die ihn beschützten, ein Denkmal für Zivilcourage. (Foto: Eisinger)

Eine Kunststele zur Erinnerung an den Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer und an die Machtlfinger Familien, die ihm auf seiner Flucht vor der Gestapo Unterschlupf gewährten, wurde im Herzen von Machtlfing eingeweiht. Das Kunstwerk, das vom Erlinger Bildhauer Franz Nickel und seiner Tochter, der Künstlerin und Schriftgestalterin Franziska Ghirardo entworfen wurde, hat von nun seinen festen Platz auf der kleinen Wiese unterhalb der Alten Schule. Zur feierlichen Enthüllung und Weihe war eine große Zahl Machtlfinger erschienen. Sie nahmen die neue Bronzeskulptur in Augenschein und gedachten der einstigen Nachbarn, die in gefährlichen Zeiten großen Mut und Menschlichkeit bewiesen hatten, indem sie den auf dem nahe gelegenen Hartschimmelhof aufgewachsenen Geografieprofessor, Literaten und Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer im Dorf versteckten.

Beispielhafte Zivilcourage

Der Andechser Gemeinderat nahm diesen beispielhaften Akt von Zivilcourage und Menschlichkeit in der Geschichte der eigenen Gemeinde vor gut einem Jahr zum Anlass, ein Kunstprojekt in Auftrag zu geben. Es sollte die Taten Albrecht Haushofers und seiner Beschützer, besonders die der Familie des Machtlfinger Dorfarztes Dr. Otto, in lebendiger Erinnerung erhalten. Zur Verwirklichung wandte man sich an den Erlinger Bildhauer Franz Nickel, der vor fünfzig Jahren schon einmal für die Gemeinde tätig war, als er die große Christusfigur an der Erlinger Kirche schuf. Zur Finanzierung des Projektes erging ein Spendenaufruf an die örtlichen Unternehmen und die Bevölkerung, mit der Bitte um einen kleinen Beitrag. Eine Anfrage, der – so Bürgermeisterin Anna Neppel in ihrer Festrede - zwar sehr lebhaft, aber leider auch sehr wörtlich nachgegangen wurde, sodass sie die Differenz zur veranschlagten Summe am Ende noch aus eigener Tasche ergänzte.

Kunstprojekt mit Hindernissen

Auch bei der Umsetzung lief nach Aussagen der beiden Künstler nicht alles rund. Der erste Vorschlag der Gemeinde, nur eine Erinnerungstafel für einen bereits vorhandenen Findling zu gestalten, lehnten Vater und Tochter Nickel aus ästhetischen Gründen ab. Sie wollten lieber ihre eigene künstlerische Idee umsetzen, die auch im Rathaus große Zustimmung fand. Kurz vor der Vollendung drohte das Desaster, denn durch einen Materialfehler beim Gussvorgang war der erste Bronzeguss unbrauchbar geworden. Erst versuchten die Künstler noch zu retten, was zu retten war, entschieden sich dann aber für einen zweiten Versuch. Diesmal zum Glück mit Erfolg, sodass sich das neue Kunstwerk am Sonntag in seiner ganzen filigranen Transparenz und Eleganz präsentieren konnte. Eingepasst in einen Rahmen aus runden Gussteilen, bildet die Inschrift aus Kapitälchen ein transparentes Relief, das durch den Wechsel von matten, polierten und patinieren Teilen zusätzliche Tiefe und Bewegung erhält. Die Inschrift lautet: „Machtlfinger Bürger – vor allem die Familie Dr. Otto- setzten Leben und Gesundheit ein, um nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli den Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer vor den Nazischergen zu schützen. Wir wollen nicht vergessen“. Am Ende steht das Gedicht „Heimat“ aus dem Zyklus Moabiter Sonette, das der zum Tode Verurteilte zwischen Dezember 1944 und April 1945 im Berliner Gefängnis Moabit verfasste.

Ausstellung über Albrecht Haushofer

Zeitgleich mit der Einweihung der Erinnerungsstele wurde im benachbarten Gebäude der alten Volksschule eine Dokumentation über das Leben von Albrecht Haushofer, den politischen Hintergrund seiner Flucht und über den mutigen, aber gescheiterten Versuch seiner Rettung durch das selbstlose Hilfsnetzwerks Machtlfinger Bürger eröffnet.

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