Veröffentlicht am 17.10.2017 08:30

Mit Verständnis begegnen


Von me
Breitbrunner Flüchtlinge servieren auf ihrem Herbstfest Leckerbissen aus aller Herren Länder. (Foto: Eisinger)
Breitbrunner Flüchtlinge servieren auf ihrem Herbstfest Leckerbissen aus aller Herren Länder. (Foto: Eisinger)
Breitbrunner Flüchtlinge servieren auf ihrem Herbstfest Leckerbissen aus aller Herren Länder. (Foto: Eisinger)
Breitbrunner Flüchtlinge servieren auf ihrem Herbstfest Leckerbissen aus aller Herren Länder. (Foto: Eisinger)
Breitbrunner Flüchtlinge servieren auf ihrem Herbstfest Leckerbissen aus aller Herren Länder. (Foto: Eisinger)

Drei Kinder spielen beim Herbstfest auf dem kleinen Hof vor dem ehemaligen Schwesternwohnheim der St.-Josef-Kongregation, das seit März 2016 als Asylbewohnerunterkunft dient. Zwei der Mädchen kommen aus Syrien, eines aus Nigeria, das andere aus Breitbrunn.

Zermürbendes Warten

Die Kinder machen vor, was den Erwachsenen in der Breitbrunner Asylbewerberunterkunft nicht immer gelingen mag. 60 Menschen aus sechs verschiedenen Ländern teilen sich die Unterkunft. Es gibt Gemeinschaftsduschen und -Küchen. Die meisten Bewohner sind junge Männer. Einige von ihnen haben schon eine kleine Familie, andere sind mit Geschwistern oder Cousins gekommen. Jeder von ihnen hat seine eigene Odyssee hinter sich. Nun ist ihre Hauptbeschäftigung das Warten, darauf, wer bleiben, wer arbeiten darf, oder wer damit rechnen muss, wieder abgeschoben zu werden.

„Das Warten ist für alle sehr zermürbend,“ sagt Julia Rothbauer, die für den Asylhelferkreis die Betreuung der Flüchtlinge in der Seestraße koordiniert. Zusammen mit ihren Kollegen vom Helferkreis und den Flüchtlingen hat sie das Herbstfest organisiert, um die nachbarschaftlichen Kontakte zu pflegen. Der 24 Jahre alte Moamar ist gelernter Friseur und würde sofort arbeiten, allein schon, um mit seiner jungen Frau und den zwei kleinen Kindern die Unterkunft verlassen zu können. Doch als Iraker ist er in Deutschland nur geduldet. Moamar hat Schmerzen im Rücken, die manchmal zu Taubheitsgefühlen in den Beinen führen. Sollten sich seine Beschwerden als Folge der Flucht herausstellen, dürfte er bleiben, was ihm widersinnig vorkommt. „Ich will nicht bleiben, weil ich krank bin, Ich will bleiben, um zu arbeiten“, sagt Moamar. Er besucht einen Deutschkurs in München, verbringt viel Zeit vor dem Fernseher und schreibt sich gewissenhaft alle Wörter und Sätze auf, die ihm unbekannt sind. „Man muss ja viel sprechen können als Friseur,“ sagt er und lacht.

Arbeit statt Frust und Langeweile

Julia Rothbauer weiß um die Nöte ihrer Schützlinge. „Egal wie lange der Papierkram dauert und wie der Entscheid am Ende lautet“ meint sie, „wenn die Leute in der Zwischenzeit arbeiten dürften, hätten sie weniger Zeit zum Grübeln und es gäbe keinen Ärger“.

Der Ärger, auf den sie abspielt, ereignete sich vor einiger Zeit, als ein kleiner Junge aus einem Fenster im Erdgeschoss fiel und sich verletzte. Ein Notruf wurde abgesetzt. Als der Rettungswagen der Feuerwehr schließlich kam, war bereits Tumult entstanden, weil einige Bewohner befürchteten, man hätte sie ignoriert. Der ungewohnte Anblick der Retter in Uniform erschreckte die aufgebrachten Bewohner zusätzlich, sodass die Sanitäter in massiver Weise beschimpft und bei ihrer Arbeit gestört wurden. „Ein dramatisches, aber zum Glück einmaliges Missverständnis, das längst aus der Welt ist,“ sagt Rothbauer.

Patenschaften beschleunigen Integration

Tatsächlich geht es in der Breitbrunner Unterkunft friedlich zu, was nicht zuletzt den engagieren Asylhelfern zu verdanken ist. Rothbauer und ihr Team klären Missverständnisse und treten auch als Streitschlichter auf. Hauptaufgabe bleibt, den Geflüchteten bei der Auseinandersetzung mit den Behörden zu helfen. Am besten bewährt haben sich Patenschaften. Hierfür werden noch ehrenamtliche Helfer gesucht.

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