Veröffentlicht am 18.12.2017 13:14

Jesus, Maria und Joseph


Von me
Holzbildhauerei Kreutz in dritter Generation: Michael Jaumann führt das Geschäft seines Großvaters in Gröbenzell weiter. (Foto: Eisinger)
Holzbildhauerei Kreutz in dritter Generation: Michael Jaumann führt das Geschäft seines Großvaters in Gröbenzell weiter. (Foto: Eisinger)
Holzbildhauerei Kreutz in dritter Generation: Michael Jaumann führt das Geschäft seines Großvaters in Gröbenzell weiter. (Foto: Eisinger)
Holzbildhauerei Kreutz in dritter Generation: Michael Jaumann führt das Geschäft seines Großvaters in Gröbenzell weiter. (Foto: Eisinger)
Holzbildhauerei Kreutz in dritter Generation: Michael Jaumann führt das Geschäft seines Großvaters in Gröbenzell weiter. (Foto: Eisinger)

Es gab eine Zeit, in der das Schnitzen von Krippenfiguren und Heiligenskulpturen ein einträgliches Geschäft war,“ sagt Michael Jaumann, der in dritter Generation dem alten Handwerk der Holzbildhauerei nachgeht. Leicht verdientes Geld war es freilich nie. Viele Stunden Arbeit stecken in jedem kleinen Schäfchen oder Jesuskindlein, das liebevoll aus einem Stück Linden- oder Eichenholz herausgefräst oder handgeschnitzt wurde und schließlich seinen Ehrenplatz in der Familienkrippe findet. Doch obwohl die Währung Zeit noch nie so wertvoll empfunden wurde wie heutzutage, sind nur noch wenige Menschen bereit, viel für kunsthandwerkliche Arbeiten auf hohem Niveau zu zahlen, wie sie Michael Jaumann in der Holzbildhauerei Kreutz in Gröbenzell anbietet.

Bei den Krippen machen stets die Heilige Familie und ein oder zwei tierische Stallgenossen den Anfang. Dann werden jedes Jahr mehr Figuren dazugekauft. Krippen sind nicht nur Tradition, sondern auch ein zur Weihnachtszeit liebevoll gepflegtes Hobby. „Wer sich in den sechziger, siebziger und achziger Jahren eine prachtvolle Krippe zulegte, tat dies zwar auch in christlicher Tradition, vor allem aber, um vor seinen Freunden und Nachbarn Wohlstand und Geschmack zu beweisen. Heutzutage sind es wieder mehr die Werte, die zählen, die Idee von Weihnachten, die junge Eltern ihren Kindern vermitteln wollen,” sagt Michael Jaumann.

Erste, zweite, dritte Generation

Gegründet wurde das Familienunternehmen Kreutz von Jaumanns Großvater, der seine Zunft, die Holzbildhauerei, noch als künstlerischen Beruf verstand und von privaten Aufträgen lebte. Auch als Innungsmeister und Ausbilder war er sehr engagiert. Doch erst als Schwiegersohn Michael Jaumann, Senior mit seinem kaufmännischen Wissen ins Unternehmen einstieg, entwickelte sich aus der reinen Bildhauerwerkstatt ein florierender Krippen- und Skulpturenhandel, der neben den eigenen Produktionen auch hochwertige Krippen- und Figurenserien anderer Werkstätten, vornehmlich aus Südtirol verkauft.

Die Frage, nach einem alternativen Beruf, stellte sich für ihn als einzigem Sohn nicht, sagt der heute 53-jährige Junior. Er lernte sowohl Schreiner, als auch Bildhauer und machte anschließend noch eine kaufmännische Ausbildung. Seit den frühen Neunzigern ist der Markt für die Holzbildhauerei aber regelrecht eingebrochen, sagt Jaumann. Private Aufträge kommen nur noch selten. Darum werden die Werkstatträume, in der früher große Fräsmaschinen standen und in den besten Zeiten bis zu 30 Handwerker und Lehrlinge tätig waren, schon seit gut zehn Jahren nur noch von ihm selbst genutzt.

Ungefähr seit 1946 – aber genau weiß das heute niemand mehr – stellt die Holzbildhauerei Kreutz ihre Krippenfiguren und Englein auf dem Münchner Kripperlmarkt aus, der seit Jahren vor der St. Michaels Kirche zu finden ist. Obwohl die Standgebühr jährlich steigt und die Stadt eine Umsatzbeteiligung verlangt, ist der Krippenverkauf auf dem Münchner Christkindlmarkt für Jaumann ein Highlight der Saison. Der Münchner Kripperlmarkt ist der einzige in ganz Deutschland, der dieser alpenländischen Handwerkskunst eine eigene Nische auf dem Christkindlmarkt einräumt.

Manches hat sich überlebt

Mit dem Sinn seines Berufs hadert Michael Jaumann immer häufiger und die Bürde der Familientradition versucht von seinen Kindern fern zu halten. Und auch Lehrlinge nimmt er keine mehr auf. Für sich selber hat er beschlossen, dabei zu bleiben. Wenn in der Weihnachtszeit, in der rund 70 Prozent des Jahresumsatzes erwirtschaftet wird, das Telefon und das Glöckchen an der Ladentür im Minutentakt bimmeln, ist er in ganz in seinem Element. Unter seinen Kunden, die aus ganz Bayern anreisen, sind viele Stammkunden. Und wenn in den ruhigen Monaten ein Auftrag hereinkommt, genießt er es, sich in Gesellschaft von Terrierhündin Greta in die Werkstatt zurückzuziehen und sich mit Liebe und Andacht seiner Holzbildhauerei zu widmen.

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