Veröffentlicht am 08.04.2009 11:05

„Unter Alkohol und Drogen fahren... das tut nicht jeder.”


Von ck
Verkehrspsychologe Thomas Wagenpfeil (r.) bei einem Beratungsgespräch zur Vorbereitung auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung. (Foto: pi)
Verkehrspsychologe Thomas Wagenpfeil (r.) bei einem Beratungsgespräch zur Vorbereitung auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung. (Foto: pi)
Verkehrspsychologe Thomas Wagenpfeil (r.) bei einem Beratungsgespräch zur Vorbereitung auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung. (Foto: pi)
Verkehrspsychologe Thomas Wagenpfeil (r.) bei einem Beratungsgespräch zur Vorbereitung auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung. (Foto: pi)
Verkehrspsychologe Thomas Wagenpfeil (r.) bei einem Beratungsgespräch zur Vorbereitung auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung. (Foto: pi)

„Man muss vor der MPU keine Angst haben”, erklärte Dipl.-Psychologe Thomas Wagenpfeil vom TÜV Süd. Gemeint ist die Medizinisch-Psychologische Untersuchung, der sich jedes Jahr über 100.000 Personen unterziehen müssen. Da sich um diese Untersuchung viele Mythen und Halbwahrheiten ranken, hat es sich der TÜV Süd zur Aufgabe gemacht mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit Betroffenen und Interessierten die Thematik näher zu bringen.

Entstanden ist die MPU bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg als rasch geklärt werden musste, ob Kriegsversehrte, die einen Arm oder ein Bein verloren haben, nicht eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen. Heute ist Fahren unter Alkoholeinfluss mit Abstand der häufigste Grund für eine Untersuchung. Von 104.481 Personen, die im Jahr 2007 zur MPU mussten, waren 52.272 mit Alkohol am Steuer erwischt worden. Diese Zahlen erscheinen auf den ersten Blick zwar hoch, aber hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Führerscheine in Deutschland sind es nur rund 0,2 Prozent. „Unter Alkohol und Drogen fahren... das tut nicht jeder”, so Thomas Wagenpfeil. Es handle sich dabei um eine „kleine Kerngruppe von Verkehrsteilnehmern mit problematischem Verhalten”. Zwei weitere Gründe, wegen denen besonders häufig eine MPU angeordnet wird, sind Fahren unter Drogeneinfluss sowie Rasen und Drängeln.

Drei Schritte zum Führerschein

Eines der Märchen, das der MPU angedichtet wird, ist die Behauptung, dass sie rein subjektiv und von Person zu Person unterschiedlich bewertet wird. Ein Irrglaube. Die MPU unterliegt strengen gesetzlichen Vorgaben, die einen einheitlichen Ablauf ermöglichen. Die MPU besteht aus drei Schritten. Die erste Untersuchung ist ein Konzentrations- und Reaktionstest, den auch die meisten Kunden bestehen. Wer hier nicht besteht, muss sich einer Beobachtung des Fahrverhaltens durch einen Psychologen und einen Fahrlehrer unterziehen.

Im zweiten Schritt erfolgt ein Untersuchung durch einen Verkehrsmediziner, bei dem je nach Untersuchungsanlass ein Blut- oder Urinprobe genommen wird. Zehn Prozent der Patienten seien hier durch jahrelangen Alkohol- oder Drogenmissbrauch schon so geschädigt, dass sie bereits körperliche Defizite hätten, die sich auch auf das Autofahren auswirken können, so Thomas Wagenpfeil.

Der dritte und wichtigste Aspekt der MPU ist allerdings das psychologische Gespräch mit einem Verkehrspsychologen, bei dem geprüft werden soll, ob der Gesprächspartner sein eigenes Fehlverhalten eingesehen hat, sich mit den Ursachen auseinandergesetzt und die richtigen Konsequenzen gezogen hat. Dies ist notwendig für eine dauerhafte Änderung des Verhaltens, denn der Kandidat solle ja nicht nur seinen Schein zurückbekommen, sondern ihn auch auf Dauer behalten, so Wagenpfeil.

Die Gesamtdauer der MPU beträgt ca. drei Stunden, wobei das psychologische Gespräch ungefähr eine Stunde dauert.

Hohe Erfolgsquote

Ein zweiter Mythos ist die Aussage: „Das schafft eh keiner”. So bestehen im ersten Anlauf 49 Prozent die MPU und 14 Prozent schaffen sie, nachdem sie einen Kurs belegt haben, der ihnen dabei helfen soll, ihr Fehlverhalten einzusehen und es zu ändern.

Doch man will eigentlich nicht die Erfolgsaussichten auf ein Bestehen der MPU verbessern, sondern die Zahl derer, die eine Straftat im Straßenverkehr begehen, verringern. Dies versucht man mittels Gesetzesänderungen zu erreichen. So wurde beispielsweise die Promillegrenze und die Zahl der erlaubten Punkte gesenkt, sowie eine Probezeit für Fahranfänger eingeführt.

Kein Führerschein-Tourismus mehr

Bis zum 1 Januar 2009 war es möglich, einen neuen Führerschein im EU-Ausland zu machen und so eine MPU in Deutschland zu umgehen. Seit diesem Stichtag kann man zwar dort weiterhin einen neuen Führerschein machen, dieser ist allerdings in Deutschland ungültig bis die notwendige MPU gemacht wurde.

Um die Erfolgsquote weiter zu steigern, bietet der TÜV Süd jeden Mittwoch, um 17.30 Uhr in der Goethestraße 4 kostenlose Informationsabende und Beratungsgespräche an, denn relativ viele Leute seien offensichtlich nicht informiert, so der Verkehrspsychologe. Weitere Informationen unter Tel. 51563860, pluspunkt@tuev-sued.de und www.tuev-sued.de/pluspunkt .

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