Die beiden Münchner Klärwerke Gut Großlappen in Freimann und Gut Marienhof in Dietersheim bei Eching reinigen das Abwasser aus den Haushalten von insgesamt 1,8 Millionen Einwohnern der Stadt und den 22 angeschlossenen Umlandgemeinden sowie den Gewerbe- und Industriebetrieben. Dabei fallen jährlich etwa 1,2 Millionen Tonnen Klärschlamm an. Seit 1998 betreibt die Münchner Stadtentwässerung (MSE) zur Entsorgung dieses Abfallproduktes eine eigene Verbrennungsanlage auf dem Klärwerk Gut Großlappen. Hier werden bislang rund 70 Prozent des Klärschlammes verbrannt. Die restlichen 30 Prozent kommen wegen fehlenden Verbrennungskapazitäten ins Heizkraftwerk Nord, wo sie zusammen mit Müll in Flammen aufgehen.
Wegen einer Gesetzesänderung ist die Ausbringung von Klärschlamm aus Großkläranlagen auf Felder ab 2029 nicht mehr erlaubt. Ziel ist dabei der Schutz der Böden und Gewässer vor Schadstoffen, die im Klärschlamm enthalten sein können. Für eine Stadt in der Größe Münchens ist eine Ausbringung ohnehin keine Option. Gleichzeitig hat der Gesetzgeber eine Pflicht zur Rückgewinnung des im Klärschlamm enthaltenen wertvollen Rohstoffs Phosphor, der z. B. als Düngemittel eingesetzt werden kann, vorgesehen. Voraussetzung für diese Rückgewinnung ist die Monoverbrennung, also der Verzicht auf die Beimischung anderen Materials. Die Rückgewinnung des Phosphors aus der Asche, die bei der Mitverbrennung des Klärschlamms mit dem Müll im Heizkraftwerks Nord anfällt, ist aus der Schlacke, die dort entsteht, nicht möglich.
Außerdem steigt der Instandhaltungsbedarf der bestehenden Verbrennungs-Anlage altersbedingt an. Und 2028 wird sie nach 30 Jahren Betrieb das Ende ihrer vorgesehenen Nutzungsdauer erreichen. Man hat mögliche Sanierungsvarianten untersucht und Strategien für die künftige Klärschlamm-Entsorgung entwickelt. Als wirtschaftlichste und nachhaltigste Lösung hat sich der Neubau einer Anlage, in der ausschließlich Klärschlamm verbrannt wird, ergeben.
Deshalb hat der Stadtrat den Neubau einer Klärschlamm-Verbrennungsanlage auf dem Klärwerk Gut Großlappen beschlossen. Für das Großprojekt wurden Kosten in Höhe von 404,5 Millionen Euro brutto genehmigt. Mit dem Neubau der leistungsfähigeren und modernen Anlage bleibt die Entsorgungssicherheit gewährleistet. Der Bau soll auf dem Gelände des Klärwerks Gut Großlappen neben der Bestandsanlage entstehen.
Der Neubau wird aus zwei weitgehend baugleichen Verbrennungslinien bestehen. Eine der beiden dient als Reserve, beispielsweise für den Fall von Wartungsarbeiten oder Betriebsstörungen. Dies ist notwendig, da es keine Anlage in der Umgebung gibt, die im Notfall die großen Mengen des Münchner Klärschlamms übernehmen könnte. Eine parallele Verbrennung von Klärschlamm in beiden Linien ist nicht möglich. Zudem verfügt der geplante Bau über einen Bunker zur Zwischenlagerung des entwässerten Klärschlamms, beispielsweise bei einer kurzfristigen Störung oder einem eventuellen Ausfall der Anlage. So wird die Betriebs- und Entsorgungssicherheit der Klärschlammverbrennungs-Anlage und der Klärwerke noch einmal deutlich gesteigert.
Auch die Rauchgasreinigung der Verbrennungsanlage wird ein hochmodernes technisches und ökologisches Niveau mit hoher Betriebssicherheit aufweisen. Die Anlage wird mit mehreren Wäschern und Filtern ausgerüstet, wodurch Emissionen effektiv gemindert und alle Grenzwerte bestens eingehalten werden. Die anfallende phosphorreiche Klärschlamm-Asche wird entsprechend den Anforderungen der Klärschlamm-Verordnung einer Phosphor-Rückgewinnung zugeführt.