300 Jahre nach der Aufführung von Bachs „revidierter“ Johannespassion stellen die Arcis-Vocalisten die selten aufgeführte Fassung von 1725 in der Himmelfahrtskirche (Kidlerstr. 15) vor.
Als Bachs Johannespassion am Karfreitag 1724 erstmals erklang, war diese neue Art einer Passionsmusik für viele seiner Zeitgenossen sehr verstörend. Eine derart kühne, dramatische, emotionale und geradezu opernhafte Darstellung der Leidensgeschichte Jesu hatte man zuvor nie gehört. Von einem Skandal ist nichts überliefert, es gibt aber auch keine dokumentierten Worte der Anerkennung – wohl aber plausibel klingende Spekulationen darüber, warum Bach die Johannespassion für den Karfreitag 1725 gründlich umarbeitete. Er tauschte die Anfangs- und Schluss-Sätze aus, strich ganze Passagen und komponierte drei neue Arien hinzu.
Hatte Bach sich 1724 allzu deutlich über das in seinem Dienstvertrag festgeschriebene Verbot, „opernhaft“ zu komponieren, hinweggesetzt? Waren es eher theologische Gründe? Für das Verständnis der Leipziger Geistlichkeit hatte Bach 1724 möglicherweise die erwünschte Karfreitags-Trauerstimmung vernachlässigt und sowohl mit der Darstellung eines unbeugsamen und siegesbewussten Jesus als auch mit der vorweggenommenen Auferstehungsfreude theologische Tabus verletzt.
Thomas Gropper, der die Aufführung leitet, unterstreicht: „Die Umarbeitung der Johannespassion in der Zweitfassung 1725 bringt weitere atemberaubende Musik in das Werk, Sätze, die zum Teil heute noch erlebbar sind (weil der neue Eingangschor 'O Mensch, bewein dein Sünde groß' später in die Matthäuspassion einging ), zum Teil heute nicht mehr erklingen (etwa die neuen Arien für Tenor und Bass ). Ich finde es spannend, dass die Johannespassion ein offenes Werk in einem Prozess der Veränderung und Variierung ist, nicht ein hermetisch abgeschlossenes Stück.“
Die Arcis-Vocalisten sind mit Bachs revidierter Fassung der Johannespassion am Sonntag, 23. März, um 18 Uhr in der Himmelfahrtskirche (Kidlerstr. 15) zu erleben. Tickets für die Aufführung gibt es unter www.bellarte-muenchen.de und MünchenTicket.
Mitwirkende sind Verena Gropper (Sopran), Regine Jurda (Alt), Christian Rathgeber (Tenor), Thomas Scharr (Bass), Barockorchester L`arpa festante, Arcis-Vocalisten München. Leitung: Thomas Gropper.