Ein Moosacher, Jürgen Salzhuber, war fast 30 Jahre lang verantwortlich für die Münchner Arbeiterwohlfahrt (AWO).
Die AWO ist mit mehr als 2800 Mitarbeitern, 80 sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, Seniorentagesstätten und Pflegeheimen sowie mit 116 sozialen Beratungs- und Hilfsangeboten einer der größten Wohlfahrtsverbände in der Stadt. In Moosach gibt es das Sozialzentrum in der Gube-/Hugo-Troendle-Straße und das Beschäftigungsprojekt Anderwerk in der Gneisenau-/Gärtnerstraße.
Jürgen Salzhuber gibt in dieser Woche sein Amt als Geschäftsführer der AWO München auf. Der 64-Jährige bleibt ihr trotzdem treu, er bezieht in dem Komplex in der Gravelottestraße 8 beim Ostbahnhof ein anderes Büro und steht dort vier Jahre lang seinem Nachfolger Christoph Frey beratend zur Seite, und zwar in seinem künftigen Amt als Kreisvorsitzender der AWO München. Im März soll Salzhuber dazu gewählt werden. Der jetzige Kreisvorsitzende Max von Heckel gibt nun nach vielen Jahren dieses Amt auf. »Eine Ära geht zu Ende« unter diesem Motto verabschiedete die Arbeiterwohlfahrt Salzhuber und Heckel am vergangenen Freitag im Paulaner am Nockherberg mit einer großen Feier und 1000 geladenen Gästen. Galt es doch, beiden für 30 Jahre erfolgreiche Arbeit zu danken. Als Salzhuber im Jahre 1983 zur AWO kam, »hat sie tief im Schlamassel gesteckt«, berichtet der scheidende AWO-Chef.
Die Münchner Arbeiterwohlfahrt sei damals mit acht Millionen Mark überschuldet und zahlungsunfähig gewesen. »Ich bin von der Stadt freigestellt worden, um der AWO zu helfen.« Salzhuber war zu jener Zeit bereits zehn Jahre lang bei der Stadtverwaltung angestellt. Kurz vor Heiligabend 1983 sei die Sanierung der AWO bei einer denkwürdigen Sitzung beschlossen worden. Salzhuber kam bei der Rettung des Wohlfahrtsverbandes seine Ausbildung zum Bankkaufmann zugute. Er hat zudem an der Höheren Fachschule für Jugend- und Sozialarbeit studiert und ist auch Sozialpädagoge.
In der Münchner Innenstadt am Isartorplatz aufgewachsen, verschlug es den jungen Mann der Liebe wegen im Jahre 1968 nach Moosach. Er heiratete eine Moosacherin, seine Frau Johanna Salzhuber (SPD) ist inzwischen Vorsitzende des Moosacher Bezirksausschusses. Auch ihr Mann ist seit Jahrzehnten eingefleischter Sozialdemokrat. Und inzwischen fühlt er sich als Moosacher. »Die Eingewöhnung ist jetzt vorbei«, sagt er humorvoll. Kunststück, lebt er doch fast schon ein halbes Jahrhundert im Stadtteil, seit 44 Jahren. In den ersten Jahren nach der Hochzeit, habe es quasi vor seiner Haustür in der Bingener Straße ein großes Kino gegeben, das aber nach ein paar Jahren abgerissen wurde. Sonst sei damals aber wenig los gewesen im Viertel, »es war noch etwas dörflich«. Außerdem »war Moosach damals total abgehängt«. Es habe nur die Tramlinie 20 gegeben. Jetzt, seit gleich zwei U-Bahnlinien, die U 1 und die U 3, nach Moosach fahren, sei alles super und viel mehr Leben im Viertel als früher. Salzhubers Fazit: »Moosach hat sich sehr stark entwickelt.«
Das Sozial-Zentrum in der Gubestraße 3 5 ist eine von vielen Einrichtungen, der der AWO-Chef neuen Schwung gab. Mittlerweile gibt es dort sieben ganz unterschiedliche Angebote, vom Kindertageszentrum mit Integrationsgruppe über die Ambulanten Dienste München-Nord und den Gerontopsychiatrischen Dienst München-West bis hin zum Alten- und Service-Zentrum. »Alle Generationen sind unter einem Dach«, freut sich Zentrumsleiter Helmut Hörfurtner. Und zudem gehe es auch sehr multi-kulturell in dem Haus zu. Immer wieder gab es Neuerungen in dem Flachbau. Ein Angebot wurde dicht gemacht (Pflegeheim und Schwimmbad) und dafür ein anderes etabliert.
Umstrukturierungen sind wohl auch das Erfolgsrezept des scheidenden AWO-Chefs. »Man konnte sich auf seine Aussagen verlassen und auf seine Unterstützung zählen«, resümiert Zentrumsleiter Hörfurtner.
Lob gibt es auch von Jürgen Meyer-Lodding, dem Leiter der Lernwerkstatt und Prokuristen von Anderwerk. »Man hatte bei Jürgen Salzhuber immer ein offenes Ohr für innovative soziale Betriebe.« In der Gneisenau- und Gärtnerstraße in Moosach werden im Rahmen des sozialen Beschäftigungsprojektes Anderwerk benachteiligte Jugendliche und Langzeitarbeitslose fit gemacht für den Arbeitsmarkt: unter anderem in der Kfz-Werkstatt und in der Schreinerei. Es gibt dort auch ein Wohnheim für Jugendliche und Nachhilfeunterricht. ws