Veröffentlicht am 19.06.2012 00:00

Moosach · Alter Hase oder frischer Wind?


Von red
Dr. Axel Berg (rechts) und Florian Post (Mitte) stellten sich bei der Moosacher SPD mit ihrer Ortsvorsitzenden Julia Schönfeld-Knor und Vorstandsmitglied Wolfgang Kuhn vor.	 (Foto: ws)
Dr. Axel Berg (rechts) und Florian Post (Mitte) stellten sich bei der Moosacher SPD mit ihrer Ortsvorsitzenden Julia Schönfeld-Knor und Vorstandsmitglied Wolfgang Kuhn vor. (Foto: ws)
Dr. Axel Berg (rechts) und Florian Post (Mitte) stellten sich bei der Moosacher SPD mit ihrer Ortsvorsitzenden Julia Schönfeld-Knor und Vorstandsmitglied Wolfgang Kuhn vor. (Foto: ws)
Dr. Axel Berg (rechts) und Florian Post (Mitte) stellten sich bei der Moosacher SPD mit ihrer Ortsvorsitzenden Julia Schönfeld-Knor und Vorstandsmitglied Wolfgang Kuhn vor. (Foto: ws)
Dr. Axel Berg (rechts) und Florian Post (Mitte) stellten sich bei der Moosacher SPD mit ihrer Ortsvorsitzenden Julia Schönfeld-Knor und Vorstandsmitglied Wolfgang Kuhn vor. (Foto: ws)

Florian Post oder Dr. Axel Berg, Newcomer oder langjähriger Bundespolitiker – wer von beiden wird als SPD-Kandidat für das Bundestags-Direktmandat im Münchner Norden nominiert?

Florian Post (SPD)

Florian Post (SPD) Themenseite: Florian Post (SPD), Bundestagsabgeordneter München-Nord

Die Bewerber stellten sich nun beim »Speed-Kandidating«, einem organisierten Frage-Antwort-Teil der Moosacher SPD, öffentlich vor. Zum Bundeswahlkreis München-Nord gehört neben Moosach auch Feldmoching-Hasenbergl, Milbertshofen-Am Hart, Schwabing-Freimann, die Maxvorstadt und Schwabing-West. Die SPD erhofft sich im Münchner Norden die größten Chancen auf ein Direktmandat.

Axel Berg aus Schwabing, 53 Jahre, Jurist, gewann es dort dreimal in Folge gegen Johannes Singhammer (CSU), saß von 1998 bis 2009 im Bundestag und verlor dann 2009 knapp gegen den Unionskandidaten. Berg möchte nun ein fünftes Mal bei der Bundestagswahl 2013 antreten, hat aber einen Gegenkandidaten: Florian Post aus der Maxvorstadt ist 31 Jahre alt, Betriebswirtschaftler, arbeitet in der Stadtwerke-Zentrale und ist Referent des designierten Stadtwerke-Chefs Florian Bieberbach. Post will im Bundestag seinen Schwerpunkt in der Steuer- und Finanzpolitik setzen, Energieexperte Berg hält hingegen die Energiewende für entscheidend, wie er in der Moosacher Gaststätte »Alter Wirt« betonte.

Axel Berg ist in der Stadt schon bekannt

Der Politiker war viele Jahre mit dem »Berg-Bus« unterwegs. Noch heute riefe man ihm auf der Straße »Axel, Axel« hinterher und spreche ihn mit den Worten »Ach, Sie kenn ich doch« an. Das mache ihn zufrieden. Und zudem »gelte ich als hilfsbereit und bürgernah im Münchner Norden«, warb der einstige Sozi-Super-Star für sich, der 2002 und 2005 das einzige Direktmandat der SPD in Bayern gewonnen hatte. Doch nun hat es der Sozialdemokrat mit einem ehrgeizigen jungen Mann aus den eigenen Reihen zu tun: Florian Post rechnet sich gute Chancen aus, das parteiinterne Duell gegen Axel Berg zu gewinnen.

Beim »Speed Kandidating« mussten die beiden Bewerber fast aus dem Stand heraus jeweils sieben Fragen beantworten, etwa zur Wohnungs-, Gesundheits- und Finanzpolitik. Als Berg und Post ihren Part geleistet hatten, mussten sie den Saal verlassen und durften die anschließende Diskussion nicht mitverfolgen – die Journalisten schon. »Das war eine Super-Veranstaltung«, lobte eine SPD‘lerin. Dann ging es zur Sache. Ein Genosse fand, dass Berg in Anbetracht seiner elf Jahre im Bundestag nun beim »Speed Kandidating« unsicher gewesen sei – als Bundestagsabgeordneter »war er sehr gut, aber die Zeit ist vorbei«. Eine Rednerin sah das anders, obwohl Berg auch sie nicht überzeugen konnte: Er habe wieder seine »Schwammigkeit und Unverbindlichkeit« fortgesetzt, kurz, »er hat nichts dazu gelernt.«

Der Moosacher Stadtrat und SPD-Fraktionschef Alexander Reissl, selbst Delegierter, empfand Bergs persönliche Vorstellung in der Gaststätte Alter Wirt als »eine Aneinanderreihung von Schlagworten«. Zudem seien Inhalte wie die Forderung nach einer Dezentralität und Regionalität bei der Energieversorgung falsch, bei Fragen zur Gesundheitspolitik und zur Armutsbekämpfung seien von Berg Aussagen zu ganz anderen Themen gekommen, kritisierte Reissl.

Lob für den jungen Kandidaten

Florian Post habe hingegen »vollkommen konkrete Beispiele« in seinen Antworten gebracht, was auch andere SPD’ler aus Moosach wie Bezirksrat Gerhard Wimmer lobten. Die Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz aus Moosach zeigte sich ebenfalls von Berg »ein bisschen enttäuscht«. Nach so vielen Jahren im Bundestag hätte er auf Fragen zu Finanz- und Gesundheitsthemen inhaltlich mehr sagen können. Voll des Lobs war Stachowitz hingegen für den zweiten Bewerber. »Florian Post hat Energie und Fleiß. Er bringt die besten Anlagen mit, um sich so ein Mandat zu erarbeiten und es auszufüllen.« Mit diesem jungen Mann sei eine »Langfristperspektive« da, auch inhaltlich.

Schwabinger verteidigen »ihren Axel«

Ein Schwabinger SPD’ler berichtete, dass Berg beim Auftritt vor den Delegierten in seinem Heimat-Ortsverein Schwabing überzeugender gewesen sei als nun in Moosach und dass Florian Post seit seinem damaligen Auftritt dazu gelernt habe. Auch Harald Vohwinkel, der viele Jahre im SPD-Vorstand des Bundeswahlkreises München-Nord war, entgegnete auf die harsche Kritik der Moosacher Sozialdemokraten an Berg, dass dieser immerhin aus dem Stand heraus 1998 das Direktmandat erobert habe. Es sei »dem Axel« gelungen, Bürgernähe aufzubringen: »Er hat sich bekannt und beliebt gemacht.« Dafür habe wohl auch der Berg-Bus gesorgt. »Axel Berg ist in der Bevölkerung noch bekannt, deshalb sollte er unser Kandidat sein«, forderte Vohwinkel. Im Übrigen sei Berg von Anfang an in Moosach abgelehnt worden, jetzt auch wieder. Stachowitz konterte, dass die Moosacher SPD Berg immer unterstützt habe und stellte eines klar: »Der Kandidat, der es wird, hat unsere Unterstützung.« Aber man sei eben kritisch in der Auseinandersetzung.

Der Richtige gegen starke Konkurrenz

Man darf also gespannt sein, wie sich die Sozialdemokraten im Duell Berg gegen Post um die Kandidatur für das Bundestagsmandat entscheiden werden. Die Abstimmung erfolgt am 19. Juli in geheimer Wahl. Vorab fand die Moosacher Ortsvereinsvorsitzende Julia Schönfeld-Knor, selbst Delegierte, klare Worte: »Ich konnte dem heutigen Abend ein eindeutiges Stimmungsbild entnehmen.« Man dürfe »nicht Altes aufwärmen«, sondern müsse einen neuen Weg gehen, empfahl sie den Delegierten der SPD im Münchner Norden.

Der voraussichtliche Konkurrent von der CSU, Johannes Singhammer, hat dort fünfmal für das Direktmandat kandidiert (1994 gegen Peter Glotz, 1998, 2002, 2005 und 2009 gegen Axel Berg) und möchte nun zum sechsten Mal als Kandidat aufgestellt werden. Darüber entscheiden die Delegierten der CSU bei der Aufstellungsversammlung Mitte Juli, dort gibt es – anders als bei der SPD – keinen Gegenkandidaten. Singhammer ist im Bundestag inzwischen Fraktions-Vize von CDU/CSU. ws

north