Veröffentlicht am 07.05.2013 00:00

Garching · »Positiver Nebeneffekt«


Von red

Auch wenn es in den vergangenen Wochen nicht immer ganz wie gewünscht lief: Die erste Fußballmannschaft des Landesligisten VfR Garching spielt eine bemerkenswert starke Saison. Und am Ende könnte sogar der erstmalige Aufstieg in die Bayernliga gelingen.

Schon die Teilnahme an der sechstklassigen Landesliga Südost, in die man im vergangenen Sommer im Zuge der bayerischen Ligenreform eingestuft worden war, ist für die Garchinger Fußballer der größte Erfolg in ihrer Geschichte. Zwar wird beim »Verein für Rasenspiele« schon seit 1921 gekickt, doch überregional auf sich aufmerksam machen konnten die Schwarz-Weißen aus dem Landkreisnorden bislang kaum. Als Höhepunkt der Vereinschronik gilt ein Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern im Jahr 1972, als Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co. vor 3000 Zuschauern in Garching aufliefen. Und im Sommer 2010 hielt sich Ex-Bayern-Keeper Michael Rensing kurzzeitig beim VfR fit, nachdem er beim Rekordmeister keinen Vertrag mehr bekommen hatte.

Vor Beginn der laufenden Spielzeit 2012/13 war als Saisonziel ein Platz unter den ersten fünf ausgegeben worden. »Dass wir nun ganz oben mit dabei sind, war so nicht einkalkuliert. Es ist quasi ein positiver Nebeneffekt«, meint Fußball-Abteilungsleiter Franz Hölzl. Der Start in die neue Liga geriet furios: Erst am 10. Spieltag gab es die erste Niederlage, ab dem 6. Spieltag führte Garching die Tabelle an und verlor die Spitzenposition erst vor anderthalb Wochen durch eine 0:2-Heimschlappe gegen Passau an den hartnäckigsten Konkurrenten, den SV Pullach. Nach dem 1:0-Sieg in Ergolding beträgt der Rückstand einen Punkt, aber Garching hat noch ein Spiel mehr auszutragen.

Doch selbst wenn die Mannschaft des VfR am Ende dieser insgesamt konstanten Saison (bisher lediglich vier Niederlagen) »nur« als Zweiter einlaufen sollte, würde dies die Teilnahme an der Relegation bedeuten und somit die Möglichkeit, aufzusteigen. Was ist das Geheimnis des Garchinger Erfolgs? »Die Mannschaft ist zusammengeblieben und deswegen eingespielt«, nennt Hölzl die Kontinuität als Hauptgrund. Zu Saisonbeginn kamen mit Daniel Steinacher (Heimstetten), Nikolas Berchtold (Memmingen) und Gerrit Arzberger (Ismaning) drei Akteure von höherklassigen Clubs hinzu, ansonsten spielt die Elf seit Jahren fast unverändert. Und auch Trainer Daniel Weber, ehemaliger Bayernliga-Torwart des SC Fürstenfeldbruck, ist schon seit sechs Jahren im Amt und sieht, so der Abteilungsleiter, »auch keinen Grund, woanders hinzugehen«. Teamgeist und Kameradschaft werden in Garching groß geschrieben – und sind, so Hölzl, die Ursache, warum nur wenige Spieler trotz besserer Angebote, auch von oberklassigen Clubs, den VfR in den vergangenen Jahren verlassen haben. »Es ziehen alle an einem Strang, auch außerhalb des Platzes«, erklärt Hölzl. Dieser Zusammenhalt sei im Amateurfußball für die meisten wichtiger als Geld.

Der bekannteste Name im Kader der Garchinger dürfte Patrick Würll sein – der einzige Ex-Profi im Team kickte früher für Lübeck und Reutlingen in der 2. Bundesliga und stand 2004 mit den Norddeutschen sogar im Halbfinale des DFB-Pokals. Und der beste Torjäger heißt Dennis

Niebauer – ein 25-jähriger Lehramtsstudent aus Schwabing, der bereits 18-mal einnetzte, mal beim FC Bayern in der Jugend spielte und den französischen Weltstar Zinedine Zidane als sein fußballerisches Vorbild nennt.

Könnte diese zusammengewachsene Garchinger Truppe denn auch in der höheren Spielklasse mithalten? »Wir haben schon in der Winterpause erfolgreich gegen Bayernligisten getestet«, blickt Hölzl optimistisch auf den greifbar nahen Aufstieg und den dann drohenden Kampf um den Klassenerhalt: »Ein Mittelfeldplatz wäre wohl möglich.« Allerdings betont der Abteilungsleiter, dass die Bayernliga sportlich und finanziell für den Amateurverein die Obergrenze darstellt. Einen großen Umbruch im eingespielten Team oder namhafte Verstärkungen werde es auch im Falle des Aufstiegs nicht geben. Zwei Spieler hören altersbedingt auf und müssen ersetzt werden – so oder so. Ein Zugang steht mit Stürmer Stefan Prunitsch, der von der zweiten Mannschaft des Bundesligisten FC Augsburg kommt, bereits fest.

In der Bayernliga Süd, immerhin die deutschlandweit fünfhöchste Klasse, würde Garching auf die Nachbarn Unterföhring und, aller Voraussicht nach, auch Ismaning, oder auf die zweite Mannschaft der SpVgg Unterhaching treffen – das ergäbe reizvolle Landkreis-Derbys. Doch noch ist es lange nicht so weit: Und um tatsächlich aufzusteigen, darf sich der VfR Garching keinen Ausrutscher mehr leisten.

Am Donnerstag, 9. Mai, will die Mannschaft im heimischen Stadion am See, ab 15 Uhr, gegen den TSV Waldkirchen den nächsten Schritt machen. Dann folgen gegen Markt Schwaben und Plattling zwei weitere Heimspiele am Stück, bevor es zum Abschluss nach Eching geht. Und dann könnten Garchings Fußballer erneut Geschichte geschrieben haben. Benjamin Schuldt

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