Veröffentlicht am 12.06.2013 00:00

München/Schliersee · Bunt gemischte Vielfalt im Bauerngarten


Von red

Endlich hat die Sonne die Oberhand gewonnen und überall blüht und grünt es. Oft grünt es mehr als es blüht, denn englischer Rasen im Privatgarten und vor der Blüte geschnittene Wiesen sind heute üblich.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor

Doch das ist fürs Auge monoton und auch für die zahlreichen Insekten wie Bienen, Hummeln, Käfer und Schmetterlinge mehr als problematisch, denn ohne Blüten gibt es keinen Nektar.

Viel schöner und gleichsam nützlicher ist da ein bunt gemischter Bauerngarten. Außerdem ist eine Monokultur immer auch anfällig für sogenannte Schädlinge. Unsere Vorfahren wussten das und so pflanzten sie alles bunt gemischt, jedoch nicht ohne System.

Die ersten planmäßig angelegten Gärten brachten wahrscheinlich die Römer mit zu uns. Bis dahin gab es bei den Germanen nur Nutzgärten, in denen Kohl, Gelbe Rüben, Hülsenfrüchte und ähnliches angebaut wurde. Die südlichen Einwanderer bereicherten das Sortiment um viele Gemüsearten, Kräuter und Blumen. Denn bei den Römern waren Gärten immer auch Ziergärten. Doch durch die Völkerwanderung ging dieses Wissen allerdings fast komplett wieder verloren. Erst Karl der Große erließ im Jahr 812

eine Verordnung für seine im ganzen Reich verteilten Königshöfe, welche Pflanzen anzubauen sind, um die Selbstversorgung zu sichern und trug so

wieder zur wachsenden Gartenkultur bei. Diese Verordnung

enthielt 73 Nutzpflanzen und 16 Obstarten, die überwiegend auch heute noch im Bauerngarten zu finden sind. Die Benediktiner griffen diese Empfehlung bei der Anlage ihrer Kloster-

gärten auf, die zusätzlich nach streng geometrischen Mustern aufgebaut wurden.

In der Renaissance dann

bestimmten Zierpflanzen das Bild des Gartens in der Stadt. Aus Italien kamen verschiedene Blumenarten, aus Holland die Tulpen, aus Amerika die Sonnenblume und die Kapuzinerkresse. Diese Mode färbte auch auf den Garten auf dem Land ab und immer mehr mischten sich robuste Zierpflanzen unter die Nutzpflanzen.

So entstand der Bauerngarten wie wir ihn heute kennen, oder besser gesagt, gerade noch

kennen. Nie diente er nur zur Zierde, immer war auch die

Ergänzung des Angebots an Nahrungsmitteln ausschlaggebend. Auch Schullehrer oder Pfarrer waren gezwungen sich zusätzlich mit Essbarem zu

versorgen, da ihr kleines Gehalt allein nicht zum Bestreiten des Lebensunterhalts gereicht

hätte. Diese oft etwas gebildeteren Gärtner sammelten und verfeinerten das Wissen um die richtige Mischung der Gemüse, Kräuter und Blumen. Es entwickelte sich ein ausgewogener Anbau verschiedener Arten auf kleinem Raum und der Garten entspricht somit einer natürlichen Mischkultur, die ihn vor übermäßigem Schädlingsbefall schützt. Denn was Schnecken gar nicht mögen ist Abwechslung.

Kommendes Wochenende veranstalten wir im Freilichtmuseum am Samstag und Sonntag unsere Bauerngartentage, zu denen ich Sie herzlich einladen möchte. Sie können im Museum mehr erfahren über die alte Tradition des Bauerngartens und Gewächse wie Sisern oder Erdbeerspinat kennenlernen.

Dreimal am Tag informiert sie eine einstündige Spezialführung „Kräutl gsund aus dem Garten“ über die Wirkungsweise der verschiedenen Kräuter und unsere „Kräuterfrauen“ beantworten gerne Ihre Fragen rund um das Thema. Sie werden staunen, welche Raritäten sich in unseren Gärten verstecken.

Zusätzlich wird in unserem

altbayerischen Wirtshaus „Zum Wofen“ während der Bauerngartentage unter dem Motto Kräuter und Garten gekocht, sodass Sie die neu entdeckten Kräuter und Gemüsesorten auch gleich probieren können. Ein besonderes Schmankerl ist die hausgemachte Limonade aus museumseigenen Kräutern.

Ich freu mich auf Sie!

Veranstaltungstipp

15. Juni bis 14. Juli 2013

Alois Wimmer – Faszination Wurzeln und Schwemmholz

Ausstellung im Lukashof

north