Der Alltag der bäuerlichen Bevölkerung war früher geprägt von den Jahreszeiten und kirchlichen Feiertagen. Zusammen mit einfachen Wetterregeln bildeten diese die Grundlage für die Abläufe im Jahreskreis.
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Oft war an das kirchliche Fest auch eine bestimmte Weisung oder Empfehlung geknüpft wie etwa kommende Woche am 15. August. Dann wird in ganz Bayern das Fest Mariä Himmelfahrt begangen. Bereits im 5. Jahrhundert findet man erste Hinweise auf die Marienverehrung an diesem Tag, der auch »Großer Frauentag« genannt wird. Cyrill von Alexandrien legte das Datum bereits damals auf den 15. August fest. Gefeiert wird die leibliche Aufnahme Marias in das Reich Gottes. Da eine Himmelfahrt der Gottesmutter in den kanonischen Schriften allerdings nicht überliefert ist, kann Mariä Himmelfahrt auch als Vollendung Marias betrachtet werden.
In Bayern hat sich eine besonders lebendige Marienfrömmigkeit entwickelt und viele Kirchen feiern ihr Patrozinium an diesem Datum. In einigen Orten gibt es an diesem Tag große Pontifikalämter und Prozessionen und am bekanntesten ist wohl die Fatima-Schiffsprozession am Bodensee. Doch auch bei diesem Feiertag geht es nicht nur um den religiösen Dienst, auch ein praktischer Brauch ist damit verbunden.
Bereits im 16. Jahrhundert wird von »Unserer lieben Frauen Wurzelweihe« gesprochen, dem Brauch der Kräutersegnung, der auch heute noch lebendig ist. Es werden nach alter Tradition Heilkräuter aus Wiese, Feld und Wald zur Weihe in die Kirche getragen. Es sollten mindestens sieben verschiedene Pflanzen sein.
Die Kräuter wie Wermut, Kamille, Salbei, Baldrian, Schafgarbe oder Holler werden zu einem Buschen zusammengebunden, in dessen Mitte eine Königskerze gesteckt wird. An der Königskerze lässt sich nach altem Brauch genau an Mariä Himmelfahrt auch der Verlauf des kommenden Winters ablesen, weshalb sie auch Wetterkerze genannt wird. Das Wissen um die Heilkräuter wurde über die Jahrhunderte überliefert und verfeinert. Das Sammeln der Kräuter Mitte August ist kein Zufall, sondern hat seinen Grund. Die Kräuter besitzen zu dieser Zeit ihre größte Heilkraft, da sie voll ausgebildet sind. Und selbstverständlich wurden nicht nur Pflanzen für einen Buschen gesammelt, sondern die komplette Hausapotheke aufgefüllt. Darauf weist auch ein Kalendereintrag des Klosters Tegernsee hin, denn auch die Klosterapotheken benötigten die Kräuter für ihre Salben und Arzneien und hatten darüber großes Wissen angehäuft. Dieser Kalender empfiehlt Heilkräuter einige Tage vor Mariä Himmelfahrt zu sammeln.
Der geweihte Kräuterbuschen wurde dann in die Wohnstube oder unter das Dach gehängt und sorgsam aufbewahrt, um Krankheiten und Unheil fernzuhalten. Bei der Gefahr eines Unwetters wurden auch Teile davon im Küchenherd verbrannt, um das Unglück abzuwenden. Wurden Tiere krank, so mischte man geweihte Kräuter unter das Futter, in der Hoffnung auf Heilung.
Geholfen hat das sicherlich nicht immer, aber Heilkräuter sind keine Zauberei sondern besitzen nachweislich natürliche Wirkstoffe, die man heute immer mehr zu schätzen lernt.
Bei uns im Freilichtmuseum können Sie diese Kräuter in den Bauerngärten vor den historischen Höfen bewundern und unsere Gärtnerin gibt Ihnen gerne Auskunft über den richtigen Gebrauch der Apotheke der Natur. Regelmäßig führen wir spezielle Kräuterführungen durch. Es ist auch ganz einfach, sich zu Hause ein kleines Kräuterbeet anzulegen, sogar auf dem Fensterbrett ist das möglich. Besuchen Sie mich doch im Freilichtmuseum und lassen Sie sich von unseren Gärten inspirieren. Und nicht nur als Heilkräuter finden unsere Pflanzen Verwendung. So entdecken Sie diese auch in den Speisen wieder, die im altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen« angeboten werden oder etwa in der eisgekühlten Kräuterlimonade, die Sie sich im Biergarten schmecken lassen können. Das ist bei den aktuellen Temperaturen sowieso der größte Genuss.
Ihr Markus Wasmeier
15. August: Mariä Himmelfahrt
13 Uhr und 15 Uhr:
Bayerisches Kasperltheater
von 4 bis 99 Jahren (bis 12 Jahren Eintritt frei
Jugendl./Erwachsene 2,50 zzgl. Museumseintritt)