Wenn man das bayerische Dorfleben im 19. Jahrhundert beschreiben will, so kommt man neben der Kirche um das Wirtshaus nicht herum. Beim Wirt hat man sich getroffen, den neuesten Klatsch und Tratsch ausgetauscht und die Alten haben Geschichten erzählt.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne Im Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee pflegt Markus Wasmeier, bekannt als Skirennläufer, das kulturelle Erbe seiner Heimat
Bis zur Erfindung des Fernsehens war das Wirtshaus Mittelpunkt des Dorfes und man hat eigentlich auch immer an ein oder zwei Tischen Karten gespielt. Zu Ludwig Thomas Zeiten in Bayern eher Tarock und später immer mehr auch Schafkopf.
Als Kinder waren wir fasziniert von den Männern, die mit hoher Geschwindigkeit und meistens auch sehr lautstark die Karten in die Mitte des Tisches geworfen haben. Und schon hat sie wieder einer eingesammelt und nachgeworfen. Es wurde gestochen, geschmiert, aufgetrumpft und Kontra gegeben. Wer wann welche Karten bekam, war für uns zuerst nicht leicht zu durchblicken, denn Schafkopf ist ein sehr variantenreiches Spiel, bei dem man ohne Kenntnis der Regeln nicht nachvollziehen kann was passiert. Aber noch bevor man in der Schule richtig Rechnen und Schreiben gelernt hatte, hat einem der Vater oder Großvater das Spiel beigebracht. Und dann ging es im Pausenhof auch schon hoch her. Anfangs beim Watten, weil es etwas einfacher ist und später dann auch mit dem Schafkopfspiel.
Ich erinnere mich noch an die alten Spielkarten, es waren richtige kleine Kunstwerke. So waren vor dem doppelten Bild auf den niedrigen Zahlenkarten unten immer kleine Alltagsszenen aus dem bäuerlichen Leben illustriert.
Ich habe auch schon mal eine Karte gesehen, die mit »Bayern beim Raufen« betitelt war und eine Wirtshausprügelei zeigte. Es gab auch Spiele mit Stadtansichten oder Landschaften. Vielleicht haben Sie ja auch noch irgendwo ein altes Spiel im Schrank, es lohnt sich nachzuschauen.
Wenn man in Bayern aufwächst, kommt man automatisch mit diesen Spielen in Kontakt und fast jeder hat schon einmal mit Karten gespielt und wenn es nur Neunerln war. Und es ist unheimlich praktisch, man braucht nur einen Packen Karten mitzunehmen und kann überall spielen, egal ob auf der Bergtour oder im Zug. Sogar im olympischen Dorf gibt es Schafkopfrunden.
Egal ob Sie selbst Schafkopfen oder nicht, das Kartenspiel hat sich im täglichen Sprachgebrauch etabliert. So sagt man ganz selbstverständlich jemand ist aus dem Schneider oder wird über den Schellen König gelobt. Und wenn man Farbe bekennen soll, kommt auch das vom Kartenspiel. Leider merke ich, dass in den Wirtschaften heute immer weniger gespielt wird. Zum einen fehlen die Spieler, zum anderen sehen es die Wirte in Speiselokalen nicht mehr so gern, wenn bei ihnen gekartelt wird.
Das ist schade, denn eigentlich gehören zu einem lebendigen Wirtshaus auch die Kartler.
Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass ich Sie am 18. Mai zu mir ins Freilichtmuseum nach Schliersee zum Schafkopfturnier einladen darf. Ich bin gespannt wie viele Tische wir zusammenbringen und freue mich auf einen zünftigen Wettbewerb. Als Hauptpreis spielen wir um ein Fass selbstgebrautes Museumsbier sowie um viele weitere tolle Preise für die dahinter platzierten.
Und bei uns, da dürfen Sie sicher sein, werden Sie zusätzlich kulinarisch mit altbayerischen Spezialitäten verwöhnt. Denn Karten spielen macht hungrig und natürlich auch durstig.
Ich weiß nicht, ob unser Braumeister ein besonders guter Schafkopfspieler ist aber ich kann Ihnen versichern, das Museumsbier, das er in unserer historischen Schöpfbrauerei in Handarbeit herstellt, ist über jeden Zweifel erhaben. Probieren Sie es doch in unserem altbayerischen Dorf. Vielleicht sehen wir uns ja beim Schafkopfturnier.
Ich freue mich auf Sie!
Anmeldung unter Telefon 08026/929220 oder per Mail an office@wasmeier.de