Veröffentlicht am 10.09.2016 00:00

Markus Wasmeier steigt sich sozusagen selbst aufs Dach


Von red
Bei den meisten Baumaßnahmen und Reparaturen im altbayerischen Dorf packt der Doppelolympiasieger und Skiweltmeister mit Freude selbst mit an. 	 (Foto: S. Schlagenhaufer)
Bei den meisten Baumaßnahmen und Reparaturen im altbayerischen Dorf packt der Doppelolympiasieger und Skiweltmeister mit Freude selbst mit an. (Foto: S. Schlagenhaufer)
Bei den meisten Baumaßnahmen und Reparaturen im altbayerischen Dorf packt der Doppelolympiasieger und Skiweltmeister mit Freude selbst mit an. (Foto: S. Schlagenhaufer)
Bei den meisten Baumaßnahmen und Reparaturen im altbayerischen Dorf packt der Doppelolympiasieger und Skiweltmeister mit Freude selbst mit an. (Foto: S. Schlagenhaufer)
Bei den meisten Baumaßnahmen und Reparaturen im altbayerischen Dorf packt der Doppelolympiasieger und Skiweltmeister mit Freude selbst mit an. (Foto: S. Schlagenhaufer)

Wenn Sie die letzten Wochen unser Museum besucht haben, werden Sie sich vielleicht gewundert haben, was sich auf dem Dach unserer Museumswirtschaft so tut.

Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben

Denn wir waren dort oben zugange. Unsere Häuser sind alle mit Holzschindeln gedeckt, wie es früher üblich war. Und Schindeldächer müssen von Zeit zu Zeit umgedeckt werden.

Aber fangen wir von vorne an. Das Wort Schindel stammt ursprünglich vom römischen scindere ab, was spalten bedeutet. Und das lässt schon auf die Herstellung schließen. Die Holzschindeln werden nämlich aus geradem und astfreiem Lärchenholz gespalten. Dabei bleibt der natürliche Faserlauf des Holzes erhalten, was die Schindeln haltbarer macht. Je nach Technik werden die Schindeln auf eine Lattung genagelt oder auf das Dach gelegt. Bei unserem Wirtshaus handelt es sich um ein Legschindeldach, wie auf all unseren Dächern werden die Schindeln somit nicht genagelt. Damit sich die Schindeln nicht bei Sturm lösen, beschwert man sie aber mit Schwerstangen und Steinen. Die Schindeln werden dreilagig überlappend aufgelegt, sodass ein Teil der Schindel nicht mit der Witterung in Berührung kommt. Alle vier bis fünf Jahre muss so ein Dach umgedeckt werden, was wir gerade getan haben. Das heißt man dreht die Schindeln so um, dass die bisher geschützten Seiten nach außen zeigen und die bereits »verbrauchten« überdeckt werden. Dabei tauscht man kaputte Schindeln gleich ganz aus. So ein Dach kann praktisch ewig halten, da es durch den teilweisen Austausch auch stets eine Erneuerung erfährt.

Der Werkstoff Holz zeigt dabei seine besonderen Qualitäten. Die durch das Spalten entstandenen Flächen sind nie völlig glatt. So entsteht automatisch eine gute Belüftung, die das Dach nach Regen schnell trocknen lässt. Der Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass sich die Ränder der Schindeln beim Trocknen durch die Sonne etwas nach oben wölben, man sagt, sie schüsseln. Wird das Dach nass, quellen die Schindeln etwas auf und schließen die Lücke. Trotzdem müssen wir bei starkem Regen immer nachschauen, ob das Dach überall dicht hält. Im Notfall muss eben der gute alte Eimer herhalten. Übrigens, manchmal kann es passieren, dass man die Sonne durch das Dach blitzen sieht, der Regen aber trotzdem nicht hinein kann. In holzreichen Gebieten hat man auch die Wände außen mit Schindeln verkleidet. Bis heute ist das in vielen Gegenden des Allgäus, Schwabenlandes, Österreichs und der Schweiz zu sehen. Bei uns gibt es heute kaum noch Schindeldächer.

Ein Grund dafür ist neben den wartungsarmen und billigeren Ziegeldächern auch, dass es nicht leicht ist, an vernünftige Schindeln zu kommen. Denn der Beruf des Schindelmachers ist praktisch ausgestorben. Bei uns im Freilichtmuseum in Schliersee wird er jedoch am Leben erhalten und so können Sie zum Beispiel morgen, wie an jedem zweiten Sonntag im Monat, das Handwerk des Schindelmachers im altbayerischen Dorf hautnah erleben. Stefan Buchner beherrscht diese Kunstfertigkeit noch und zeigt Ihnen wie man die Schindeln spaltet. Dabei kommt es auch auf die gleichmäßige Stärke der Schindeln an, soll das Dach gut funktionieren. Schauen Sie ihm über die Schulter und bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie viele Arbeitsstunden allein in den Schindeln unseres Wirtshauses versteckt sind.

Und wenn Sie dann schon einmal vor dem Wirtshaus stehen, setzen Sie sich doch in den gemütlichen Biergarten und probieren Sie unser selbstgebrautes Museumsbier, das ebenfalls in Handarbeit und mit viel Liebe von unserem Museumsbraumeister hergestellt wird. Noch ein Tipp: Einen wunderschönen Blick über unsere geschindelte Dachlandschaft haben Sie auch von unserer Alm aus!

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