Veröffentlicht am 29.08.2018 00:00

Taufkirchen/Unterhaching · Von einem der auszog ...


Von red
Der ehemalige »Fischerkönig« der jugendlichen Hechte, Felix Lindenauer, hier mit einem Stör, den er in Canada im Fraser River gefangen und dann wieder freigelassen hat, denn fotografieren ist erlaubt, aber töten der Fische ist streng verboten.  (F: Priv.)
Der ehemalige »Fischerkönig« der jugendlichen Hechte, Felix Lindenauer, hier mit einem Stör, den er in Canada im Fraser River gefangen und dann wieder freigelassen hat, denn fotografieren ist erlaubt, aber töten der Fische ist streng verboten. (F: Priv.)
Der ehemalige »Fischerkönig« der jugendlichen Hechte, Felix Lindenauer, hier mit einem Stör, den er in Canada im Fraser River gefangen und dann wieder freigelassen hat, denn fotografieren ist erlaubt, aber töten der Fische ist streng verboten. (F: Priv.)
Der ehemalige »Fischerkönig« der jugendlichen Hechte, Felix Lindenauer, hier mit einem Stör, den er in Canada im Fraser River gefangen und dann wieder freigelassen hat, denn fotografieren ist erlaubt, aber töten der Fische ist streng verboten. (F: Priv.)
Der ehemalige »Fischerkönig« der jugendlichen Hechte, Felix Lindenauer, hier mit einem Stör, den er in Canada im Fraser River gefangen und dann wieder freigelassen hat, denn fotografieren ist erlaubt, aber töten der Fische ist streng verboten. (F: Priv.)

Wer denkt, dass es beim Angler-Club »Die Hechte« in Unterhaching nur darum geht, wer von den zahlreichen Mitgliedern den größten Fisch fängt, der irrt.

Der 1969 ins Leben gerufene Verein sieht als seine beiden Hauptschwerpunkte den Naturschutz und die Jugendarbeit an (mehr: www.fischerverein-diehechte.de ). Hier hat auch der Taufkirchner Felix Lindenauer Blut geleckt und das Angeln als Hobby für sich entdeckt. Nach Abitur und Ausbildung hat der heute 23-Jährige seinen Traum wahr gemacht und hat ein Jahr in Canada verbracht.

Vor allem um dort zu fischen. Von seinen Erlebnissen beim Störfischen berichtet er hier: »Das erste Mal vergisst man nie: Schwere Geräte, riesige Haken, bestückt mit bis zu 20 Tauwürmern und plötzlich schlägt die Routenspitze aus. Nun zählt es, im richtigen Moment den Anhieb zu setzen und den Haken erfolgreich zuplatzieren, während zeitgleich pures Adrenalin durch den ganzen Körper schießt. Festhalten und Ruhe bewahren anstelle purer Vorfreude ist zunächst angesagt, denn ab jetzt gibt es nur noch dich und den Fisch. Über 100 Meter Schnur werden in kürzester Zeit problemlos von der Rolle abgespult, der Kampf ist eröffnet. Mir wurde sofort klar, was er vorhat; er wollte Richtung Flussmitte, um die Kraft des Flusses zu seinem Vorteil zu nutzen.

Angelguide

Nick übernahm daher für einen Augenblick die Route und zog den Fisch wieder etwas mehr in Richtung Boot. Die Anstrengung war mir ins Gesicht geschrieben, meine Arme brannten, es war ein ewiges Hin und Her. Zu diesemZeitpunkt war absolut noch nicht sicher, wer am Ende als Sieger aus diesem Duell hervorgehen würde. So nutzte ich jede Pause des Fisches um wieder etwas Schnur einzuholen, doch es fühlte sich teilweise so an, als hätte man einen schweren Stein an der Angel, der einen schier aus dem Boot in die Tiefe des Flusses ziehen wollte.

Nach knapp 30 Minuten zeigte der Fisch zum ersten Mal seine Schwanzspitze. Ich dirigierte den Fisch in den Flachwasserbereich, Nick sprang vom Boot

und griff gekonnt in das vorgestülpte Maul des Störs. Ein

Siegerfoto krönte meinen Erfolg, indem mir Erschöpfung und Begeisterung zugleich deutlich anzusehen waren«, schwärmt Felix Lindenauer. Und weiter: »Die Bissfrequenz an diesem Tag war der absolute Wahnsinn, ich kann von

keinem anderen Angler-Revier behaupten, mich so oft mit einem Fisch jenseits der zwei Meter Marke angelegt zu haben. Ein Fanglimit gibt es nur

selten, doch irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem die Armmuskulatur darüber bestimmt, wann Schluss ist.«

Eldorado für Angler und Naturfreunde

»How was fishing today?«, fragt Jeff Grimolfson, wenn seine erfahrenen Angelgui-des Nick McCabe und Dylan Harder ihre Kunden nach einer erfolgreichen Tagestour auf dem Fraser River an der Anlegestelle absetzen. Lillooet, circa vier Autostunden nördlich von Vancouver entfernt, liegt die in etwa 2.500 große Einwohnergemeinde. Einer von ihnen ist Jeff Grimolfson, Angelexperte und zugleich Geschäftsführer von Rivermonsteradventures. Es versteht sich von selbst, dass Jeff und seine Frau Jen die geführten Angeltouren nicht ausschließlich zum Spaß anbieten.

»Es könnte ein sehr lukratives Geschäft sein, doch aktuell investieren wir sehr viel in Werbung, die Produktion von TV Spots und in neue Jetboote, um die Konkurrenz auf Abstand zu halten«, sagt Jeff über die Verdienstmöglichkeiten. Doch auch für Jeff, der aus einer kommerziellen Fischerfamilie stammt, war es 2005 keine leichte Entscheidung, in die Fußstampfen sei-nes Vaters zu treten. »Es stellt ein hohes finanzielles Risiko dar, wir haben über 300.000 kanadische Dollar in Jetboote investiert! Ohne unsere Kunden wären wir nicht da, wo wir heute stehen. Wir lieben unsere Kunden, denn alle teilen dieselbe Leidenschaft für das Thema Fischen sowie die Liebe zur Natur. Angeln verbindet eben. Und das ist auch gut so, es soll schließlich ein atemberaubendes Erlebnis sein«, ergänzt Jeff anschließend.

Auch Nick McCabe ist in Lillooet geboren und aufgewachsen. – Nicht ohne Grund wird er heutzutage in Freundeskreisen »the Sturgeon Whisperer«, übersetzt der »Stör-Flüsterer« genannt. Die viele Zeit, die er Jahr für Jahr sowohl beruflich als auch privat mit Freunden auf dem Fluss verbringt, nutzte er, um sich ein unglaubliches Wissen über den Stör sowie die natürlichen Herausforderungen anzueignen. Somit ist es ihm 2017 zum zweiten Jahr in Folge gelungen einen legendären Stör, namens »Pig Nose« zu fangen. »Dieser Fisch ist seit Jahren Gesprächsthema Nummer eins in Angel- und Sportartikelläden«, so Jeff über die Wertschätzung des circa 80 Jahre alten Fisches.

Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu als Nick McCabe ein letztes Loch ansteuerte. Ein Wackeln der Routenspitze lässt nicht lange auf sich warten. Nick setze den Haken und ein riesiger Stör springt aus dem Wasser. »This guy looks pretty familiar«, äußerte er sich sofort: Pig Nose, drei Meter lang und circa 295 kg Kampfgewicht. »Ich habe meine Kunden noch nie Kreise aufmeinem Boot rennen se-hen, das war fantastisch«, sagte er nach dem historischen Fang. »Übrigens, Nick McCabe und seine Crew setzen bei der Wahl des richtigen Köders meist auf ein dickes Bündel Tauwürmer, befestigt an einem Einzelhaken ohne Widerhaken. Allerdings ist an manchen Tagen auch der Einsatz von gefrorenen Tintenfischen oder Lachseiern zielführend«, berichtet der Taufkirchner Angeler.

Namensgeber des wohl berühmtesten Störs in der Gegend war übrigens ein benachbarter Angelguide, der den Fisch vor Jahrzenten aufgrund seiner schweineartigen Schnauze »Pig Nose« taufte. »Es ist definitiv der Fang des Lebens«, so ein Kunde, der den Fang der langehrsehnten »Pig Nose« hautnah miterleben durfte. Nebenbei bemerkt, Primetime ist von Juli bis Ende September.

Der aktuell gemessene Rekord liegt bei einer Länge von erstaunlichen 610 cm bei 816 kg und einem stolzen Alter von 104 Jahren. Der weiße Stör wird größer als jeder Schwertfisch, springt wie ein Marlin mehrmals während dem Drill aus dem Wasser und kämpft härter als jeder Waller. Der Fraser River, das Eldorado des Störfischens, entspringt in den nordamerikanischen Rocky Mountains im Mount Robson Provincial Park und mündet nach 1.375 Kilometer südlich der Stadt Vancouver in den pazifischen Ozean. Er gilt als der längste Fluss der kanadischen Provinz British Columbia. Laut Angaben der geschäftsführenden Direktorin der Fraser River Sturgeon Conservation Society leben mehr als 47.000 weiße Störe im Fraser River. »Wir sind stolz auf unser Kennzeichnungsprogramm.

So haben wir die Möglichkeit, Aufzeichnungen über den Fortschritt der Spezies zu machen«, bestätigt Sarah Schreier.

Zugute kommt hier auch das seit 1998 etablierte »Washingtoner Artenschutzübereinkommen«. Dieses besagt, dass kein gefangener Stör dem Wasser entnommen und getötet werden darf. Ziel ist es, den langfristigen

Bestand der Spezies aufrecht zu erhalten.

Wieder zurück in Deutschland hat Felix Lindenauer seine Angelroute noch nicht wieder ausgepackt, aber er weiß eiens ganz sicher: »Vorsicht: Störfischen macht süchtig!«

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