„Der Bayer liebt Berge von unten, Kirchen von außen und Wirtshäuser von innen.” Dieser landläufig bekannte Ausspruch zeigt, welch große Bedeutung Wirtshäuser in der süddeutschen, katholisch geprägten Geselligkeit hatten. Wer kennt noch dieses und jenes Wirtshaus im Stadtteil voller Traditionen, Moosach? So manch einer hat zu ihnen sogar eine persönliche Geschichte dazu zu erzählen, sei es vom Stammtisch oder einfach vom Zigaretten Holen.
Moosacher Geschichtsverein macht Lust auf Moosach
Geschichtsverein Moosach: forschen und entdecken Vom Dorf am Dachauer Moos zum Stadtbezirk - Der Moosacher Geschichtsverein macht Lust auf Moosach
Wie kam es zu dem Wirtshaus-Boom?
In der Reichsgewerbeordnung vom 12. Juni 1872 wurde das Gewerberecht neu geregelt und unterschied nun klar zwischen „Gastwirtschaften mit Beherbergung und Verköstigung (sogenannte Tafern)” und Schankwirtschaften. Neu geregelt wurde nun auch, dass für das Führen einer Schankwirtschaft eine persönliche und unveräußerliche Gewerbekonzession erforderlich war. Auch die bis dahin notwendige „Bedürfnisprüfung” entfiel. Deshalb kam es ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Gründung zahlreicher Gast- und Schankwirtschaften. Dieses galt auch für Moosach.
Anknüpfend daran, dass immer mehr Wirtshäuser in Moosach schließen, hat sich der Geschichtsverein Moosach für seinen Kalender 2019, der heuer hier und da an den Wänden unserer Leser hängen mag, Wirtshäusern in Moosach gewidmet. Der Moosacher Anzeiger stellte in den vergangenen Ausgaben einige Highlights daraus vor.
Viele davon existieren nicht mehr wie etwa der „Schwaigerwirt” von 1907 in der Dorfmitte an der Pelkoven-/Ecke Dresdner Straße (Foto erste Reihe Mitte). Josef Schwaiger baute dort einen Saal für Veranstaltungen an. Besondere Glanzzeiten erlebte das Wirtshaus nach dem 2. Weltkrieg, als die „drei lustigen Moosacher” hier ihre Karriere begannen. Nach der Aufstellung des Kriegerdenkmals 1910 wurde das Gasthaus in „Kriegerdenkmal” umbenannt. 1970 wurde das Wirtshaus abgebrochen. Ein weiteres Wirtshaus, dass das Dorf- bzw. Stadtleben in Moosach mitgeprägt hat, war die „Radfahrereinkehr” in der Dachauer Straße 367 (Foto mittlere Reihe links). Der schattige Wirtsgarten und eine beheizbare Kegelbahn machten das Gasthaus bereits 1895 bei den Moosacher Vereinen sehr beliebt. 1943 wurde es bei einem Luftangriff leider komplett zerstört und nicht danach wieder aufgebaut. Einige davon existieren zwar noch als Gebäude, aber nicht mehr als Wirtshaus. Das Schicksal ereilte Restaurant Dobmann, Feldmochinger Str. 11 (Foto untere Reihe links). 1912 wurde das Wohnhaus mit Wirtschaft durch den Moosacher Baumeister Höser erbaut und im gleichen Jahr an Alois und Franziska Schmidt verkauft. Im Januar 1919 verkauften diese das Haus an den Metzgermeister Leonhard Dobmann und seine Frau Juliane, die das „Restaurant Dobmann” darin betrieben. Seit dem 1. April 2018 ist der Gastwirtsbetrieb eingestellt.
In den Moosacher Geschichtsblättern schmökern
Die Exemplare des Kalenders 2019 waren schnell vergriffen, aber die Moosacher Geschichtsblätter, Heft 1 mit Hintergrundinformationen können nach wie vor für fünf Euro bei dem Geschichtsverein selbst (MVHS-Moosach), bei Hugendubel im OEZ, bei Blattgold in der Meile Moosach, im Modehaus Lindner, im Pelkovenschlössl, in der Pelkoven Apotheke und bei Optik Stock gekauft werden. Heft 2 erscheint im April. Die nächste Rubrik im Moosacher Anzeiger widmet sich den Moosacher Bürgerhäusern. Daniel Mielcarek
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