Alles zurück auf Anfang am Hanns-Seidel-Platz? Bei der Planung für das neue Kultur- und Bürgerhaus des Stadtteils in dessen bislang so unattraktiver Herzlandschaft gegenüber dem pep-Einkaufszentrum tun sich neue Fragen auf. Denn während ein weites Feld des Platzes mit Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel und Grünanlagen durch einen privaten Projektbetreiber und durch Wohnbauplanung der städtischen Wohnbaugesellschaft Gewofag bereits überplant ist, bereitet besonders das eigentliche Herzstück eines neuen Kultur- und Bürgerhauses Sorge. Das jahrelnage Provisorium, vom Bürger ungeliebt wie für Veranstaltungen unverzichtbar, ist am Hanns-Seidel-Platz inzwischen abgerissen worden. Doch für den opulent geplanten Neubau eines ausgeweiteten Zentrums für Kultur und Begegnung fand die Stadt keinen Investor. Nun will die Stadt München dort selber bauen. Doch die Umfänge eines solchen Kulturneubaus bleiben auch nach der aktuellen Sitzung des Kommunal-Ausschusses mit vielen Fragen behaftet. Danach scheint auch zunächst im Zentrum angedachter, weiterer Wohnungsbau endgültig vom Tisch. Das Kulturzentrum soll dagegen in abgespeckter Version entstehen. Mit welcher Raumnutzung und Raumverteilung, das bleibt nach wie vor offen. Das einst vorgesehene, architektonisch spektakuläre Flugdach (wir berichteten) ist ebenfalls mit einem dicken Fragezeichen versehen. Nach dem Willen der Stadt wird wohl eine Machbarkeitsstudie die Entscheidung liefern, ob dieses städtebauliche Highlight kommt oder nicht. Grund für den Rückschritt beim Flugdach. Zunächst war geplant, das Dach auf einem benachbarten Neugebäude der Gewofag „auslaufen“ zu lassen. Doch das geht nicht, weil der Raum vom Wohnungs-Unternehmen doch für Wohnungen überplant werden soll. Das zukunftsweisend geplante Dach des neuen Kulturtempels müsste folglich freitragend errichtet werden. Schwierigere Statik und Konstruktion allerdings würden auch die Kosten hierfür in die Höhe treiben.
Folge: Der ehrgeizige Zeitplan, die jahrzehntelange Brache inmitten Neuperlachs endlich mit neuem (Kultur-)Leben zu füllen, wird sich verzögern. „Fünf Jahre Planung können wir jetzt in die Tonne treten“, schimpfte etwa Grünen-Stadtrat Herbert Danner im Kommunalausschuss. „Dennoch einen kleinen Schritt vorangekommen“ sieht man sich laut CSU-Stadtrat Hans Podiuk. Denn die Absicht, das Bürgerzentrum zu errichten, bleibe unverrückt. Doch die Dimensionen dürften sich deutlich reduzieren. Ein Kino, wie von vielen Bürgern gewünscht, wird nicht kommen. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei aus Sicht er Stadt nicht zu garantieren. Auch bei der künftig fest eingeplanten Theater-Nutzung gibt es Fragezeichen. Denn das traditionsreiche Festspielhaus, bisher an der Quiddestraße beheimatet, sollte eigentlich nach der Fertigstellung des neuen Zentrums an den Hanns-Seidel-Platz übersiedeln. Daraus wird wohl nichts werden – weil das Haus in der eigentlichen Interims-Nutzung des Gewofag-Betriebsgebäudes an der Rosenheimer Straße 192 jetzt eine langfristige Heimat finden soll. Konkret geprüft wird seitens der Stadt dagegen die Einrichtung von Zentren für die Familienberatung, für einen Nachbarschaftstreff und ein Bürgerbüro. Nach Kultur klingt das für die sich mehrenden, kritischen Betrachter der Entwicklung am Platz nicht. Es gibt wohl noch reichlich Gesprächsbedarf auf und rund um jenen Platz im Herzen Neuperlachs, der derzeit ein noch sehr trauriges Bild abgibt. RedN