Vielleicht sitzen Sie ja, während sie den Wochenanzeiger durchblättern gerade beim Frühstück. Dann könnte es leicht sein, dass Sie genussvoll in ein Honigbrot beißen. Haben Sie sich schon mal überlegt, wie viele Flugkilometer, wohlgemerkt CO2- frei, sich auf Ihrem Brot befinden?
Für ein Gramm Honig muss eine Biene ungefähr 150 Kilometer zurücklegen! Nicht umsonst heißt es »fleißige Bienchen«. Und um diese wundervollen und arbeitsamen Insekten dreht sich alles, wenn am 26. Mai der Tag der Bienen bei uns im Freilichtmuseum stattfindet. Bienen gehörten früher ganz selbstverständlich zu einem Bauernhof dazu. Zum einen natürlich um den Honig zu ernten. Zum anderen nutzte man auch das Wachs, zur Kerzenherstellung. Sicher kennen Sie die Bienenkörbe, die heute oft noch die Etiketten auf den Honiggläsern zieren.
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Aber beginnen wir von vorne. Schon vor tausenden von Jahren haben Menschen den süßen Geschmack des Honigs entdeckt. Imker waren sie allerdings noch nicht, vielmehr erbeuteten sie den Honig von wild lebenden Bienen im Wald. Später bezeichnete man sie als Zeidler. Mit der Zeit begannen die Zeidler Versuche zu unternehmen, die Bienen näher am Wohnort anzusiedeln. Zuerst in hohlen Baumstümpfen, sogenannten Klotzbeuten, sie waren der ursprünglichen Behausung der Bienen am nächsten, allerdings sehr unhandlich. So ging man dazu über, Bienen in Körben zu halten. Diese waren leichter und man konnte sie zur Honiggewinnung leicht umkippen. Dann schnitt man einen großen Teil der Waben heraus und presste den Honig aus ihnen aus. Das war auch relativ mühsam und die Bienen mussten wieder viel Kraft in den Bau neuer Waben legen. Dem findigen Baron August Freiherr von Berlepsch ist es zu verdanken, dass sich das änderte.
Etwa um 1850 herum erfand er bewegliche Holzrähmchen, die man in den Bienenkasten einhängen kann. Dort bauen die Bienen dann ihre Waben und man kann sie mitsamt des Rähmchens herausziehen ohne sie zu zerstören. Ein Jahrzehnt später wurde dann die Honigschleuder erfunden, mit der man die Waben effektiv leeren kann. Die leere, ausgeschleuderte Wabe kann wieder zurückgehängt werden und sofort wieder von den Bienen benutzt werden. Die herausragende Leistung der Erfinder verblasst allerdings schnell, wenn man sich mit ihren Schützlingen befasst. Denn was ein Bienenvolk alles leistet, übersteigt fast unsere Vorstellungskraft. Wenn zum Beispiel eine Biene anderen mit dem Schwänzeltanz mitteilt, wo die ergiebigste Futterquelle zu finden ist.
Dabei übermittelt sie genau Richtung und Entfernung. Generell, die Organisation im Bienenstock ist beeindruckend. Jede Biene kennt ihre Aufgabe, vom Putzen der Zellen, über die Aufzucht der Brut bis hin zur Verteidigung des Nestes. Und natürlich am Ende das Honigsammeln in der Natur. Oder die Vermehrung! Wächst ein Bienenvolk und der Platz im Stock wird weniger, so legen die Arbeiterbienen spezielle Zellen, sogenannte Weiselzellen an, in die die Königin Eier legt, aus denen dann neue Königinnen schlüpfen. Aber wie das so ist, viele Köche verderben den Brei und noch bevor die Nachfolgerin schlüpft, verlässt die Stockmutter mit einer großen Schar Bienen das Nest. Wenn Sie einmal in den Genuss kommen so ein Spektakel zu erleben, werden Sie meine Begeisterung verstehen. Tausende Bienen schwirren durch die Luft und das Summen ist richtig laut zu hören. Nach kurzer Zeit sammelt sich der Schwarm und lässt sich auf einem Baum in der Nähe nieder. Von dort aus starten Kundschafterbienen und suchen eine neue Behausung. Das ist übrigens der Moment, indem der Imker zuschlägt und den Schwarm einfängt. Wenn er die Königin auch erwischt, sie sitzt in der Mitte der Traube, so hat er ein weiteres Bienenvolk das er in einen neuen Kasten ansiedeln kann.
Ich könnte noch seitenweise über die Faszination der Bienen schreiben, wie sie den Weg in den Bienenstock finden, vom Leben der Drohnen oder von der Kunst der Überwinterung. Am einfachsten ist es aber, Sie kommen am Tag der Bienen zu uns ins altbayrische Dorf und lassen sich bei unseren zahlreichen Aktionen und Führungen zum Thema Bienen anstecken von unserer Begeisterung für dieses Wunder der Natur. Und neben vielen Eindrücken, können Sie in unserem Museumsladen auch den Honig unserer Bienen mit nach Hause nehmen. Ich freue mich auf Ihren Besuch!