Veröffentlicht am 06.11.2020 09:16

Die Sudeten unter uns

Viele Sudetendeutsche denken noch an die Heimat, aus der sie vertrieben wurden. Für ihre Nachkommen klingt das manchmal abstrakt. (Foto: Daniel Mielcarek)
Viele Sudetendeutsche denken noch an die Heimat, aus der sie vertrieben wurden. Für ihre Nachkommen klingt das manchmal abstrakt. (Foto: Daniel Mielcarek)
Viele Sudetendeutsche denken noch an die Heimat, aus der sie vertrieben wurden. Für ihre Nachkommen klingt das manchmal abstrakt. (Foto: Daniel Mielcarek)
Viele Sudetendeutsche denken noch an die Heimat, aus der sie vertrieben wurden. Für ihre Nachkommen klingt das manchmal abstrakt. (Foto: Daniel Mielcarek)
Viele Sudetendeutsche denken noch an die Heimat, aus der sie vertrieben wurden. Für ihre Nachkommen klingt das manchmal abstrakt. (Foto: Daniel Mielcarek)

Das Sudetendeutsche Museum in der Hochstraße befindet sich immer noch im Bau, vor 2020 wird es aufgrund von Verzögerungen nicht eröffnet werden. Dies bietet genug Zeit, um sich mit den Namensstiftern des Millionenbaus auseinanderzusetzen. Wer die Sudetendeutschen sind und ob es sie überhaupt noch in der jungen Generation gibt, beantwortet der geschäftsführende Vorstand der Sudetendeutschen Jugend Mario Hierhager.
Das Sudetenland bestand aus Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien, das heute Gebiet der Tschechischen Republik ist. Dessen deutschstammige Einwohner wurden nach dem 2. Weltkrieg zu einem sehr großen Teil vertrieben. Unterschlupf fanden sie vor allem im benachbarten Bayern. Mario Hierhager ist 30 Jahre alt und seine Verbindung zu dem Sudetendeutschland ist indirekt. Hierhager kommt aus Schwaben und bezeichnet deswegen in erster Linie nicht sich, sondern seinen Großvater als Sudetendeutschen. „Mein Großvater wurde vertrieben und erst als ich im Sudetendeutschen Verein war, habe ich gemerkt, was meine Wurzeln sind. Meinen Großvater selbst konnte ich leider nie fragen. Er ist zu früh verstorben.“ Auslöser für seine Selbstfindung war ein sudetendeutsches Zeltlager im oberpfälzischen Gaisthal, das er in seiner Jugend besuchte.

Es stellt sich die Frage, sudetendeutsch oder nicht sudetendeutsch; ist diese Fragestellung überhaupt noch relevant im Jahr 2019? „Im Endeffekt kann jeder für sich selbst entscheiden, wie wichtig die Vergangenheit für einen ist. Für mich ist sie besonders wichtig!“ Hierhager führt aus, dass man erst die Vergangenheit verstehen müsse, um die Gegenwart verstehen zu können. Er erwähnt in diesem Zusammenhang auch die komplizierte Kriegsvergangenheit der Deutschen vor über 70 Jahren.

Fakt ist: Bayern sieht die Sudetendeutschen als einen der vier Urstämme. „Deswegen verstehen wir uns nicht als Minderheit", so der Vorsitzende der Sudetendeutschen Jugend. "Die Bayrische Regierung sagt, wir sind neben den Altbayern, Franken und Schwaben der vierte Stamm, aber im Alltag sieht das etwas anders aus. Gerade in München ist alles vermischt. Die neue Generation weiß teilweise gar nicht, wo sie herkommt.“
Dass nicht nur München, sondern auch die Sudetendeutsche Jugend multikulturell ist, bezeugt die aktive Angehörigkeit zur DJO, der Deutschen Jugend des Ostens, die internationale Treffen anbietet. „Uns interessieren vor allem Themen der Vertreibung, aber auch die Zukunft der Jugend. Ich glaube und ich hoffe, dass die Jugendverbände, die es heute gibt und die sich mit Themen ‚Vertreibung‘ und ‚Minderheiten‘ auskennen, ihr Wissen und ihre moralischen Einstellungen mitnehmen und pflegen werden", so Hierhager. Er hofft zudem, dass man sich aufgrund seiner eigenen Geschichte nicht abgrenzen wird. "Man sollte sich auch nicht nur auf die eigene Geschichte beziehen. Geschichte ist dauernd im Wandel, sie ist etwas Dynamisches, das sich ständig weiterentwickelt. Man muss sich mit den anderen weiterentwickeln. Trotzdem darf man nie vergessen, wo man herkommt“, resümiert er.
Weitere Infos zu den Sudetendeutschen gibt es unter www.sudeten.de, zu den Veranstaltungen unter www.sudetendeutsche-heimatpflege.de

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