Veröffentlicht am 06.11.2020 06:36

"Die wenigsten wissen, dass es uns gibt"

Obdachlose Menschen sollen in Zeiten von Corona besser unterstützt werden. Die Clearingstelle berät kostenlos und anonym. (Symbolbild: CC0)
Obdachlose Menschen sollen in Zeiten von Corona besser unterstützt werden. Die Clearingstelle berät kostenlos und anonym. (Symbolbild: CC0)
Obdachlose Menschen sollen in Zeiten von Corona besser unterstützt werden. Die Clearingstelle berät kostenlos und anonym. (Symbolbild: CC0)
Obdachlose Menschen sollen in Zeiten von Corona besser unterstützt werden. Die Clearingstelle berät kostenlos und anonym. (Symbolbild: CC0)
Obdachlose Menschen sollen in Zeiten von Corona besser unterstützt werden. Die Clearingstelle berät kostenlos und anonym. (Symbolbild: CC0)

Besonders unter Wohnungslosen ist der Bedarf nach Beratung groß. Das ist das Fazit der Clearingstelle Gesundheit in der Konradstraße 2 in München nach sechs Monaten Vermittlungsarbeit. Menschen ohne Krankenversicherung oder mit ungeklärtem Versicherungsstatus können sich dort über Lösungswege beraten lassen, wie der Zugang zu einer gesundheitlichen Regelversorgung sichergestellt werden kann.
Das Projekt geht auf eine Initiative des Sozialreferats und des Referats für Gesundheit und Umwelt zurück. Der soziale Hilfeträger Condrobs betreibt die Clearingstelle, finanziert durch das Sozialreferat der Stadt München. Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Die ersten Monate der Clearingstelle haben noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass in unserer Stadt Menschen, die sich in einer gesundheitlichen Notlage befinden und keinen Versicherungsschutz haben, nicht ihrem Schicksal überlassen werden. Und der Beratungsbedarf ist hoch. Nicht nur bei Mittellosen, sondern auch immer wieder bei ehemaligen Selbstständigen, die aus dem System gefallen sind. Die Betroffenen können sich nicht nur in der Clearingstelle beraten lassen, sondern – was ja noch viel wichtiger ist - dann auch eine medizinische Behandlung bekommen.“

Die Landeshauptstadt München hat für solche Fälle einen Gesundheitsfonds über jährlich 500.000 Euro bereit gestellt. Zugang zum Gesundheitsfonds haben deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, EU-Bürgerinnen und -Bürger sowie Menschen mit geklärtem und ungeklärtem Aufenthaltsstatus aus Drittstaaten. Voraussetzungen für die Mittelauszahlung ist, dass die Clearingstelle eingebunden ist, die Notwendigkeit der Behandlung medizinisch festgestellt wurde und keine alternativen Finanzierungsmöglichkeiten bestehen. 47 Behandlungen für 23 Personen in Höhe von insgesamt 77.500 Euro konnten dank diesem Fonds seit Start der Clearingstelle bezahlt werden.
Robert Limmer, Leiter der Clearingstelle Gesundheit: „Viele Menschen erreichen wir in Unterkünften für Obdachlose, im öffentlichen Raum oder in Krankenhäusern. Die wenigsten wissen, dass es uns gibt oder schaffen den Weg nicht zu uns. Damit wir auch diesen Menschen eine angemessene Gesundheitsversorgung ermöglichen können, suchen wir sie vor Ort auf. Dort präsent zu sein, wo sich mittellose Menschen aufhalten, ist wichtig. Wir sehen dann regelmäßig, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Wer keine Krankenversicherung hat und hier Unterstützung braucht, ist jederzeit willkommen. Wir beraten kostenlos und auch gerne anonym.“
Vor sechs Monaten wurde die Clearingstelle Gesundheit während des Corona-Lockdowns im Schnellverfahren eröffnet. Etwa 1.000 Menschen lebten geschätzt ohne Krankenversicherung in München. In mehr als 100 Fällen konnte ein Clearingverfahren durchgeführt werden. Etwa die Hälfte davon durch aufsuchende Arbeit.

Eine zentrale Funktion der Clearingstelle ist auch die effektive Vernetzung mit Anlaufstellen, die ohne Krankenversicherung medizinische Hilfe leisten, Beratungsstellen, Obdachlosenunterkünften, Bahnhofsmission, Kälteschutz, Frauenhäusern sowie Behörden.
Beratungen in der Clearingstelle finden nur nach Terminabsprache statt. Die Clearingstelle Gesundheit, Konradstraße 2, 80801 München, kann telefonisch unter 7167177-90 kontaktiert werden, per Fax an 7167177-95 oder per E-Mail an clearing.gesundheit@condrobs.de

north