Kommentar von Prof. Dr. Christopher Huth - Uni BW

München · Euro 2024 - Sommermärchen 2.0?!

Prof. Dr. Christopher Huth von der Uni BW hofft auf eine Wiederholung des Sommermärchens aus dem Jahr 2006. Foto: UniBw M / Christian Siebold

Prof. Dr. Christopher Huth von der Uni BW hofft auf eine Wiederholung des Sommermärchens aus dem Jahr 2006. Foto: UniBw M / Christian Siebold

München · Die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland im Jahre 2006 hat bei allen, die sie in den Stadien, beim Public Viewing oder zuhause miterlebt haben, bleibenden Eindruck hinterlassen. In der Retrospektive wurde die Fußball-Weltmeisterschaft als Sommermärchen bezeichnet. Das damalige Motto - Die Welt zu Gast bei Freunden - konnte vollumfänglich entsprochen werden.

In der Folge stieg Deutschland in weltweiten Sympathierankings deutlich nach oben. Deutschland wurde fortan nicht nur anhand seiner düsteren Kriegsvergangenheit wahrgenommen, sondern als offenes und freundliches Volk, welches zum Lachen eben nicht in den Keller geht.

Dieser Tage beginnt nun die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Die Grundvorrausetzungen sind hierbei recht vergleichbar - sowohl sportlich als auch gesellschaftspolitisch. In sportlicher Hinsicht zählte Deutschland 2006 aufgrund unbefriedigender Ergebnisse in Freundschaftsspielen im Vorfeld nicht zu den großen Favoriten. Seinerzeit bestand sogar die Befürchtung, dass die Mannschaft bereits in der Vorrunde die Segel streichen könnte. Nach äußerst bescheidenem Abschneiden bei den vergangenen Europa- und Weltmeisterschaften ist die Euphorie kurz vor der startenden Fußball-Europameisterschaft ebenfalls noch ein gutes Stück weit vom Siedepunkt entfernt.

Gesellschaftlich ist die Bevölkerung konfrontiert mit zahlreichen Krisen. Kaum war die COVID-Pandemie überwunden, fing der fürchterliche Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine an und es folgte im Herbst letzten Jahres der brutale Überfall der Hamas auf Israel. Auch vor 18 Jahren war die Situation nicht gänzlich anders. Die Anschläge vom 11. September in den Vereinigten Staaten von Amerika halten nach und auch wirtschaftlich hatte Deutschland schon bessere Zeiten erlebt. Die Fußball-Weltmeisterschaft sorgte für eine Art Erholungsurlaub von all den Krisen. Die Menschen konnten für vier Wochen vom Alltag abschalten und somit ihre Akkus mental ein Stück weit aufladen.

Zu hoffen ist, dass wir in diesem Sommer ein ähnliches Sommermärchen erleben werden. Auch wenn wichtige nicht-europäische Nationen wie Brasilien oder Argentinien mit ihren farbenfrohen und fröhlichen Fans naturgemäß fehlen, so sollten wir aus unserer Heim-Europameisterschaft im Herzen Europas ein Fest für und mit unseren europäischen Freunden machen; ganz nach dem offiziellen Motto der Europameisterschaft "United by Football. Vereint im Herzen Europas.". Dass wir es können, haben wir 2006 eindrucksvollgezeigt.

Artikel vom 11.06.2024
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