Ein Quartier im Westend wird zum Nachbarschaftsviertel und soll, angelehnt an das spanische Modell der „Superblocks“, begrünt und verkehrsberuhigt werden. Im Oktober stellten Baureferat und Mobilitätsreferat eine Konzeptideen vor, die u.a. dauerhafte bauliche Maßnahmen beinhalteten. Im Fokus liegen drei Schwerpunktorte: Die Schwanthalerstraße, die Schießstättstraße und das Quartier um den „Gollierblock“. Der Bezirksausschuss (BA) gab nun seine Präferenzen zur Planung Kund und verabschiedete seine Stellungnahme – gegen die Stimmen von CSU und FDP.
Die Ideen, wie mehr Abkühlung und auch mehr Aufenthaltsqualität ins Viertel gebracht werden könnten, sind vielfältig. Sie reichen von Verkehrsreduktion, über Baumpflanzungen und neuen Sitzgelegenheiten bis hin zur Schaffung von komplett verkehrsfreien Bereichen. Je nachdem welche vom Bau- bzw. Mobilitätsreferat vorgestellte Variante bevorzugt würde, könnten mehr oder weniger Parkplätze wegfallen. In ihrer jüngst verabschiedeten Stellungnahme sprechen sich Grüne, SPD, Linke und ödp im BA 8 dafür aus, dass etwa die Schwanthalerstraße zwischen Ganghoferstraße und Schießstättstraße zur Fußgängerzonen werden soll; mindesten aber der Bereich zwischen Schießstätt- und Parkstraße sollte als Fußgängerzone bzw. als „Stöpsel“ realisiert werden, der restliche Bereich als stellplatzreduzierte Einbahnstraße mit erweiterten Gehbahnen, neuen Baumpflanzungen, Grünflächen und Ladezonen. Eine solche Einbahnstraße stellt man sich auch für den Gollierblock (Gollier-, Ligsalz-, Ganghofer- und Kazmairstraße) vor, während in der Schießstättstraße mit Verzicht auf die Schrägparker eine zusätzliche Freiraumfläche entstehen könnte. Damit ist nicht die Maximalvariante angestrebt, die reine Fußgängerzonen beinhalten würde, aber auch nicht die Mindestlösung, wo nur wenige Stellplätze neuen Bäumen weichen würden.
Mit dem Wegfall von 100 Stellplätzen für Baumpflanzungen im Sinne der Klimaverbesserung, zehn weiteren für neue Lieferzonen und zehn für Sitzgelegenheiten im Quartier kann auch die CSU im BA mitgehen. Alle anderen vorgesehenen Maßnahmen aber lehnt man ab und fürchtet „weitreichenden Konsequenzen für unser Viertel“, wie etwa, dass sich das „Superblock-Prinzip“ aufs ganze Westend ausweiten könnte, wie Uwe Trautmann (CSU) erklärt. Er fordert „Mobilitätswende mit Augenmaß“, in der auch das Automobil noch seinen Platz behält. Kritisiert wird daher ein voraussichtlicher Wegfall von über 300 Parkplätzen (von insgesamt 1.374). Dem Vorschlag der Grünen, dass die Stadt ein „angepasstes Parkraummanagement“ verfolgen könnte und etwa Parkraum in den Garagen des Schwanthaler Forums prüfen, und also auch finanziell fördern könnte, rechnet man keine Chance ein, angesichts der angespannten städtischen Haushaltslage.
Angespannt war daher auch die Diskussion im BA zum Nachbarschaftsviertel. Während Trautmann Grünen und Linken den „Kampf gegen das Auto“ unterstellt, beruft sich u.a. Manuela Diebolder (Grüne) auf die Anträge, die etwa bei der Bürgerversammlung abgestimmt wurden, in denen mehr Grün und weniger Verkehr gefordert wird, und von denen man sich „getragen“ fühle. „Verbal runterfahren“, für das Ulrike Boesser (SPD) ebenso wie Bastian Brand (FDP) plädieren, werden auch für die geplanten Bürgerbeteiligungen Priorität haben müssen. Denn das Nachbarschaftsviertel wird auf jeden Fall kommen, sofern der Stadtrat grünes Licht für die Maßnahmenerarbeitung gibt. Anwohner werden darüber nicht mehr entscheiden, sie werden aber die Möglichkeit bekommen, Details mitzugestalten.