„Können Bienen zählen?“ fragte Claudia Auer die fünf- bis siebenjährigen Kinder. Bis zu zwölf Kinder kommen einmal im Monat in die Stadtbibliothek zu „Mach MINT“. Es geht darum, dass schon Kinder im Vorschulalter oder Erstklässler spielerisch Lust auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) bekommen sollen. Das Thema heute: Bienen, Sechsecke und Fußbälle.
Im vergangenen Sommer kaufte die Bibliothek auf Betreiben der Leiterin Susanne Beck und Mitarbeiterin Claudia Auer sogenannte „Maker-Boxen“. Plastikschachteln, gefüllt mit naturwissenschaftlichen Versuchen und Experimenten für Kinder: verschiedene Kugelbahnen, Magnete, Stromkreise, Windrad oder eine Achterbahn. „Das Interesse der Kinder ist riesig, unsere Reihe ‚Mach MINT‘ ist die Fortsetzung“, berichtet Auer. „Viele Eltern nehmen ihren Kindern einfach viel zu viel ab, die müssen doch selbst ausprobieren, wie man ein Streichholz anzündet und richtig ausmacht, wie Magnete funktionieren oder wie schnell ein Fahrzeug durch eine Kurve fahren kann. Das geht mit den Maker-Boxen oder eben auch bei uns bei Mach MiNT“, sagt Auer. Die zwölf Plätze sind immer schnell belegt, es gibt sogar jedes Mal Wartelisten.
Dieses Mal ging es um das Thema „Können Bienen Mathematik?“. Zunächst vermittelte Auer den Kindern, wo in unserem täglichen Leben ständig Mathe vorkommt: Wie viele Kinder sind heute da? Wie viele Tische und Stühle brauchen wir da? Mit der Hilfe der Finger war dies schnell geklärt, dann führte Auer zum eigentlichen Thema, ob denn Bienen in der Lage sind zu zählen. Zunächst wurden die Kinder ihr gesammeltes Wissen über Bienen an sich los: Von der Königin, über Eier legen, Blütenstaub sammeln bis zum Honig. Ob die Bienen aber tatsächlich zählen können, da herrschte eine geteilte Meinung. Valentin, Richard, Karla und einige anderen stimmten für Ja, die anderen glaubten eher nicht daran. Claudia Auer klärte auf, das Wissenschaftler mit unterschiedlichen Tafeln, auf denen von einem bis vier farbige Symbole waren, herausgefunden haben, dass Bienen tatsächlich bis Vier zählen können. „Flogen sie nämlich die Tafel mit mehr Symbolen an, gab es mehr Zuckerwasser – doch bei vier war dann Schluss, mehr Symbole konnte die Tiere nicht mehr erkennen.“
Mit Fotos zeigte Auer den Kindern, dass Bienenwaben sechseckig sind. Mit Hilfe von Schnüren und Scheren konnten die Kinder zunächst feststellen, dass ein Sechseck bei gleichem Inhalt den geringsten Umfang hat. Dann fanden sie durch Anlegen heraus, dass sie in ein großes Rechteck – wie ein Bienenkasten-Rahmen – viel mehr Sechsecke unterbringen können als etwa Kreise oder Trapeze. „Daher sind die Waben sechseckig!“, sagte Auer. Zum Abschluss zeigte sie den Kindern das Foto eines Fußballs, auch der besteht aus 20 Sechs- und 12 Fünfecken. „Und so einen Fußball, den bauen wir uns jetzt.“ Auer hatte Vorlagen kopiert, die Kinder schnitten alles sorgfältig aus und gemeinsam klebten sie Papier-Fußbälle zusammen. „Mathe ist voll cool“, sagte Richard stolz mit seinem Ball.