Die Auswahl an Berufen wird immer größer, es sei denn, man gehört zu den Menschen, die kognitive Beeinträchtigungen haben. Für diese gibt es häufig nur Beschäftigungsmöglichkeiten im Rahmen von Behindertenwerkstätten und auch hier ist die Kapazität begrenzt. Auf dem sogenannten 1. Arbeitsmarkt unterzukommen ist häufig nahezu aussichtslos für Menschen mit Handicap. Damit wollte sich der Verein „Zukunft trotz Handicap” e.V. nicht abfinden und hat die Initiative für eine gezielte Berufsintegration von Menschen mit Behinderung ins Leben gerufen.
Ausgebildet wird im Bereich des „Kleinen Wirtebriefes” und des „Kleinen Kitabriefes”: Die erste Ausbildungsrunde startete 2019 und konnte trotz der Probleme, die die Pandemie mit sich brachte, erfolgreich abgeschlossen werden. Von zehn Teilnehmern haben neun den Kurs erfolgreich beendet. Vier konnten sofort in ein Arbeitsverhältnis untergebracht werden, weitere Kandidaten haben soviel in ihrem Vorbereitungskurs gelernt, dass sie ihre Ausbildung weiterführen wollten, um dann noch besser qualifiziert in das Berufsleben zu starten. Beim „Kleinen Wirtebrief” entwickelte der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V. das Programm mit und beteiligte sich bei der Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt. Zudem kooperiert der Verein „Zukunft trotz Handicap” hier auch mit der BTG Bayern Tourist GmbH. Die Weiterbildungen bieten die Basis für einen erfolgreichen Start in Berufen im Bereich der Kinderbetreuung sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe. Theorie und Praxis werden bedarfsgerecht vermittelt und geübt, was dem Absolventen und dem zukünftigen Arbeitgeber den Einstieg erleichtert. Weitere Ausbildungszyklen folgten und auch in diesem Herbst wird wieder ein neuer Qualifizierungskurs starten.
Für ihre Ausbildungsinitiative wurde der Verein mit dem Deutschen Fachkräftepreis ausgezeichnet. Die festliche Preisverleihung fand vor einem Publikum aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Konferenzzentrum der Bundesregierung in Berlin statt. „Zukunft trotz Handicap” überzeugte die Jury in der Kategorie “Weiterbildung” und wurde für seine innovativen Ansätze und Projekte zur Förderung von Inklusion und zur Fachkräftesicherung ausgezeichnet. Bundesminister Hubertus Heil, Schirmherr des Preises, betonte die Bedeutung des Preises für das Fachkräfteland Deutschland und überreichte persönlich die Preis-Trophäe sowie eine Urkunde an die Gewinner.
„Der Preis dient für uns als Ansporn, die Zertifikatskurse fortzuführen und weitere Projekte zur Förderung von Inklusion auf dem Arbeitsmarkt voranzutreiben. Denkbar sind Weiterbildungen im Spektrum der Pflege oder im Handwerk, wo ebenso Fachkräftebedarf besteht, aber auch viele andere Berufe. Wir sind dankbar für unsere Kooperationspartner, die mit uns mutige Schritte gewagt haben und die Berufsqualifizierungen ermöglicht haben. Beim Kleinen Kitabrief arbeiteten wir mit der Firma Bildungsimpulse sowie den Münchner Werkstätten des Augustinums und der Lebenshilfe. Gleiches gilt für die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn, die beide Projekte unterstützte”, sagt Andrea Hanisch, Vorsitz „Zukunft trotz Handicap” e.V.
Bei der Ausbildung wird sehr genau geschaut, was jeder einzelne Teilnehmer leisten kann, wo seine Stärken und seine Vorlieben liegen. „Die Frage, was macht einem Spaß, was will man beruflich machen, darf bei Menschen mit Inklusionsbedarf nicht einfach unter den Tisch fallen”, fordert Andrea Hanisch weiter. Die Kunst innerhalb der Ausbildung sei es Unterforderung aber auch Überforderung zu vermeiden. „Wir sind die Schnittstelle zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter. Das bedeutet, dass wir auch am Ball bleiben, wenn die Person erfolgreich vermittelt werden konnte. Im Bedarfsfall stehen wir für Gespräche, aber auch Nachschulungsmaßnahmen bereit”, betont Andrea Hanisch weiter. Auch im Bereich der Kinderbetreuung sieht sie große Chancen für ihr Klientel. „Es herrscht ein Mangel an Erziehern, unsere Mitarbeiter können die Fachkräfte bei ihrer Arbeit unterstützen, Kindern im Kindergarten beispielsweise beim Anziehen helfen, beim Brotzeitmachen, sie können die Kinder beim Freien Spiel begleiten oder ähnliche Aufgaben übernehmen”, zählt Andrea Hanisch auf.
In diesem Jahr wird es wieder möglich sein, an beiden Qualifizierungsprogrammen teilzunehmen. Interessierte können sich per E-Mail: andreahanisch@t-online.demelden. Die Weiterbildungen werden evaluiert, damit die Learnings direkt für den neuen Durchlauf eingebunden werden. So wird beispielsweise das Inklusionscafé in Höhenkirchen-Siegertsbrunn nun ein Trainingscenter zur Vertiefung der Praxis.
Die Qualifizierungsmaßnahmen kosten jedoch Geld, Geld, die der Verein nur über Spenden einnehmen kann. „Wir brauchen dringend weitere Fördermitglieder für unseren Verein oder aber Personen, die für den guten Zweck spenden wollen, damit wir auch in Zukunft jedem Menschen die Chance auf ein erfülltes Arbeitsleben bieten können”, betont Andrea Hanisch. Wer mehr über den Verein erfahren will, findet weitere Infos unter www.zth-ev.de oder er spendet an „Zukunft trotz Handicap”: Kreissparkasse IBAN: DE 33 7025 0150 0027 2748 85. Die Spenden sind selbstverständlich von der Steuer absetzbar.