Der Wandel des Franzosenviertels


Von Benjamin Schuldt
Der Weißenburger Platz ist nicht nur im Sommer ein beliebter Treffpunkt im Franzosenviertel. (Foto: bas)
Der Weißenburger Platz ist nicht nur im Sommer ein beliebter Treffpunkt im Franzosenviertel. (Foto: bas)
Der Weißenburger Platz ist nicht nur im Sommer ein beliebter Treffpunkt im Franzosenviertel. (Foto: bas)
Der Weißenburger Platz ist nicht nur im Sommer ein beliebter Treffpunkt im Franzosenviertel. (Foto: bas)
Der Weißenburger Platz ist nicht nur im Sommer ein beliebter Treffpunkt im Franzosenviertel. (Foto: bas)

Ob Orleansplatz, Pariser Straße oder Metzstraße: Wer zwischen dem Kulturzentrum Gasteig und dem Ostbahnhof unterwegs ist, begegnet zahlreichen Straßen und Plätzen, die französische Städte in ihrem Namen tragen. Das sogenannte „Franzosenviertel” war vor 100 Jahren (und auch noch Jahrzehnte später) in München als „Glasscherbenviertel” bekannt. Heute hingegen ist es eines der angesagtesten Stadtquartiere der Isarmetropole.

Ab 1868 entstand mit dem Bau der Bahnlinien nach Rosenheim und Simbach der Münchner Ostbahnhof. Auf der Fläche zwischen dem neuen Bahnhof und dem Stadtgebiet rechts der Isar, dem 1854 nach München eingemeindeten Haidhausen, sollte ein neues Viertel entstehen. „Deutschland war im Siegestaumel nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich. Da entstand die Idee, die Straßen nach Schlachtorten zu benennen”, erklärt der Verein „Freunde Haidhausens”.

Großwohnungen und soziale Probleme

Das neue Viertel entstand in den Jahren 1871 bis 1905, es wurde vollständig und besonders dicht bebaut. Nach französischem Vorbild laufen die Straßen sternförmig auf die markanten Plätze wie den Orleansplatz oder den Weißenburger Platz zu. Bemerkenswert ist, dass ein großer Teil der Wohnungen, die im späten 19. Jahrhundert im Viertel am Ostbahnhof geschaffen wurden, gar nicht dem tatsächlichen Bedarf entsprach. Denn in erster Linie benötigten damals Arbeiter und Taglöhner, die im Zuge der Industrialisierung nach München kamen, zweckmäßige Unterkünfte. Tatsächlich entstanden jedoch überwiegend Großwohnungen - die später, um Leerstände zu vermeiden, an gleich mehrere Familien vermietetet wurden. Bedingt durch solche prekären Wohnverhältnisse und die daraus resultierenden sozialen Probleme hatte das Franzosenviertel recht schnell seinen schlechten Ruf weg.

Sanierung ab den 1970er-Jahren

Inzwischen hat sich das Image jedoch komplett gewandelt: Heute gilt das Viertel als eine der attraktivsten Wohnlagen in München. Die Trendwende begann in den 1970er-Jahren. Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen der Stadt sorgten dafür, dass sich die Wohnverhältnisse deutlich verbesserten, die Einwohnerzahl sank und Haidhausen „in” wurde. Das hatte zur Folge, dass die meisten Münchner es sich heute nicht mehr leisten könnten, im Franzosenviertel zu wohnen. Wegen seiner Cafés, Läden und Grünflächen ist es aber auch zum Ausgehen und Flanieren weithin bekannt und beliebt.

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