Im Stadion der Freundschaft des FC Energie Cottbus wurden 14.779 Zuschauer Zeugen eines 5:1 (4:1)-Kantersieges der Gastgeber über den TSV 1860 München, dessen Zustandekommen die Löwen noch eine Weile beschäftigen dürfte. Energie-Trainer Claus-Dieter „Pelé” Wollitz fasste nach Spielschluss den Verlauf zutreffend zusammen: „In der ersten Halbzeit hat Effektivität gegen Chancenwucher gespielt.” Während die Sechzger, die offensiv kein schlechtes Spiel machten, eine Großchance nach der anderen verpassten, trafen die Lausitzer mit nahezu jedem Torschuss. „Wir haben im Moment das Selbstverständnis und das nötige Quäntchen Glück”, erklärte Wollitz.
Er habe eine Gastmannschaft gesehen, „die ich nicht so gut erwartet habe. Fußballerisch war es in der ersten Halbzeit das Beste, was ich hier in Cottbus in dieser Saison gesehen habe.” Doch von diesem Lob kann sich der TSV 1860 München nichts kaufen. Denn am Ende stand eine deutliche 1:5-Niederlage auf der Anzeigetafel. Einmal mehr geriet der aktuell außerhalb jeder Form spielende Münchner Linksverteidiger Leroy Kwadwo in den Blickpunkt. Nach drei Minuten Spielzeit eröffnete eine ungeschickte Kopfballabwehr von ihm Cottbus den ersten Treffer. Yannik Möker donnerte das Leder aus 18 Metern Torentfernung zum 1:0 in die linke untere Ecke (3. Min.). Danach übernahmen die von Minute zu Minute stärker werdenden Weiß-Blauen die Spielkontrolle.
Weil aber sowohl Tunay Deniz mit einem gefährlichen Distanzschuss (13. Min.) wie Jesper Verlaat mit einem Kopfball (14. Min.) und Morris Schröter mit einem Volleyschuss (20. Min.) scheiterten, kamen die Hausherren mit ihrem zweiten Vorstoß zum zweiten Treffer. Diesmal patzte Kwadwos Außenverteidiger-Pendant auf der rechten Seite. Tim Danhof ließ Phil Halbauer unbedrängt auf Lucas Fernando Copado flanken, der den Ball aus kurzer Distanz zum 2:0 über die Linie drückte (21. Min.). Nach einer Ecke von Jacobsen konnte die Cottbusser Defensive einen Schuss von Raphael Schifferl blocken, der Ball prallte über Umwege zu Schröter, der reaktionsschnell auf 2:1 verkürzte (26. Min.). Doch nur vier Minuten später tanzte Copado, nahezu ohne Gegenwehr, auf der linken Strafraumseite den hüftsteifen Kwadwo aus, zog nach innen und traf zum 3:1 (30. Min.).
Wieder hatten die Löwen in einem turbulenten Spiel beste Chancen auf den erneuten Anschlusstreffer. Doch zwei Mal retten die Rot-Weißen in höchster Not erfolgreich gegen Hobsch (37. und 41. Min.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit erhöhten die enorm effektiven Cottbuser durch Spielmacher Tolcay Cigerci mit ihrem vierten Torschuss im Spiel auf 4:1 (45. Min.+1). Der Edeltechniker traf aus zentraler Position mit einem Schuss aus 20 Metern ansatzlos ins Kreuzeck. Zur Pause tauschte Löwen-Trainer Argirios Giannikis beide Außenverteidiger, brachte Lukas Reich und Florian Bähr für die indisponiert wirkenden Danhof und Kwadwo. Nach einer Stunde Spielzeit versuchte Hobsch im eigenen Strafraum einen Eckball abzuwehren, der Ball landete bei Timmy Thiele, der von der Strafraumgrenze aus zum 5:1-Endstand traf (61. Min.). Die Löwen waren um etwas Ergebniskorrektur bemüht. Doch der eingewechselte Soichiro Kozuki hatte bei einer weiteren Großchance der Münchner kein Glück im Abschluss. Filip Kusic klärte für seinen geschlagenen Keeper auf der Linie (82. Min.).
Die mitgereisten rund tausend Fans des TSV 1860 München machten nach Spielschluss ihrem Unmut über die deftige Klatsche mit wüsten Beschimpfungen Luft. Nachdem aus der Gästekurve mehrfach und lautstark „verpisst euch” zu hören war, gingen die Spieler in die Kabine, ohne sich weiteren Anfeindungen zu stellen. Giannikis kündigte eine schonungslose Ursachenforschung an. „Wir werden alles umdrehen, wir müssen uns fragen, wieso kriegen wir die Gegentore, was war besprochen, was wurde nicht eingehalten.” Ob seine Analyse zu einer Besserung führt, darüber wird die Partie am kommenden Samstag um 14 Uhr beim Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen Aufschluss geben. (as)