Mitte Oktober wurde am Schmorellplatz in Harlaching ein Erinnerungszeichen für Alexander Schmorell aufgestellt. Er gehörte dem Widerstandskreis der „Weißen Rose“ an und wurde deshalb am 13. Juli 1943 in München-Stadelheim ermordet. Zu diesem Zeitpunkt war er gerade einmal 26 Jahre alt. Alexander Schmorell wuchs nicht weit entfernt vom heutigen Schmorellplatz auf, das Haus seiner Eltern steht allerdings seit langer Zeit nicht mehr.
Auftakt zur Aufstellung des Erinnerungszeichens bildete eine Gedenkveranstaltung im Albert-Einstein-Gymnasium, das aus dem „Neuen Realgymnasium” entstanden ist. Dort hatten sich Alexander Schmorell und Christoph Probst (später ebenfalls Mitglied der Weißen Rose, Anm. d. Red.) kennengelernt.
Zahlreiche Festredner würdigten bei der Gedenkveranstaltung den Mut und die Entschlossenheit von Alexander Schmorell, darunter auch Stadtrat Sebastian Weisenburger in Vertretung des Oberbürgermeisters, Dr. Ludwig Spaenle, Dr. Hildegard Kronawitter, Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V. und Markus Schmorell. Der Neffe von Alexander Schmorell hatte sich nach einem Schreiben eines Schülers des Albert-Einstein-Gymnasiums bereit erklärt, der Aufstellung eines Erinnerungszeichens zuzustimmen, wie er in seiner Rede betonte. Er hätte sich allerdings gewünscht, dass das Erinnerungszeichen mehr über die Taten von Alexander Schmorell und die übrigen Mitglieder der Weißen Rose verraten würde. „Wir erinnern an Alexander Schmorell, weil sein Handeln vom Humanismus geprägt war”, betonte er. Erinnerung solle nicht zum Selbstzweck betrieben werden, sondern zeigen, dass es Menschen gegeben habe, die sich gegen die menschenverachtende Ideologie gewehrt und sich für Menschlichkeit eingesetzt haben.
Liam und Valerie, zwei Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums, betonten in ihrer Ansprache, wie sehr ihnen die Erinnerung als Mahnung dient. Es sei Pflicht eines jeden Menschen selber zu denken und seine Verantwortung im Hier und Jetzt wahrzunehmen. Es sei wichtig, hinzusehen und Unrecht entgegenzutreten, so die engagierten Schüler.
Zum Abschluss betonte Dr. Anais Schuster-Brandis vom Bezirksausschuss 18 – Untergiesing-Harlaching, wie froh sie darüber sei, dass das Mahnmal nun hier in Harlaching-Untergiesing aufgestellt worden sei. „Es ist hier passiert, und es darf nie wieder passieren”, lauteten ihre mahnenden Worte.
Alexander Schmorell wurde 1917 im südrussischen Orenburg als Sohn eines deutschstämmigen Arztes geboren und wuchs ab 1921 in der Münchner Villenkolonie Menterschwaige auf. Am Neuen Realgymnasium freundete er sich mit Christoph Probst an. Nach dem Abitur 1937 wurde Schmorell zum Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst einberufen. Der Drill und die NS-Indoktrination stießen ihn ab und verletzten seinen Drang nach geistiger Freiheit und Selbstbestimmung. 1939 begann er sein Medizinstudium.
Im April 1940 wurde er in die Wehrmacht eingezogen und Sanitätsunteroffizier, ab Mai 1940 nahm er am Feldzug gegen Frankreich teil. Bei der Heeressanitätsstaffel lernte er im Juni 1941 Hans Scholl kennen, sie wurden enge Freunde. Im Juni und Juli 1942 verfassten sie die ersten vier Flugblätter der „Weißen Rose“. Im Juli 1942 wurde Schmorell an die Ostfront kommandiert. Zurück in München schrieben er, Hans Scholl und Willi Graf Freiheitsparolen an Hausfassaden. Nach der Verteilung des sechsten Flugblatts am 18. Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl festgenommen und die Gestapo fahndete nach Schmorell. Sein Fluchtversuch scheiterte, am 24. Februar wurde er verhaftet, am 19. April vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 13. Juli 1943 in der Zentralen Hinrichtungsstätte München-Stadelheim ermordet.
Seine letzten Worte schrieb er an seine Eltern: „[Ich] gehe hinüber in dem Bewusstsein, meiner tiefen Überzeugung und der Wahrheit gedient zu haben. Dies alles lässt mich mit ruhigem Gewissen der nahen Todesstunde entgegensehen.”