Färber, Fischer, Weber, Hafner – in früheren Zeiten waren dies übliche Handwerke in der Gemeinde Inning. Es gab sogar fünf verschiedene Mühlenarten, in denen neben Getreide auch Öl hergestellt oder Steine geschliffen wurden. Der Verein Heimatgeschichte Inning erinnert in seinem 18. Heft an die alten Handwerke und Gewerbe. Jutta Göbber und Franz Meier stellten die Neuerscheinung im Gasthof Silberfasan vor.
„Von alten Handwerken und Gewerben in unserer Gemeinde“ heißt das mit vielen Originalfotos, Dokumente und Pläne versehene 128 Seiten umfassende Büchlein. Inning war über Jahrhunderte ein Bauern- und Handwerkerdorf. Da viele Hofstellen aber recht klein waren, reichte die Landwirtschaft nicht, um die Existenz der Familien zu sichern. Deswegen gingen viele Bauern einem handwerklichen Nebenerwerb nach. Um welches es sich handelte, kann anhand der Eintragungen im Urkataster von 1805/1812, erkannt werden. Bachmetzger, Filzerer Kaspar, Kramer- Michldoni, Schäffler, Untermüller oder Weber-Martl sind darin aufgeführt. Bei vielen Handwerken wurde der Bach, der sich durch den Ort schlängelte, genutzt. Auch die Lage an der Salzstraße war ein wichtiger Standortfaktor, denn von den durchfahrenden Salzfuhrwerke, profitierte der örtliche Handel. Seit 1603 gab es in Seefeld ein Brauhaus, und das Wirtshaus in Stegen, das schon 1354 schriftlich erwähnt wurde, gehört mit zu den ältesten im Landkreis Starnberg.
„Fast jede Bauernfamilie besaß ein paar Schafe, die während des Sommers vom Dorfhirten gehütet wurden und deren Wolle meist in den Wintermonaten die Familien selbst verarbeiteten“, erfährt man aus dem Buch. Und es gab Schmiede. Ein Hufschmied, der die Hufeisen für Pferde anfertigte, aber auch Grobschmiede, die Äxte, Beile und Sensen, Nägel und Beschläge anfertigten.
Seit der industriellen Revolution wurden Handwerkerarbeiten zunehmend durch Maschinen vereinfacht. „Die mit ihr verbundene Erfindung des mechanischen Webstuhls hatte besonders schnell das Weberhandwerk auf dem Land weitgehend überflüssig gemacht“.
Auch der Beruf Schuster ist selten geworden. Dabei besaß man vor 100 Jahren im Durchschnitt höchstens zwei Paar Schuhe und wenn diese kaputt waren, wurden sie nicht weggeworfen, sondern vom Schuster geflickt.
Erinnert wird an den Hartmann Franz, der auch als Feldgeschworener gearbeitet hatte. „In dem engen kleinen Werkstattraum, der im Winter mit einem Kanonenofen in der Mitte des Raumes beheizt wurde, saß er auf einem Schemel am Fenster, umgeben von einem Haufen Holz, einigen Schachteln mit neuen Turnschuhen. Nach getaner Arbeit ging es dann zum Plonner auf ein Bier“.
Die ehemaligen alten Handwerke in den Dörfern sind inzwischen alle aufgegeben worden, heißt es in der Schlussbemerkung. „Die vielen Kleinbauern mit einem handwerklichen Nebenerwerb, die noch im 18. Jahrhundert vorhanden waren, sind verschwunden“. Heute fährt man schnell in große Einkaufsorte. Am Dorf sind Geschäfte fast schon selten geworden.
Das Heft 18 der Inninger Geschichtsblättert ist gegen eine Spende ab zehn Euro im Café Huttner, im Restaurant Nenei und freitags im Gemeindearchiv erhältlich.