Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit machen den Ironman auf Hawaii zu einem der extremsten sportlichen Wettbewerben, die man sich vorstellen kann. Die Teilnehmer gehören zu den besten Triathleten der Welt. Und auch dann schafft nicht jeder die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke im offenen Meer, 180 Kilometer Radfahren und danach noch den Marathon mit 42,2 Kilometern. Ein echter „Ironman“ ist der 23-jährige Felix Schiller aus Herrsching. Er hat es geschafft und ist mit 9:12:23 Stunden als zehnter in seiner Altersklasse ins Ziel gekommen.
Die Beine tun nicht mehr weh. Felix hat drei Wochen nach dem Rennen wieder mit seinem Training bekommen. „Ganz locker und entspannt, keine Intensität und nicht lange“, erklärt er. „Nach dem Rennen war jeder Schritt sehr, sehr schmerzhaft“. Drei Tage lang hat sein Körper damit gegen die unmenschlichen Strapazen rebelliert, die ihm der junge Sportler abverlangt hat. Beim Rennen selbst war es sein eiserner Wille und Disziplin, die ihn die rund neun Stunden, über die Strecke getragen haben.
„Manchmal war es schon sehr, sehr lang“, erinnert sich Felix. „Boah, warum mach ich das“ – dieser Gedanke sei ihm nicht nur einmal durch den Kopf geschossen. Aber der Ironman in Hawaii ist eben Legende. „Aufgeben war keine Frage“ und der Gedanke an die Ziellinie am Schluss hat ihn getragen. Getragen hat ihn auch die Unterstützung seiner Familie, Freunde und Unterstützer. Die Eltern Eva und Christian Schiller, Bürgermeister der Gemeinde Herrsching, sowie Bruder Valentin sind als „Support-Team“ mit nach Hawaii geflogen. Über eine Whattsap-Gruppe konnten daheim alle mitfiebern.
Drei Wochen vor dem Wettbewerb flog Felix zum Akklimatisieren auf „Big Island“. Extreme Bedingungen wie „über 30 Grad im Schatten, aufgeheizte Straßen, stehende Luft und eine Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent“, machen das Training zur Tortur, informiert Valentin Schiller im Chat.
Auf den acht Kilometer langen „Energy Lap“, berüchtigt für extreme Hitze und völligen Mangel an Schatten, bereitet sich Felix gezielt vor. „Der Streckenabschnitt hat schon einige Athleten gezwungen, das Rennen vorzeitig zu beenden“, weiß Valentin.
Am Wettkampftag werden hunderte von Emojis mit gedrückten Daumen, Kleeblättern , Herzen und Mutmachsprüchen an den Sportler geschickt. Darunter auch seine frühere Realschuldirektorin Rita Menzl-Stuck und Pfarrer Simon Rapp, der eine Kerze für ein gesundes Durchstehen und Ankommen anzündett. „Bei einem Wettkampf dieser Größenordnung kann alles passieren“, so der Bruder. „Das beginnt mit Ellenbogen- oder Fußtritten beim Schwimmen, geht über Stürze oder Reifenpannen beim Radln und endet mit der gnadenlosen Hitze und Erschöpfung, die den Körper zum Versagen bringen“.
Freunde verbringen die Nacht (wegen der Zeitverschiebung) vor dem Live-Stream. Das Support-Team begleitet den Wettbewerb vom Straßenrand aus. Zeiten werden durchgegeben. Felix schlägt sich tapfer, dann kommen Rückenschmerzen und Krämpfe. „Alles tut weh“, ruft er dem Bruder zu. Doch Felix beißt die Zähne zusammen. Nach neun Stunden, zwölf Minuten und 23 Sekunden kommt er ins Ziel, als zehnter von 57 Teilnehmern seiner Altersklasse (18 bis 24 Jahre) und auf Platz 128 von 2228 Läufern. Ein Traum wurde wahr.