In einer gemeinsamen Veranstaltung der Abteilungen Fußball und Vereinsgeschichte des TSV 1860 München begegneten sich Fußballerinnen aus den 1970er Jahren und heute. Das Klubheim „Bamboleo” in der Tegernseer Landstraße war bis auf den letzten Platz gefüllt, als mit Roswitha Kiermaier und Heidi Krimmer zwei Vertreterinnen der ersten Generation von Fußballerinnen aus der Gründungszeit der Löwinnen berichteten. In einer von Beatrice Wichmann moderierten Gesprächsrunde trafen sie auf die Fußballabteilungsleiterin Veronika Seemann und die Spartenleiterin Silke Dehling, die den weiß-blauen Frauenfußball im Jahr 2020 wiederbelebt haben.
Unter den Zuhörenden waren auch etliche Spielerinnen der heute aktiven Generation, die sich nach der offiziellen Gesprächsrunde angeregt mit den weiß-blauen Pionierinnen unterhielten. Kiermaier und Krimmer kamen aus dem Händeschütteln und Autogrammegeben kaum mehr heraus. Selbst ein alter Pokal, der laut Inschrift vom damaligen CSU-Politiker und Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß gestiftet worden war, fand seinen Weg zurück zu den Löwinnen.
Fußballhistoriker Claus Melchior gab den Anwesenden einen kleinen Rückblick von den Anfängen des weiblichen Fußballs in Deutschland und berichtete vom nicht unkomplizierten Verhältnis des männerdominierten Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu kickenden Frauen. Im Jahr 1955 erließ der DFB eine Verordnung, die es seinen Mitgliedsvereinen untersagte, Frauen auf seinen Anlagen trainieren oder spielen zu lassen. Ein Verbot, das bis 1970 Bestand hatte. Erst als aktive Frauen damit drohten, einen eigenen Verband zu gründen, lenkte das Präsidium des DFB ein. Heute spielen mehr als eine Million Mädchen und Frauen in Vereinen.
In der Amtszeit des früheren Löwen-Präsidenten Dr. Erich Riedl von 1974 bis 1981 hatten die Fußballerinnen beim TSV 1860 München einen Fürsprecher. Über die Kontakte des CSU-Bundestagsabgeordneten dürfte es auch zur Stiftung des Pokals durch Strauß gekommen sein. Als Riedls Amtszeit zu Ende ging, hatten die Löwen mit heftigen Finanzproblemen zu kämpfen, die 1982 im Lizenzentzug der Herrenmannschaft für den Profifußball und dem Zwangsabstieg in die Bayernliga gipfelten. Das wirkte sich auch auf die Frauenmannschaft aus. Sie wurde kurzerhand aufgelöst. Die Spielerinnen sollen sich daraufhin der FT Gern angeschlossen haben.
Vier Jahrzehnte lang war danach an Frauenfußball unter dem Dach des TSV 1860 München nicht mehr zu denken. Erst Präsident Robert Reisinger zeigte sich wieder aufgeschlossen dafür. Bei ihm rannten Dehling, Seemann und ihre Mitstreiterinnen mit ihrem Vorhaben offene Türen ein. Der damalige Fußball-Abteilungsleiter Roman Beer half bei der Organisation von Trainings- und Spielplätzen und 2021, wegen der Corona-Pandemie später als geplant, kam es zum ersten Spiel einer neuen Generation von Fußballerinnen im Trikot der Löwen. Gegner in diesem historischen Spiel vor 350 Zuschauern auf der Sportanlage an der Sankt-Martin-Straße 35 war der SSV 1983 Weng aus Niederbayern. Nur vier Jahre später stehen die Löwinnen mit zwei Frauenmannschaften und zwei Juniorinnen-Teams wieder im Ligabetrieb des Bayerischen Fußball-Verbandes. (as)
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