Am Sonntag, 17. November, ist Volkstrauertag. Dieser gehört zu den so genannten Stillen Tagen (an diesen Tagen sind öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen oder öffentlicher Tanz verboten, Anm. d. Red.). Vielerorts gibt es Unmut darüber, dass man an diesem Tag nicht wie sonst ausgelassen feiern darf. Das ehrende Gedenken an die vielen Millionen Tote aus den Kriegen dieser Welt soll an diesem Tag aber im Vordergrund stehen und vor zum Frieden gemahnen. Eine Botschaft, die selten wichtiger war als heute.
Erstmalig wurde der Volkstrauertag 1922 gefeiert. An diesem Tag wurde und wird bis heute der Opfer der Weltkriege gedacht. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde der Volkstrauertag zum „Heldengedenktag” umbenannt.
Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde der Volkstrauertag erneut vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeführt und 1950 erstmals neben vielen regionalen Veranstaltungen mit einer Feierstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begangen. Der Volkstrauertag findet immer am vorletzten Sonntag des evangelischen Kirchenjahres, zwei Wochen vor dem 1. Adventssonntag statt. An diesem Tag wird mittlerweile nicht nur der Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht, sondern aller Opfer von Gewaltherrschaften und Kriegen. Darüber hinaus gilt es den Tag vor allem als Mahnung zum Frieden zu verstehen. Die Pflege der Soldatenfriedhöfe sieht der Volksbund als seinen Beitrag zum Frieden in der Welt an.
Die Pflege der rund 830 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten kostet Geld, die staatlichen Zuschüsse reichen bei Weitem dafür nicht aus. Man schätzt, dass in diesen Grabstätten rund 2,8 Millionen Opfer der beiden Weltkriege ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Mit der Aufrechterhaltung der Soldatenfriedhöfe erinnern sie daran, welche schrecklichen Folgen kriegerische Auseinandersetzungen haben. Das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt wach zu halten ist das erklärte Ziel, denn Frieden ist kostbar und leider bis heute keine Selbstverständlichkeit. Die Arbeit, die der Volksbund Deutscher Kriegsgräber-Fürsorge hier leistet, ist nicht dazu gedacht, den Krieg und seine gefallenen Soldaten zu verherrlichen, sondern ganz im Gegenteil, durch die Vielzahl an Opfern, die ihr Leben lassen mussten, daran zu erinnern, wie unverzichtbar Friede ist.
Während die meisten Gemeinden und Städte Kriegerdenkmäler für die hiesigen Gefallenen aufgestellt haben, gibt es für die Soldaten, die fern der Heimat ihr Leben ließen, oftmals keine solche Andachtsstätte. Hier kommen die Soldatenfriedhöfe ins Spiel.
Wer sich ein Bild davon machen möchte, findet beispielsweise an der Bundesstraße 472 im Ortsteil Dürnbach der Gemeinde Gmund am Tegernsee einen solchen Soldatenfriedhof. Die Kriegsgräberstätte wurde nach dem 2. Weltkrieg von der Commonwealth War Graves Commission (englisches Pendant zur Deutschen Kriegsgräberfürsorge, Anm. d. Red.) errichtet. Die meisten der dort Bestatteten gehörten der Royal Air Force an und wurden aus Bayern, Württemberg, Österreich, Hessen und Thüringen von bestehenden Einzel- oder Gruppengräbern, nach Dürnbach umgebettet. Einige der Toten sind Angehörige der Truppen des Britischen Empire, die bei Fluchtversuchen aus deutschen Kriegsgefangenenlagern getötet wurden. Auf dem Soldatenfriedhof fanden 2.960 Soldaten des Commonwealth ihre letzte Ruhestätte, wobei 93 Personen nicht identifiziert werden konnten. Es wurden auch für weitere 30 Gefallene anderer Nationen, mehrheitlich Polen, Grabstätten errichtet. Viele der Grabsteine enthalten neben dem Namen und dem Alter der Verstorbenen noch letzte Grüße ihrer Lieben, die das ganze Ausmaß der Tragödie für die Angehörigen erahnen lassen. So schrieb die Mutter eines 21-Jährigen: „Gott hat mir das Licht meines Lebens entrissen” oder eine Ehefrau über ihren verstorbenen Mann: „Eine größere Liebe wird es nicht mehr geben.”
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sieht seine Aufgabe aber bei Weitem nicht nur darin, die Friedhöfe instand zu halten, sondern vor allem darin, die Jugend für das Thema Frieden zu sensibilisieren. Seit 1953 betreibt der Volksbund deshalb eine eigenständige internationale Jugend- und Bildungsarbeit. Hier werden Treffen zwischen Jugendlichen aus verschiedenen Ländern organisiert. Unter dem Motto „Arbeit für den Frieden“ treffen sich jährlich über 20.000 junge Menschen aus verschiedenen Ländern in den vier Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten sowie bei den Workcamps und Jugendbegegnungen im In- und Ausland, um einander kennenzulernen, gemeinsame Freizeit zu erleben, auf Kriegsgräber- und Gedenkstätten zu arbeiten und sich mit der deutschen und europäischen Geschichte auseinander zu setzen. Mehr dazu erfährt man unter www.volksbund.de
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ist eine humanitäre Organisation. Er widmet sich im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Der Volksbund betreut Angehörige in Fragen der Kriegsgräberfürsorge, er berät öffentliche und private Stellen, er engagiert sich in der Erinnerungskultur und unterstützt die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge und fördert die Bildung und Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten.
Heute hat der Volksbund 300.000 aktive Förderer sowie über eine Million Gelegenheitsspender und Interessierte. Mit ihren Beiträgen und Spenden, mit Einnahmen aus Erbschaften und Vermächtnissen sowie den Erträgen aus der jährlichen Haus- und Straßensammlung finanziert der Volksbund fast zwei Drittel seiner Arbeit. Den Rest decken öffentliche Mittel des Bundes und der Länder.