Eine Fußballmannschaft aus Ramersdorf, die Bayern und Sechzig besiegte und dann am deutschlandweiten Pokalwettbewerb teilnahm? Die gab es tatsächlich, wobei die größten Erfolge des SC Bajuwaren München in die Zeit des Nationalsozialismus fallen, was die sportliche Leistung allerdings nicht schmälern soll.
Der 1910 gegründete SC Bajuwaren war in den 1910er und 20er Jahren vor allem im Gehsport erfolgreich, stellte in dieser Disziplin mit Franz Reichel sogar einen Deutschen Meister. In den 1930er Jahren machten dann auch die Fußballer auf sich aufmerksam. Im August 1937 stand der SC Bajuwaren in der 1. Schlussrunde des Tschammerpokals, dem nach dem damaligen „Reichssportführer” Hans von Tschammer und Osten benannten nationalen Pokalwettbewerb, der als Vorgänger des DFB-Pokals gilt. Gegner der im lilafarbenen Trikot spielenden „Ramersdorfer Veilchen” war der Karlsruher FV, dem Bajuwaren mit 1:4 unterlag.
Dass der SC Bajuwaren als einziger Münchner Vertreter am Tschammerpokal teilnahm, war jedoch bereits ein kleine Sensation. Im Münchner Pokal hatten die Ramersdorfer sowohl den FC Bayern (2:0) als auch den TSV 1860 (4:0) besiegt. Beide Vereine waren damals schon recht groß, spielten als Gauligisten anders als die Bajuwaren erstklassig. Der FC Bayern hatte 1932 seine erste Deutsche Meisterschaft eingefahren, der TSV 1860 war 1931 im Endspiel um selbige Hertha BSC unterlegen.
In Kriegszeiten konnten die Bajuwaren dann nochmals die Löwen bezwingen: 1943 gewannen sie im Stadion an der Grünwalder Straße mit 1:0. Als Mitglied der Gauliga Südbayern 1942/43 und Gauliga München/Oberbayern 1944/45 spielte der SC Bajuwaren jeweils in der höchsten Liga. Der Fußballplatz im alten Ortskern von Ramersdorf, zwischen der Wallfahrtskirche und der Führichschule gelegen, war ein beliebter sonntäglicher Treffpunkt. Heute befindet sich dort eine Grünanlage.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der SC Bajuwaren wie so viele Münchner Traditionsvereine von Armin bis Teutonia nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Zwar spielten die Lila-Weißen von 1945 bis 1947 noch in der Landesliga Bayern - der höchsten Amateurliga im Freistaat - gegen Gegner wie Wacker München, Jahn Regensburg oder die Würzburger Kickers. Jedoch stiegen die Bajuwaren 1946/47 mit der verheerenden Bilanz von nur 4:36 Punkten ab, kehrten nie mehr in die höchste Amateurliga zurück und spielten fortan lediglich noch auf Bezirks- und Kreisebene.
Seit 1962 auf der Bezirkssportanlage Görzer Straße beheimatet, ging der SC Bajuwaren Ende 2016 eine Quasi-Fusion mit der ebenfalls dort ansässigen Münchener Sport Vereinigung ein. Seither spielen die Fußballmannschaften unter dem Namen MSV Bajuwaren. Die erste Herrenmannschaft tritt aktuell in der Kreisklasse an.